Generationenhaus Mooseggstrasse

4 von 14

 
3550 Langnau im Emmental,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2023
werk.Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Atrium Erdgeschoss Atrium 1. Obergeschoss Südfassade Südfassade Südfassade Atrium 2. Obergeschoss Fassade Detail Laube Laube Laube Küche Küche Waschsalon Atrium Erdgeschoss

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
07.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
20
Grundstücksfläche
2238 m²
Geschossfläche
2560 m²
Gebäudevolumen
3200 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
7,0 Mio. CHF
Parkplätze
5

Beschreibung

Mit dem Generationenhaus erhält Langnau einen neuen Dorfbaustein, der sich trotz höherer Ausnutzung behutsam in den Kontext des Ortes integriert, gleichzeitig aber selbstbewusst aufzeigt, wie zeitgemässes, umweltbewusstes und sorgetragendes Wohnen auf dem Land aussehen kann.

Ausgangslage

Nach langer und schlussendlich erfolgreicher Suche eines geeigneten Bauplatzes konnte mit der Vergabe der Parzelle im Baurecht durch die Gemeinde Langnau ein über viele Jahre in einem partizipativen Planungsprozess gereiftes, gemeinnütziges Wohnbauprojekt in Langnau im Emmental entstehen. Das Projekt wurde in engem Austausch mit der Bauherrschaft, der gemeinnützigen Wohngenossenschaft Langnau entwickelt und zeigt, dass alternative Wohnformen, gemeinschaftliches Wohnen und Inklusion auch auf dem Land möglich sind.

Entwurfsidee

Der dreigeschossige Holzbau fügt sich mit seiner fein gegliederten Fassade trotz seiner circa 40 Meter Länge behutsam in das von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägte Quartier ein und leistet damit einen qualitätvollen Beitrag zur Siedlungsentwicklung nach innen. Die Fläche für den öffentlichen Spielplatz auf dem Grundstück bleibt dabei ebenso erhalten wie der Bestand an grossen Bäumen im westlichen Teil des Grundstückes. Umlaufende Laubengänge staffeln das Gebäude in Höhe und Tiefe und schaffen mit der dahinter liegenden Fassade einen weichen Übergang vom Gebauten zur Umgebung. Die Neugestaltung des Spielplatzes wird in einem weiteren gemeinschaftlichen Prozess zusammen mit den Bewohnern des gesamten Quartiers entwickelt.
Den räumlichen Schwerpunkt des Hauses bildet das grosszügige, lichtdurchflutete und gedeckte Atrium. Die zwanzig 1,5- bis 4,5-Zimmerwohnungen gruppieren sich um diesen Innenhof, welcher als gemeinsames Wohnzimmer, Begegnungszone und Mehrzweckfläche genutzt werden kann. Gästezimmer, WG- und Nest-Wohnen sowie Familienwohnungen bieten zusammen mit dem Mehrzweckraum, Waschsalon und Gemeinschaftsküche ein vielfältiges Angebot für generationenübergreifendes Wohnen und zahlreiche Möglichkeiten für Begegnung und Gemeinschaft. Das Atrium dient auch der Erschliessung der Wohnungen und hat sich als sozialer Mittelpunkt des Hauses etabliert.

Projektierung

Die Grundrisse der Wohnungen sind offen und flexibel nutzbar gestaltet.
Das Raumgefüge generiert nur wenige und auch anderweitig nutzbare beziehungsweise bewohnbare Verkehrsflächen. Die Fensteröffnungen aus den Wohnungen in das Atrium erlauben überraschende und spannende Durch- und Einblicke. Im Sinne von Suffizienz und Nachhaltigkeit ist es auf diese Weise möglich, zeitgemässes Wohnen auf massvollen individuellen Wohnflächen zu ermöglichen. Der zentrale Aufenthaltsbereich, das Atrium, ergänzt und erweitert die Wohnfläche. Die Wohnungen sind untereinander kombinierbar und über Schaltzimmer flexibel und leicht veränderbar. Auf diese Weise wird allfälligen Veränderungen der Bedürfnisse der Mieterschaft Rechnung getragen. Sämtliche Räume sind barrierefrei und rollstuhltauglich. Die Wohnungen entsprechen den Vorgaben des Bundesamtes für Wohnungswesen. Das Projekt wurde durch Gelder des Fonds de Roulement gefördert.
Auf Basis eines erarbeiteten Mobilitätskonzeptes konnte die Anzahl der Stellplätze für Motorfahrzeuge auf ein Minimum von fünf Stellplätzen reduziert werden. Im Gegensatz dazu bietet das über eine bequeme Rampe gut erreichbare Untergeschoss Stellplätze für etwa 50 Velos.

Besonderheiten

Mit seiner ökologischen Bauweise im Minergie-P-Standard, solarthermisch unterstützter Holzheizung, PV-Anlage, elektrobiologischen Massnahmen und der Verwendung von möglichst viel regionalem naturbelassenem Holz trägt das Haus nicht nur der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit Rechnung, sondern ermöglicht auch ein gesundes Wohnen in den effizient und gut proportionierten Räumen.
Von insgesamt 603 Kubikmetern verbautem Holz wurden 261 unverleimtes Massivholz aus der Region verwendet. Die Balkenlagen der Deckenkonstruktionen wurden im Sinne von Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Solidarität mit der regionalen Forstwirtschaft aus Käferholz erstellt. Bewusst wurde auf die Verwendung von verleimten Duo- oder Triobalken verzichtet. Nur für die primäre Tragkonstruktion aus grossen Brettschichtholzstützen und -trägern und den wenigen eingesetzten Holzwerkstoffen konnte nicht gänzlich auf Klebstoff verzichtet werden.
Bei Produkten und Konstruktionen wurde auf eine möglichst einfache Verarbeitung und Rückbaubarkeit geachtet und die Holzbauteile entsprechend nur getrocknet und naturbelassen verbaut.
Insgesamt enthält der Holzbau circa 379 Tonnen gespeichertes CO2.Der nachhaltige und umweltbewusste Gedanke findet auch bei der Haustechnik eine Fortsetzung. So wird in grossem Masse mit der Sonne geheizt. Ein 18 290 Liter grosser Solarspeicher sorgt für einen jährlichen solaren Deckungsgrad von 30 Prozent. Die Solarheizung wird mit einem Holzfeuerkessel ergänzt.
Mit einer PV-Anlage von 192 Quadratmeter Fläche erzeugt das Generationenhaus ausserdem Strom, hauptsächlich für den Eigenbedarf.
Abgeschirmte Kabel und Installationen sowie in den Holzwänden eingebaute Metallnetze tragen dem Wunsch nach einem elektrobiologisch optimierten Haus Sorge, während die mit einer Lehmfarbe behandelten Wandoberflächen helle und gesunde Räume fassen.

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