Haus am Schopfacker

 
9043 Trogen,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. Oktober 2020
Bernardo Bader Architekt ZT GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Situation Abendstimmung Schlussstein Wohnen Verbindung

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
01.2017
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
2
Grundstücksfläche
4946 m²
Geschossfläche
484 m²
Nutzfläche
359 m²
Gebäudevolumen
1900 m³
Parkplätze
4

Beschreibung

Der Neubau mit der Einliegerwohnung im Erdgeschoss übernimmt die bauliche Körnung der Umgebung und wird als selbstbewusster Solitär an der Stelle positioniert, wo einst das Bauernhaus gestanden ist. Es markiert fortan wieder eine Art «Schlussstein» am östlichen Dorfrand.

Ausgangslage

Die auffällige landschaftliche Lage des Dorfes Trogen im kräftigen Relief des Appenzells forderte seit jeher eine kompakte Siedlungsform. Der Ort wird durch stattliche Gebäude geprägt. Häuserzeilen mit meistens dicht aneinandergereihten, hohen Wohnhäusern richten sich nach den einfachen Gesetzmässigkeiten einer optimalen Besonnung je nach steil ansteigender oder fallender Lage. So fällt in einem kleinen Dorf ein neues Haus schnell auf. Besonders, wenn es ein niedergebranntes Bauernhaus in einer Ortsbildschutzzone von nationaler Bedeutung ersetzt.

Entwurfsidee

Das Handelsgeschlecht der Zellweger führte das Dorf ab dem 17. Jahrhundert zu Wohlstand. Beziehungen nach Lyon, Genua und Barcelona inspirierten sie zu prächtigen Palastbauten, die Trogen noch heute prägen. Enge Gassen und ein dichter Dorfkern lassen einen fast vergessen, dass man in der Schweiz ist. Das Haus am Schopfacker wächst aus der Tradition einer historischen Ordnung heraus, welche viele Ortsbilder im Appenzell prägen. Seine architektonische Formensprache nimmt eindeutigen Bezug zum traditionellen, grossbürgerlichen Wohnen auf.

Projektierung

Zunächst hebt sich das Zweifamilienhaus mit seiner massiven Holzkonstruktion, die sich plastisch als Relief zeigt, von den Nachbarn ab. Die aufmerksame Betrachterin aber erkennt die Gemeinsamkeiten mit den Häusern der Zellweger: die hohe Gestalt, ähnliche Proportionen und das allseitige Walmdach spinnen die Dorfstruktur weiter. Bedeutsam für die Arbeit war, dass sie sich nicht nur formal auf die Paläste bezieht, sondern jene in deren Tradition weiterführt.
Ziel ist ein bürgerliches Wohnen in einem Haus, das nicht in der Vergangenheit verharrt, sondern neue Anforderungen aufnimmt.

Die Brücke zwischen Alt und Neu findet im Innern ihren Höhepunkt. Die holzverkleideten Wände erinnern an alte Stuben, der offene Wohnraum, der Betonkern und die eingeschobene Loggia entsprechen heutigen Wohnstandards. Das oberste Geschoss ist gleichzeitig gemütliche Holzstube und lichtdurchfluteter Wohnraum. Jedes Möbel und Kunstwerk, ob aus der Renaissance oder der Moderne, hat seinen Platz. Vom Wohnzimmer betrachtet der Bewohner das Dorf, ein Panoramafenster in der Küche lässt den Blick übers Tal bis zum Bodensee schweifen.

Realisierung

siehe Plakat

Besonderheiten

Das Haus am Schopfacker - Ein hölzerner Schlussstein
Hinter dem reduzierten Holzkörper steckt ein kritischer Umgang mit historischen Vorbildern.
Das neue Haus ersetzt den Vorgängerbau selbstbewusst und dennoch im Dialog mit seinen Nachbarn. Ganz im Sinne der Zellweger eben.

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