
Gartenhochhaus Aglaya
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Oktober 2020
Ramser Schmid Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Beschreibung
In Anlehnung an die "Immeubles-Villas" von Le Corbusier bietet der begrünte Wohnturm den Bewohnern jeweils das Beste aus zwei Welten: Die Aussicht eines Hochhauses kombiniert mit dem eigenen Garten eines Eigenheims.
Ausgangslage
Der Gestaltungsplan für das ehemalige Industrialeral "Suurstoffi" sah in der Mitte des neuen Stadtteils als städtebaulichen Akzent ein Hochhaus vor. Gewünscht waren zur Hauptsache Eigentumswohnungen mit Begrünung. Der Anspruch war, diese den Wohneigentümern als Teil der Architektur anzubieten, wobei sich die Bepflanzung nicht nur auf die Wohnungen beschränken sollte. Pflanzgärten waren auch für die Erschliessungsflächen gewünscht, die überdies noch mit Tageslicht zu versorgen waren. Die Bewohner sollten ausserdem zwischen fliessenden oder gekammerten Wohnungsgrundrissen wählen können.
Entwurfsidee
Die Verschmelzung zweier unterschiedlich hoher Gebäudeteile zu einem plastisch gegliederten Turm erfüllt zwei potentiell widersprüchliche Ansprüche: Die skulpturale Qualität des Gebäudes schafft in der Mitte des Suurstoffi-Areals in Rotkreuz einen städtebaulichen Akzent, wobei die Verschmelzung zweier unterschiedlich hoher Türme zu einem Ganzen schlanke Proportionen schafft und dem Gebäude zu einem eleganten Auftritt verhilft. Die über einem Sockel mit Gewerbenutzungen auskragenden Wohngeschosse verstärken den eigenständigen Ausdruck des Gebäudes. Dennoch vermag der Turm sich in die vorhandene bauliche Struktur zu integrieren, indem sich die doppelköpfige Grundrissfigur jeweils an den unterschiedlichen Geometrien der benachbarten Häuser ausrichtet.
Das prägendste Merkmal des Gebäudes ist die Fassadenbegrünung, über welche die Qualität der Aussicht aus einem Wohnturm mit dem Gefühl des Wohnens im Grünen kombiniert wird. Dank der Grundrissfigur ist jede Wohnung zweiseitig orientiert ist und verfügt an den Gebäudeecken jeweils über eine teilweise doppelgeschossige Loggia mit Garten sowie über einen Wintergarten. Eine Vielzahl an Pflanztrögen gliedert die Fassade und bietet selbst in den Schlafzimmern gleichzeitig Weitblick und Grünerlebnis. Letzteres bietet sich bereits auf dem Weg vom Fahrstuhl zur Wohnungstür: ein Z-förmiger Erschliessungskorridor wird jeweils an zwei Stellen über zweigeschossige Pflanzgärten belichtet.
Projektierung
Das Tragwerk des Gebäudes ist als vor Ort gegossene Stahlbetonkonstruktion realisiert, ergänzt mit Stahl-Beton-Verbundstützen. Letztere sind auch im Aussenraum vorgesehen, wo sie die Lasten der Balkone aufnehmen. Im 4. OG, wo die Wohnungskeller und ein Teil der Haustechnik angeordnet ist, sorgen mit mächtigen Betonelementen verkleidete Konsolen für die Einleitung der Lasten in den schmaleren Gewerbesockel. Das Be- und Entwässerungssystem wird in sichtbaren Rohren geführt, welche den Kletterpflanzen überdies als Berankungselemente dienen und sich als frei angeordnete Bündel optisch mit den ebenfalls gelben Fassadenstützen verbinden. Die Pflanztröge sind aus vorfabrizierten Beton-Elementen konstruiert, welche sich mit ihrer vertikalen Kanellierung teilweise im Innenraum fortsetzen und so zum Eindruck eines fliessenden Übergangs zwischen Innen- und Aussenraum beitragen.
Dem Wunsch der Bauherrschaft nach einer Angebotsvielfalt der Eigentumswohnungen wird mit einer flexiblen Struktur entsprochen. So können durch das Hinzufügen oder Weglassen nicht tragender Wände die Wohnungen je nach Vorliebe der Bewohner räumlich fliessend oder gekammert organisiert werden. Ein darauf abgestimmtes Steigzonenkonzept lässt den Bewohnern zudem die Wahl, welche der beiden Küchenzeilen als Insel ausformuliert werden soll, so dass selbst der Essbereich an verschiedenen Orten angeordnet werden kann.