Das Projekt für den neuen Kindergarten in Locarno entstand aus einem internationalen Architekturwettbewerb, der 2019 einstimmig vom Preisgericht entschieden wurde. Das Grundstück am Rand eines Wohngebiets und in unmittelbarer Nähe zu Sozialwohnungen gelegen, bot die Chance, den Schulkomplex als gemeinschaftlichen Ankerpunkt zu stärken.
Der Eingriff ergänzt und wertet das bestehende Gebäude von Architekt Dolf Schnebli aus dem Jahr 1973 auf. Mit zwei neuen Pavillons tritt das Projekt in einen respektvollen, aber selbstbewussten Dialog mit der bestehenden Struktur, greift deren modulare Logik und Materialität auf und entwickelt durch ein markantes Kassettendach aus Sichtbeton eine eigene architektonische Identität. Die räumliche Organisation begünstigt Flexibilität und Austausch. Grosszügige, offene und lichtdurchflutete Räume erlauben unterschiedliche Nutzungen, unterstützt durch eine tragende Struktur, die sich auf zwei Seitenwände und wenige Stützen beschränkt. Alles ist massstabsgerecht für Kinder gestaltet, mit fliessenden Übergängen zwischen Innen- und Aussenraum, ermöglicht durch grossflächige Verglasungen und überdachte Aussenbereiche. Auch die Gesamtgestaltung des Geländes wurde neu durchdacht und schafft eine echte Campus-Atmosphäre: ein neuer Eingangsplatz (Piazza del Noce) rund um einen erhaltenen Baum als Treffpunkt sowie ein grosser, nachhaltig ausgestatteter Spielbereich. Die Bauweise zielt auf Nachhaltigkeit und Einfachheit: Stahlbetonstruktur, Holzelemente für die überdachten Aussenräume, natürliche Belüftung, viel Tageslicht und die Minergie-Zertifizierung. Die Bauarbeiten wurden etappenweise durchgeführt, sodass der Schulbetrieb während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten werden konnte.