Empa Forschungscampus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 10. April 2024
SAM Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die bauliche Erweiterung der Empa in Dübendorf bringt die strategische und inhaltliche Neuausrichtung vertieft zum Ausdruck. Das Areal wird durch Sam Architekten zu einem Campus, der den hohen Ansprüchen einer modernen Forschungsgemeinschaft gerecht wird und die Zusammenarbeit über die Disziplinen hinweg ermöglicht.
Ausgangslage
Der neue Masterplan für den Forschungscampus Empa und EAWAG in Dübendorf zielt auf die zukünftige Transformation der beiden Institute. Die strategische und inhaltliche Neuausrichtung soll künftig stärker in die Bereiche Forschung und Entwicklung eingreifen und das Areal zu einem Campus entwickeln. Gerade die Zusammenarbeit durch neue, offene Räume soll gefördert und die Menschen auf dem Campus zu neuen, kollaborativen Arbeitsweisen animiert werden.
Entwurfsidee
Mit der umgesetzten Positionierung des Forums Chriesbach und des Test- und Demonstrationszentrums NEST sowie dem in Längsrichtung verbindenden Grünen-Band, das sich vom renaturierten Bach her in Ost-Richtung erstreckt, werden wichtige Plätze und öffentliche Bereiche des Campus festgelegt. Das Laborgebäude auf dem Campus der Empa bildet mit seiner klaren und strengen Formensprache den östlichen Abschluss und definiert den Hauptplatz. Forschungsräume mit glatten, funktionalen Oberflächen kontrastieren mit einladenden Besprechungs- und Rückzugsräumen, in denen Holz an Wand und Decke Ästhetik, Akustik und Raumklima verbessert. Naturbelassene Massivholzbauteile unterstreichen die Nachhaltigkeit, erleichtern die Wiederverwendung oder umweltgerechte Entsorgung und fördern die Kreislaufwirtschaft. Das neugebaute Multifunktionsgebäude orientiert sich quer zum Laborgebäude und bildet den südlichen Abschluss des Platzes. Nach Osten wie nach Westen wird der Bau auf sämtlichen Geschossen von grosszügigen, offenen Loggien abgeschlossen. Die Loggien sind als begehbare Aussenräume gedacht und fördern das Zusammenleben- und Arbeiten der Mitarbeitenden. Das Parkhaus bildet entlang der Überlandstrasse die Adresse des Empa-Campus und kommuniziert bereits dessen Werte nach aussen. Die Fassade vermittelt den natürlichen Baustoff Holz, der auch im Innern strukturbestimmend ist.
Projektierung
Die Struktur der Laborgebäude orientiert sich an den geforderten Laborgrössen, sind bauökonomisch optimiert und entsprechen den Schwingungsanforderungen. Jeweils an den Fassadenenden sowie über dem Eingangsbereich öffnen sich Räume für informelle Treffen am Tageslicht. Diese bewusst gestalteten Raumbereiche fördern den sozialen, intellektuellen und fachlichen Austausch unter den Mitarbeitenden. Die Fassaden sind in zwei Bereiche geordnet und folgen der Gliederung der bestehenden Nutzbauten im Sinn einer zeitgemässen Neuinterpretation, ohne diese zu kopieren. Das Multifunktionsgebäude verfügt über öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss mit Bistro und Co-Working-Space sowie Büroflächen in den Obergeschossen. Die Fassade folgt der gestalterischen und konstruktiven Logik des Laborgebäudes mit bewussten Variationen im Ausdruck. Diese Verwandtschaft schafft eine wichtige räumliche und gestalterische Identität und stärkt damit das Zusammenspiel der Bauten innerhalb des Campus. Für das Parkhaus besteht die Grundidee darin, ein Gebäude zu entwerfen, das sich im Laufe der Zeit den Bedürfnissen anpassen kann. Die Gebäudestruktur und die Geschosshöhen sind daher sowohl für ein Bürogebäude mit allen notwendigen Eigenschaften als auch für eine Parknutzung mit den erforderlichen Parkplatzgeometrien ausgelegt. Im innen liegenden Atrium, das eine mögliche zukünftige Büronutzung mit Tageslicht versorgen wird, befindet sich heute die Fahrzeugrampe des Parkhauses.
Realisierung
In den Laboren dominieren glatte und streng funktionale Oberflächen. Als Ausgleich und Kontrast dazu wurden die Besprechungs-, Begegnungs- und Rückzugsräume bewusst als gemütliche und einladende Bereiche gestaltet. Hierbei spielt Holz eine zentrale Rolle: Es verkleidet Wände und Decken, was nicht nur die Ästhetik bereichert, sondern auch die Akustik verbessert. Diese Massnahmen tragen dazu bei, eine ruhige und entspannende Atmosphäre zu schaffen, die den Austausch und das Wohlbefinden fördert. Beim Multifunktionsgebäude wird das Dachgeschoss als technischer Aufbau bis an die nördliche Fassadenkante geschoben und stärkt damit dessen Präsenz zum Platz. Die Fassadenelemente sind gleichsam auswechselbar und demontierbar, womit das Dach für zukünftige Nutzungen umgestaltet werden kann. Die oberirdischen Geschosse des Parkhauses sind in Holz-Beton-Hybridbauweise konstruiert. Bei der Entwicklung des Tragwerkskonzeptes bestand das Ziel darin, die beiden Materialien Holz und Beton möglichst effizient entsprechend ihren Stärken einzusetzen und so den Materialverbrauch zu minimieren. Die Wiederverwertbarkeit der Fassadenstruktur in Holz bleibt im Rahmen einer zukünftigen Umnutzung durch deren konstruktiv überformbare neue klimagetrennte Hülle gewährleistet. Die geschossweise ausladenden horizontalen Fassadenbänder schützen nicht nur die Hülle, sondern sprechen eine bekannte, im gesamten Campus verwendete Sprache und vermitteln bewährte Werte.
Besonderheiten
Der Forschungscampus zeichnet sich insbesondere durch die Anwendung von BIM (Building Information Modeling) als Pilotprojekt aus, das einen hochmodernen Ansatz bei der Planung und Realisierung des Bauprojekts ermöglichte. Die Neubauten auf dem Campus, darunter das Laborgebäude, das Multifunktionsgebäude und das Parkhaus, sind nach Minergie-P-Eco zertifiziert, was den hohen Anspruch an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz unterstreicht. Diese fortschrittlichen Technologien und das Engagement für Nachhaltigkeit zeigen, dass der Empa-Forschungscampus in Dübendorf nicht nur ein Ort für innovative Forschung ist, sondern auch ein Vorbild für nachhaltiges Bauen und Energiemanagement. Durch den gezielten Einsatz von BIM werden Effizienz und Nachhaltigkeit von Anfang an in das Projekt integriert, was den Forschungscampus zu einem zukunftsweisenden Beispiel macht.
Das Projekt von Sam Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.