Blue Cinema Chur City West

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7000 Chur,
Schweiz

Veröffentlicht am 10. April 2024
domenig ARCHITEKTEN AG + meierpartner architekten ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Fassade Tag Fassade Nacht Fassade Nacht IMAX Shop Situation Treppe Eingang VIP Saal Kinozugang Rooftop Rooftop Rooftop

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Sommeraustrasse 7, 7000 Chur, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
6330 m²
Geschossfläche
13'400 m²
Nutzfläche
8770 m²
Gebäudevolumen
62'200 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
37,0 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
35
Parkplätze
120

Beschreibung

Das Blue Cinema Chur City West mit acht Kinosälen, Bar, Rooftop-Kino und Restaurant erweitert kulturell das benachbarte Chur City West Center um ein zusätzliches Freizeitangebot. Die neue Passarelle über der RhB-Linie verbindet das Kinofoyer direkt mit dem bestehenden City West Center.

Ausgangslage

Die Blue Entertainment AG suchte seit längerem einen neuen Standort in der Region, um ihr Kinoangebot in der Region Graubünden und dem Rheintal zu erweitern. Die Erweiterung des bestehenden City West Centers in unmittelbarer Nähe der Autobahnausfahrt und mit guter Anbindung an das Stadtzentrum von Chur war dafür optimal zumal eine zusätzliche Freizeitnutzung für den Standort als sinnvolle Ergänzung gesehen wurde.

Entwurfsidee

Das Kinogebäude steht als Solitär leicht zurückgesetzt zur Sommeraustrasse und bildet zwischen Busbahnhof und Haupteingang einen kleinen Vorplatz, der strassenseitig durch eine neue Baumallee eingefasst ist. Die aufwendig gestaltete Hauptfassade bildet das Gesicht zur Stadt mit Bezügen zu den Filmpalästen des 20. Jahrhunderts. Hinter der Fassade befindet sich das Eingangsfoyer, das sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckt. Dieses Foyer erschliesst die verschiedenen Nutzungen innerhalb des Kinos, nämlich der Sportbar im Erdgeschoss, der Garage im Untergeschoss und dem eigentlichen Kinoeingang im Dachgeschoss.
Durch die Verbindung des Kinogebäudes mit dem City West Center über die Passarelle über die Bahnlinie verfügt das Kino de facto über zwei Hauptzugänge für die Kundenströme. Durch den Höhenunterschied zwischen Center und Kino stösst die Passarelle im Dachgeschoss direkt an das Kino. Dieser Umstand hat meierpartner Architekten dazu bewogen, im Gegensatz zu anderen Kinoprojekten das Hauptfoyer mit Shop, Bar und Restaurant für einmal lichtdurchflutet im Dachgeschoss anzuordnen. Dieser Entscheidung verdankt das Projekt auch die grosszügige öffentliche Dachterrasse mit imposantem Blick auf das Bündner Bergpanorama. Die Kinosäle liegen konsequent im Mezzanin und sind vom Foyer aus über eine grosszügige Treppe aus Holz und Beton erreichbar.

Projektierung

Das Kino wurde in Massivbauweise errichtet. Die wenigen tragenden Wände wurden aus schalltechnischen und statischen Gründen in Beton ausgeführt. Grosse Spannweiten der Kinosaaldecken konnten mit vorfabrizierten Betonrippen überbrückt werden. Der schlechte Baugrund erforderte eine Pfahlgründung und begrenzte die Tragfähigkeit der Konstruktion. Aus diesem Grund wurde eine Dachkonstruktion in Leichtbauweise notwendig. Das Dachgeschoss zeichnet sich daher durch eine sichtbare Balkendecke aus 500 Nadelholzbalken aus, die auf nur wenigen, baumartigen Betonstützen aufgelagert ist und somit eine maximale Flexibilität für spätere Umnutzungen durch die Mieter ermöglicht.
Die Gebäudehülle orientiert sich in ihrer zeitgemässen und konsequenten Formensprache am Charakter des Quartiers City West. Aus diesem Grund wurden die gleichen weissen Alucobundplatten wie in der City West verwendet. Die Öffnungen sind jedoch freier angeordnet und lassen von aussen die innere Nutzung erkennen.

Besonderheiten

Der grösste der acht Kinosäle das IMAX Theatre bietet mit rund 28 Metern Länge und 21 Metern Breite Platz für rund 330 Personen. Er stellt besondere Anforderungen an Akustik und Bildqualität. Zudem liegt er auf dem Gelände am nächsten an der angrenzenden Bahnlinie. Das Fundament wurde daher mit entsprechenden Entkopplungsmatten unterlegt, die mögliche Erschütterungen der vorbeifahrenden Züge dämpfen und somit das Kinoerlebnis der Besucher*innen nicht stören.
Eine weitere Herausforderung war der Bau einer Fussgängerbrücke über die Bahnlinie der RhB. Diese musste in einer Nacht montiert werden, um den Bahnbetrieb so kurz wie möglich zu unterbrechen. Dieser Montagetermin musste mehrere Monate im Voraus festgelegt werden, was einen grossen Druck auf die Planung und Ausführung der gesamten Stahlbauarbeiten ausübte.
Die auffälligste Besonderheit des Kinokomplexes ist jedoch die Dachterrasse im obersten Geschoss. Sie ist öffentlich zugänglich und bietet, wie eingangs erwähnt, einen imposanten Ausblick auf die Bündner Bergwelt. Inspiriert von dieser Lage wurde für diese Terrasse ein einzigartiges Rooftop-Kino entwickelt. Dazu wurde eine vorfabrizierte Projektionskabine aus Holz auf das Dach gesetzt. Gegenüber wurde eine 10 Meter breite Leinwand in Form einer abgehängten Stahlkonstruktion am bestehenden Dach montiert. Fest installierte, abgestufte Sitzinseln aus Douglasie möblieren die Terrasse und können sowohl während der Filmvorführungen als auch tagsüber als Sitzgelegenheit genutzt werden.

Das Projekt von meierpartner Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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