Erweiterung Schulanlage Steinboden, Eglisau

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8193 Eglisau,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2016
Hopf & Wirth Architekten ETH/HTL/SIA Architekturbüro
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016

Lichthof zwischen Alt- und Neubau Lichthof zwischen Alt- und Neubau Erweiterungsneubau Ost: 3-fach Kindergarten Korridor Kindergärten Eingangshalle von Ernst Gisel 1980 Blick aus den Gruppenräumen Garderobe Kindergarten Garderobe Kindergarten Querblick durch die Kindergärten Klassenraum Kindergarten Querverbindung Altbau zu Erweiterungsneubau Innenhof Kindergarten Vorplatz Kindergärten

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
07.2014
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Geschossfläche
2200 m²
Gebäudevolumen
7000 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
7,7 Mio. CHF

Beschreibung

Das bestehende Schulhaus von Architekt Ernst Gisel wurde mit Umsicht und viel Feingespür geplant, von seinen «Bewohnern» hoch geschätzt oder gar geliebt und von der Denkmalpflege – absolut zu Recht – als schutzwürdig eingestuft. Es bedurfte eigentlich keiner Korrektur, hätten sich die pädagogischen Bedingungen nicht geändert.
Die Setzung in die Topografie ist überzeugend einfach und klar. Der Baukörper ähnelt einem Schiffsrumpf, der auf dem Niveau der Rhihaldenstrasse in den Hang eingeschoben worden ist. In seinem Innern zeichnet die abgestufte Raumfolge des «Kulturbereichs», wie Ernst Gisel diese zentralen kollektiven Räume der Schule in der Festschrift von 1980 treffend nannte, den Verlauf der Topografie nach. Parallel dazu führt die Treppe aus dem Foyer in das Obergeschoss oder, um beim Bild des Schiffes zu bleiben, auf das Oberdeck, zu den beidseitig angeordneten Schulzimmern mit Blick auf die Hochebene. Eine präzise, in sich abgeschlossene Komposition, einfach aber stimmungsvoll materialisiert, funktional gedacht und solide konstruiert.
Diese gedankliche Klarheit des Kollektiven im Zentrum von Ernst Gisels Schulanlage, räumlich verknüpft mit der Topografie, mit Licht durchfluteten Räumen, die für die Nutzungen nicht Vorgaben machten, sondern Möglichkeiten schufen, waren für uns die Qualitäten, die es mit der Erweiterung zu erhalten, oder gar zu schärfen galt.
Ein Glücksfall war es, dass mit dem Architekten Ernst Gisel und dem Denkmalpfleger Jürg Andrea Bossardt sowohl der Schöpfer wie der Hüter dieses Denkmals massgeblich am Juryentscheid im Rahmen des Wettbewerbes Einfluss nehmen sollten: Keine andere Jury hätte sich wohl die Freiheit nehmen können, unter diesen Vorzeichen ein Projekt auszuwählen, das die Fassaden teilweise verbaut, Gesamtfigur und Dachlandschaft völlig verändert und darüber hinaus nicht weniger als 14 Fassadendurchbrüche bzw. Anbauten vorschlägt.
Das gewählte Konzept der organischen Erweiterung hat die beste Möglichkeit geboten, Gisels ausgefeilte Raumdisposition und ihre Beziehung zur Topografie sinnfällig zu erhalten, ja sogar zu stärken. Das Kollektive als Ausdruck seiner Vorstellung von Schule und Schulleben wird durch das Anbauen noch präsenter und die durch die Oberlichter räumlich gegliederten Klassenzimmer erhalten mit den angedockten Gruppenräumen eine räumliche Bereicherung. Das bisher eher introvertierte Erdgeschoss, insbesondere der ostseitige Garderobentrakt, hat mit den über Lichthöfe abgesetzten seitlichen Anbauten eine Öffnung und eine weitere Verknüpfung mit der Topografie erfahren.
Licht und Durchblicke sowie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten haben auch uns in diesem Entwurf beschäftigt. Sie bestimmen zusammen mit den natürlichen und gezielt eingesetzten Materialien Beton, Naturstein und Holz die Stimmung im ganzen Schulhaus. Es ist nicht ein Thema von Alt und Neu oder von Vorher und Nachher, Eigenständigkeit oder Unterordnung. Von Anfang an war das Thema das neue Ganze, nicht das Fügen der Teile. Die Schule verstehen wir als lebendigen Ort und Organismus, der sich wandeln kann und soll für und mit den Schülerinnen, Schülern und den Lehrpersonen. Diesen öffentlichen Ort für die Gemeinschaft haben wir organisch erweitert, in einer verständlichen haptischen Architektur.
Spannend war nicht zuletzt, das Entwickeln des komplexen Bauablaufes und der Bautechnik dieses vielfältigen plastischen Gebildes, als zweischalige Betonkonstruktion, mit anspruchsvollen Zusammenschlüssen der beiden Strukturen und mit zahlreichen Abhängigkeiten der Bauschritte weitestgehend unter laufendem Schulbetrieb.

Planerteam:

Bauleitung / Kostenplanung: Thomet Bauleitungen Partner AG, Augwilerstrasse 14, 8426 Lufingen

Bauingenieur: Schnewlyn + Küttel AG, Bauingenieure SIA/USIC, Bahnstrasse 41, 8400 Winterthur

HLSE-Ingenieur: Amstein + Walthert AG, Andreasstrasse 11, 8050 Zürich

Bauphysik: BWS Bauphysik AG, Hard 4, 8408 Winterthur

Landschaftsarchitekt: Steinmann Landschaftsarchitektur, am Iberghang 15a, 8405 Winterthur

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