Hochhaus Glasi-Quartier
,
Schweiz
Veröffentlicht am 07. November 2022
wild bär heule Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Studienauftrag für den Wohnturm auf dem Glasi-Areal datiert im Jahr 2016. Er ist ein Baustein der städtebaulichen Idee von Duplex, die das neue Wohnquartier in Figur und Grund unterteilen und analog zu einer gewachsenen Stadt den Freiraum vor die einzelnen Baufelder stellen.
Ausgangslage
Gassen münden in Plätze, die ganz eigene Charaktereigenschaften aufweisen und so einer generischen Stadt, die auf einen Schlag aus dem Boden gestampft wird, entgegenwirken soll. Die Baufelder erinnern nun an Scherben und verweisen so eventuell auf die Geschichte des Ortes; die Glashütte, in der bis 2002 unter anderem die grünen Einmachgläser geblasen wurden.
Entwurfsidee
Auch der Fussabdruck des Wohnturms ist von asymmetrischer, sechseckiger Form, weshalb sich das Hochhaus auf Sechzigmeterhöhe nicht auch noch verformt. Die Doppelgeschossigkeiten des überhohen Eingangsbereichs und diejenigen der Wohnräume werden von einem regelmässigen Fassaden-Gewebe zusammengehalten und zeichnen sich nicht gegen aussen ab. Das Hochhaus weist eine klassische Gliederung mit Sockel und Gesims auf, wobei die vorgehängte Fassade durch die ineinander verwebten Elemente Tiefe erreicht. Der Schatten wird zusammen mit den kannelierten Doppelstützen und den Nocken zum Ornament, wobei die symmetrische Gliederung Ruhe in die Bewegung bringt. In den offenen Gebäudeecken befinden sich die Aussenräume, die glasklar aufzeigen, dass hier gewohnt und nicht gearbeitet wird.
Projektierung
Die 74 Eigentumswohnungen mit 3,5 bis 5,5-Zimmern sind grosszügig, weisen im Grundriss äusserste Flexibilität auf und sind sowohl in der Vertikalen wie auch in der Horizontalen ineinander verschachtelt. Der durchgesteckte Wohn- und Essraum im Zentrum beim Gros der Wohnungen führt zu Geometrien, die den nicht orthogonalen Städtebau ins Innere transformieren. Diese Geometrie zeichnet auch das Eingangsfoyer aus, das über einen Portikus mit drei Pfeilern betreten wird, sich wie ein Trichter verjüngt, um sich später wieder zu öffnen. Die Verkleidung der Brandschutzlifttüren in Seekiefer ist unerwartet, dass permanente steinerne vergleichbarer Orte passt zur flüchtigeren Selbstbau-Ästhetik, spielt aber auch auf die vielleicht verjüngte Klientel an, die hier aufgrund der Wohnungsgrössen (vornehmlich 4,5 Zimmer) einziehen wird. Für die vielen bestellten Pakete ist im Erdgeschoss auf jeden Fall genügend Platz, ein Kaffee soll den südlichen Platz beleben, und der Veloraum und die Tiefgarage wirken mit ihrer einfachen Brettschalung und den dunkel gestrichenen Decken beinahe feierlich.
Realisierung
Individualität wird in den Wohnungsausstattungen durch drei Linien und unzähligen Kombinationen der Oberflächen, Küchen, Armaturen oder Leuchten beinahe möglich – auch die ganze Planung mit BIM unterstreicht die minutiös konstruierte Vielfalt.