Muslimisches Wasch- und Gebetshaus
,
Deutschland
Veröffentlicht am 31. März 2022
Medine Altiok Architektur
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Friedhof Finkenriek in Hamburg wurde erweitert um ein muslimisches Gräberfeld und einem Wasch- und Gebetshaus, damit Bestattungen nach muslimischem Ritus durchgeführt werden können. Das Gebäude wurde in enger Zusammenarbeit mit Imamen als Vertreter von lokalen muslimischen Gemeinden geplant.
Ausgangslage
Der Friedhof Finkenriek liegt in Hamburg nahe der Süderelbe in einem gleichzeitig durch Industrie, Landwirtschaft und Autobahnen geprägten Gebiet. Der Bau einer neuen Autobahn, die im Norden des Friedhofsgeländes in einem Tunnel verlaufen soll, machte die Umbettung von muslimischen Gräbern notwendig. Quasi als Kompensation wurde ein muslimisches Wasch- und Gebetshaus gebaut. Weit wichtiger als der ortsbauliche und konfessionelle ist hier allerdings der soziale Kontext. Die benachbarten Wohngebiete in Wilhelmsburg und Hamburg haben einen hohen Anteil an muslimischer Bevölkerung.
Entwurfsidee
Die Grabfelder sowie das Wasch- und Gebetshaus sind in Gebetsrichtung nach Mekka ausgerichtet. Prägende gestalterische Elemente des Wasch- und Gebetshauses sind das auskragende Zeltdach und die moderne Umsetzung architektonischer Elemente aus der islamischen Architektur in der Fassade und dem Innenraum. Das Gebäude spiegelt die Vielfalt der Kulturen der in Hamburg lebenden Muslime. Das helle, sandsteinfarbene Mauerwerk bildet durch Vor- und Rücksprünge im Mauerwerksverband umlaufende geometrisch ornamentale Muster auf den Fassaden ab. Um trotz der grosszügigen Fenster für einen natürlichen Lichteinfall die Intimität der Nutzung zu gewährleisten, überdeckt das Verblendmauerwerk auf Abstand gemauert auch die Fensteröffnungen und wirkt als Filter zwischen innen und aussen. Als Vorbild für die Architektur des Wasch- und Gebetshauses dienten Maschrabiyyas und geometrische Muster, die in der traditionellen Islamischen Architektur, in Moscheen, in Wohnhäusern und in Palästen zum Einsatz kamen. Für eine spezielle Atmosphäre im Innenraum ist in der Decke des Waschraumes und des Gebetsraumes jeweils eine Kuppel eingearbeitet.
Projektierung
Für das muslimische Gräberfeld sind drei Ausbaustufen geplant. In der ersten Etappe wurden 100 Grabfelder angelegt. Wenn Bedarf besteht, können weitere 170 und noch einmal 270 neue Grabstellen entstehen. In der ersten Ausbaustufe wird ein ehemaliger Lagerplatz genutzt, auf dem es noch keine Gräber gegeben hat. Bei den weiteren Ausbaustufen würde der Boden bis zu zwei Meter tief ausgetauscht, damit Bestattungen in «unberührter» Erde möglich werden.