Gesamtsanierung und Erweiterung Schulanlage Stämpbach

35 von 81

 
3067 Vechigen/Boll,
Schweiz

Veröffentlicht am 27. März 2023
Bürgi Schärer Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Neubau Tagesschule und sanierter Bestandsbau Turnhalle Hauptzugang Gesamtanlage Aussenraum Gesamtanlage Sanierte Turnhalle und Neubau Tagesschule Sanierte Bestandsbauten mit Erweiterungsbau Sanierte Bestandsbauten Foyer Spezialtrakt Sanierter Eingang Bestandsbau Klassenzimmer Musikzimmer Sanierte Turnhalle Erweiterungspavillon Kindergarten Zugang Kindergarten Hauptraum Kindergarten Küche Kindergarten

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Stämpbachstrasse 22, 3067 Vechigen/Boll, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
13'732 m²
Geschossfläche
6733 m²
Gebäudevolumen
20'890 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
14,2 Mio. CHF

Beschreibung

Das Projekt zeigt auf, wie eine ländliche Schulanlage von 1968 ortsbaulich, betrieblich und architektonisch qualitätvoll erneuert werden kann. Die Neubauten stärken die Aussenräume und ordnen die Funktionsbereiche. Form, Material und Farbe von Bestand und Neubauten fügen sich zu einem neuen Ganzen.

Ausgangslage

Zur Sicherstellung des Raumbedarfs und der aktuellen pädagogischen Ausrichtung sollen die räumlichen Strukturen angepasst und erweitert werden. Die Aufgabe umfasst einen neuen Kindergarten, die Erweiterung von acht auf zwölf Klassenzimmer, sechs Gruppenräume, Musik- und Gestaltungsräume, die Vergrösserung des Arbeits- und Aufenthaltsbereiches der Lehrpersonen, eine Tagesschule und die Ertüchtigung der Sporthallen. Weiter sollen die Themen Hindernisfreiheit und Personenschutz, Energieeffizienz, Lufthygiene und sommerlicher Wärmeschutz, die Akustik und die Atmosphäre verbessert werden.

Entwurfsidee

Das Unterstufenschulzentrum Stämpbach ist ein wichtiger sozialer Ort für die Gemeinde Vechigen. Zentral gelegen vernetzt sich die Anlage über die qualitätsvolle Architektur und die beziehungsreichen Aussenräume mit ihrer Umgebung. Das Projekt Gesamtsanierung und Erweiterung Schulanlage Stämpbach baut auf dieser Lesart der bestehenden Situation auf.
Charakter und Differenziertheit der Anlage bleiben erhalten, neue Baukörper fügen sich sensibel ein. Die gut erhaltene Originalsubstanz von 1968 mit einer Erweiterung von 1987 wurde in einem balancierten Kosten-Nutzen-Verhältnis erneuert und hinsichtlich Lehr- und Lernqualität sowie Ressourceneffizienz in Erstellung und Betrieb optimiert. Gezielte Nutzungsverlagerungen innerhalb des bestehenden Raumangebots ergänzen sich mit An- und Neubauten zu einem integralen und nachhaltigen Gesamtkonzept. Eine leistungsfähige, auf das wachsende Bedürfnis ausgerichtete Tagesschule entsteht als Ersatzneubau am Ort der ehemaligen Hauswartwohnung. Richtung Nord-Ost orientiert sich ein neuer Spezialraumtrakt für Werken, Gestalten und Musik. Diese Neubauten docken am Turnhallentrakt an und schaffen so für die drei Nutzungsbereiche unter der bestehenden Pausenhalle ein attraktives Foyer und definieren den Hauptzugang und den Pausenhof räumlich neu. Der Klassentrakt wird um vier Gruppenräume erweitert. Ein Pavillon in Holzbauweise ergänzt den bestehenden Kindergarten und schafft so eine adäquate Lernlandschaft für die jüngste Schülerschaft.

Projektierung

Formal orientieren sich die Anbauten am Bestand, unterscheiden sich jedoch durch eine subtile Neuformulierung der Gestaltungsprinzipien, wodurch die Geschichte der Anlage erkennbar wird. Im Innenraum findet das Farb- und Materialkonzept der Gebäudehülle seine Entsprechung und sorgt für eine aneigenbare Lernatmosphäre.
Die Brüstungsverkleidung aus Eternit, die sich bei den bestehenden Fassaden als horizontale Bänder zeigt, wird bei den Anbauten weitergeführt. Sichtbetonstützen durchbrechen diese und prägen die vertikale Gliederung. Sowohl beim Bestand wie auch bei den Neubauten kontrastieren die Fensterfronten mit den in zeittypischem grobem Kratzputz respektive in Sichtbeton ausgeführten opaken Stirnfassaden und Teilflächen. Die in Dunkelbronze anodisierten Tür- und Fensterfronten referenzieren auf die ursprünglich dunklen Naturholzfenster. Dachhelme aus Eternitschiefer fassen die abgestufte Dachlandschaft zusammen; die auf dem Flachdachrand weitergeführte Stirnverkleidung bindet den Gruppenraumanbau in die bestehenden Steildächer ein. Der neue Spezialtrakt übernimmt Flachdach und Betondachkranz von Pausenhalle und Garderobentrakt.
Der Erweiterungsbau des Kindergartens basiert auf der gleichen Entwurfsstrategie. Der Neubau übernimmt die Holzbauweise des Bestands. Die fortgeführte Arkade als Ankunftsort und Übergangsschicht zum Garten verbindet räumlich und betrieblich. Die Eigenständigkeit von Grundriss und Dachform stärkt die Qualitäten von Alt und Neu gleichermassen.

Realisierung

Gesamtsanierung sowie Neubauten wurden unter laufendem Betrieb in drei aufeinanderfolgenden Etappen realisiert. Dadurch konnte auf die Errichtung von kostspieligen Schulraumprovisorien verzichtet werden. Die erste Etappe umfasste die Neubauten des Kindergartens, des Spezialtrakts und der Tagesschule, den Einbau der Haustechnikzentrale unter der Pausenhalle anstelle der Öltanks sowie die Erneuerung der Aula respektive Gymnastik- und Turnhalle. In der zweiten Etappe erfolgte die Erneuerung des östlichen Teils des Klassentrakts mit dem Anbau der Gruppenräume. In der dritten Etappe wurde der mittlere und westliche Teil des Klassentrakts erneuert. Die Umgebungsarbeiten erfolgten entsprechend den Gebäudeetappen. Im Besonderen bei der Sanierung des Klassentrakts war die Lärmbelastung für den Schulbetrieb teilweise sehr belastend. Durch die Thematisierung des Bauens im Unterricht schuf die Schule viel Verständnis bei den Kindern und Lehrpersonen. Dank der gewachsenen Identifizierung wurde der Inbetriebnahme der einzelnen Etappen jeweils viel Enthusiasmus entgegengebracht. Für die Planenden bedeutete die gestaffelte Realisierung einen beträchtlichen Mehraufwand, für die regionalen Handwerksbetriebe hingegen resultierten daraus bewältigbare Auftragseinheiten.

Besonderheiten

Bereits einige Jahre vor der Gesamterneuerung konnte die Gemeinde das Schulareal und den benachbarten Werkhof an eine mit Holzschnitzel betriebene Fernwärmeversorgung anschliessen und dadurch die Ölheizung stilllegen. Die Neubauten des Kindergartens und des Spezialtrakts wurden im Standard Minergie-A realisiert, der Anbau der Tagesschule, die Sanierung der Turnhalle sowie die Sanierung des Klassentrakts im Standard Minergie Erneuerung. Politisch umstritten war der Einbau der mechanischen Bedarfslüftung. Der bedeutende kantonale Förderbeitrag ebnete jedoch den Weg für die Realisierung der angestrebten Standards. Die stets frische Luft in den Unterrichtsräumen wird sehr geschätzt. Mit der Realisierung von PV-Anlagen im Contracting-Modell mit total 150 kWp auf den Dächern des Kindergartens sowie des Turnhallen- und Klassentrakts wurde die für die Energiestandards benötige Erzeugung erneuerbarer Energie erreicht. Die bei der Planung im Jahr 2019 noch sehr tiefe Einspeisevergütung verhinderte die Realisierung der PV-Nutzung auf den schlechter orientierten Nord-Ost- und Nord-West-Dachflächen.

192173748