Giessen Lab
,
Schweiz
Veröffentlicht am 13. März 2025
aww Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das neue Wohn- und Geschäftsgebäude in Dübendorf zwischen dem Hochhaus Giessenturm und dem Giessenhof ersetzt ein ehemaliges Labor der Firma Givaudan. Die eigentümliche Charakteristik des Baufeldes ist geprägt durch eine grosse Parzellentiefe gepaart mit einer herausfordernden Ausrichtung gegen Norden sowie der vielbefahrenen Überlandstrasse. Das Gebäudekonzept thematisiert diesen Umstand und formuliert ein in der Tiefe des Baufeldes abgetrepptes Gebäudevolumen, dass die Westfassade facettierend nach Süden hin und in Richtung Giessenpark mit privaten Aussenräumen öffnet.
Kontinuität mit den Nachbarbauten
Entlang der Strasse reiht sich das Gebäude ein in die strenge städtebauliche Fluchtbildung der grossmassstäblichen Gebäudekörper und besetzt die Baulinie mit einem erdgeschossigen Arkadenbereich. Sämtliche Gewerbe- und Büroflächen gehen zur Strassenseite hinaus, während die kleinen Wohneinheiten in den rückwärtigen, gestaffelten und von der Strasse geschützt abgewandten Bereich verortet sind.
Ein Grundkonzept aus Struktur und Füllung stellt den kontextuellen Ansatz des architektonischen Ausdrucks dar. Die Fassadenstruktur wird aus einem Netz von Betonelementen gebildet, die das Gebäude mit den verschiedenen Nutzungsanforderungen und volumetrischen Versätzen gestalterisch zusammenhält. Die geschlossenen Bereiche sind keramisch ausgefacht und stellen so einen subtilen Querverweis zur ehemaligen Industriekultur an diesem Standort her.
Durchgehende Lastabtragungen, einfache Tragsysteme, eine kompakte Gebäudeform, langlebige, unterhaltsarme Materialien, sowie eine dem Grünraum zugewandte Gebäudevolumetrie sind integrale Bestandteile des Nachhaltigkeitskonzeptes. Das Gebäude wurde im Minergie-Standard erstellt und folgt den Anforderungen des Greenproperty Bronze Labels.
Was ist das Besondere an der Bauaufgabe?
Das Giessen Lab komplettiert mit seiner Fertigstellung den bereits durch aww konzipierten Masterplan des Areals. Gleich einem Passstück muss der Baukörper auf die sehr unterschiedlichen Identitäten und Gegenüber volumetrisch und fassadensprachlich reagieren – zur viel befahrenen Überlandstrasse, zum ruhigen Grünraum, zum urbanen Giessenhof sowie zum Hochhaus Giessenturm. Die spezifische Wahl und Kombination der Gebäudetypologie, der Ausrichtung, der Materialwahl und der Struktur antwortet auf die Herausforderung, qualitativ hochwertigen Wohnraum an einer vielbefahrenen und emissionsbelasteten Strasse zu schaffen.
Welche Rolle hatten Standort und Bestand auf den Entwurf?
Das Gebäudekonzept resultiert aus der Dialektik des Ortes. Die volumetrische Abtreppung gegenüber der fluchtbündigen Strassenfront formt eine ikonische Form, die die Potenziale der jeweiligen vorgelagerten Situation ausreizt und thematisiert.
Das einstige durch die Givaudan genutzte Industrie-Areal stellt ein industrie-kulturelles Vermächtnis dar. Einzelne Gebäude wurden auf dem Areal erhalten und sind Teil des rückwärtigen Grünraums entlang der Glatt. Der Entwurf greift die materielle und strukturelle Sprachlichkeit der ursprünglichen Backsteingebäude auf und integriert diese in das Fassadenkonzept.
Das Projekt von aww Architekten wurde für den Swiss Arc Award eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.