Granulataktivkohlefilteranlage
,
Schweiz
Veröffentlicht am 19. Februar 2025
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Im Rahmen des 2016 in Kraft getretenen Gewässerschutzgesetzes, das vorschreibt, dass bestehende Kläranlagen an belasteten Gewässern um eine zusätzliche Reinigungsstufe zur Entfernung von Spurenstoffen erweitert werden müssen, wurde in der ARA Muri eine Filtrationsanlage mit Granulataktivkohlenfilter (GAK) errichtet.
Die innovative Klärstufe «Elimination von Mikroverunreinigungen» mittels der GAK-Filtrationsanlage ist die erste Baumassnahme im Kanton Aargau, die dieser Strategie folgt. Die Anlage umfasst vor allem vier Filterzellen, die aus Gründen der Nachhaltigkeit in das bestehende und stillgelegte Nachklärbecken integriert wurden. Bei diesem Projekt arbeiteten Mireya Heredero Architekten, Ingenieure und Gemeinde eng zusammen, um die Vereinbarkeit von Gestaltung und technischem Nutzen der Anlage erfolgreich zu bewältigen.
Sinnvoller Betoneinsatz
In einer Abwasserreinigungsanlage ist die Verwendung von Beton nahezu unverzichtbar. Die Projektverfasser legten grossen Wert darauf, durch die Verwendung von hochwertigem Beton eine lange Lebensdauer des Bauwerks zu gewährleisten. Um Schwachstellen zu vermeiden, wurde weitgehend auf Materialwechsel verzichtet. Daher sind alle Bodenplatten aus Monobeton gefertigt. Auch die Lamellen an den Querfassaden, welche die Durchlüftung der Becken garantieren, wurden in Betonvorfabkriaktion erstellt.
Gestalterisch-räumliche Konzeption und materialspezifische Innovationen
Das neue Volumen mit vier Filterzellen fügt sich präzise als funktionaler Block in das stillgelegte, runde Absetzbecken der ARA Muri ein und nutzt geschickt dessen bestehende Struktur. Die gegenüberliegenden reprofilierten Aussenwände ragen über das Becken hinaus und setzen so einen markanten Akzent, der die Volumensetzung im ehemaligen Klärbecken betont. Die natürliche Belüftung der Filterzellen wird mittels Betonlamellen an beiden Querwänden architektonisch hervorgehoben.
Die beiden Wände (bxh = 18m x 11m, Sichtbetonanforderung BOK3/S) wurden jeweils in einem genau geplanten Betoniervorgang gefertigt. Dieser Prozess zeichnete sich dadurch aus, dass er ohne horizontale und quer verlaufende Fugen durchgeführt wurde, was nicht nur die strukturelle Integrität der Wände erhöht, sondern auch ein ästhetisch ansprechendes und nahtloses Erscheinungsbild gewährleistet. Die durchgehende Betonierung sorgt dafür, dass die Wände eine aussergewöhnliche Stabilität erhalten.
Durchdachtes Tragwerk
Die reprofilierte Aussenwände wurden ohne horizontale und vertikale Fugen in einer Betonieretappe erstellt, was die strukturelle Integrität erhöht. Jede Wand misst 18 Meter in der Länge und 11 Meter in der Höhe. Die Innenkonstruktion des Gebäudes besteht aus einer WU-Konstruktion (Weisse Wanne), die insgesamt 12 Becken auf drei Ebenen bildet. Diese Anordnung maximiert den Raum und zeigt, wie durchdachtes Design und präzise Ausführung zusammenwirken, um ein funktionales Gebäude zu schaffen.
Interdisziplinäre Ansätze für umfassende Nachhaltigkeit
Bei diesem Projekt arbeiteten Architektinnen und Ingenieure eng zusammen, um die Vereinbarkeit von Gestaltung und technischem Nutzen der Anlage erfolgreich zu bewältigen. CSD fungiert als Gesamtplaner, während der Architekt als Fachplaner agiert, um sicherzustellen, dass technische und gestalterische Aspekte optimal aufeinander abgestimmt sind. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es, kreative Lösungen zu entwickeln und die Effizienz sowie Nachhaltigkeit des GAK-Filters zu maximieren.
Die GAK-Filtrationsanlage wurde in einem bestehenden und stillgelegten runden Nachklärbecken erstellt. Damit konnte einerseits die Erstellung einer Baugrube im anstehenden Grundwasser vermieden werden. Zum anderen konnten so bereits bestehende Betonstrukturen weiter genutzt werden.
Ortsspezifische Gestaltung
Mit der Setzung des neuen Volumens im ehemaligen Nachklärbecken entsteht in Verbindung mit den umliegenden Infrastrukturbauten ein harmonisches und stimmiges Gesamtbild. Die vertikale Gliederung der Trapezblechfassaden der Bestandsbauten wird in der neuen profilierten Betonfassade, welche mittels Trapezbleche geschalt wurden, aufgegriffen und weitergeführt. So entsteht ein spannungsvoller Dialog zwischen Alt und Neu, der ästhetische Klarheit mit Funktionalität in einem Projekt vereint.
Das Projekt von Mireya Heredero Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.