Neuer Hauptsitz für Lombard Odier
,
Schweiz
Veröffentlicht am 06. Oktober 2025
Herzog & de Meuron Basel Ltd. + Favre & Guth SA
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der neue Hauptsitz «One Roof» von Lombard Odier liegt am Ufer des Genfer Sees und bietet Platz für maximal 2600 Personen. Hier sind nun Mitarbeiter*innen untergebracht, die zuvor auf fünf Standorte in Genf verteilt waren. Das Gebäude legt den Schwerpunkt auf Transparenz und Flexibilität und orientiert sich dabei an zwei Grundsätzen: Optimierung der Wahrnehmung der natürlichen Umgebung und Schaffung von Innenräumen, die die Zusammenarbeit fördern.
«One Roof» befindet sich in Bellevue, nördlich des Stadtzentrums von Genf, und ist Teil des lokalen Quartierplans (PLQ) Champ-du Château von 2017, der eine Wohnanlage, einen Park und Tiefgaragen für Autos und Fahrräder umfasst. Die unmittelbare Umgebung, die hauptsächlich aus Wohngebieten und Grünflächen besteht, befindet sich in der Nähe des Botanischen Gartens und des Quartier des Nations, wo mehrere internationale Organisationen ansässig sind.
Der Standort ist perfekt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und wird an die Voie Verte Genève-Versoix, ein Netz für sanfte Mobilität, angeschlossen.
Die Wahrnehmung von Natur und Licht maximieren
Die Fassaden sind einheitlich, ohne Unterscheidung zwischen Vorder- und Rückseite. Das transparente und offene Gebäude mit seinen vollständig verglasten Fassaden maximiert die Wahrnehmung der grossartigen Landschaft – des Sees, der Berge und der umliegenden Grünflächen. Ein zentrales, canyonartiges Atrium, das von Besprechungsräumen umgeben ist, lässt natürliches Licht über acht Stockwerke bis ins Herz des Gebäudes eindringen.
Zusammenarbeit und Gemeinschaft
Die verschiedenen Arbeitsbereiche bieten sowohl Bereiche, die die Konzentration fördern, als auch Räume, die der Zusammenarbeit und dem Austausch gewidmet sind. Zwei Gemeinschaftsbereiche mit doppelter Raumhöhe und das Restaurant öffnen sich zum See hin und bieten allen einen freien Blick, der für Besprechungen, zum Arbeiten oder einfach zum Geniessen der Landschaft genutzt werden kann. Diese offenen Bereiche wechseln sich mit den für Kunden reservierten Bereichen ab, die denselben atemberaubenden Blick auf den See bieten.
Wie ein griechisches Theater öffnet sich das von Tageslicht durchflutete Auditorium zum Garten hin. Dieser Raum bietet Platz für mehr als 500 Personen, mit Einzelsitzen vor der Bühne, während im hinteren Bereich eine informellere Anordnung von Bänken, teilweise mit Tischen ausgestattet, zur Verfügung steht. Dank dieser Anordnung kann der hintere Bereich als Mehrzweckraum für informelle Treffen oder kleine Besprechungen genutzt werden, wenn im Auditorium keine Grossveranstaltungen stattfinden.
Ein Fitnessbereich, in dem Yoga-Kurse und Trainingseinheiten angeboten werden, steht den Mitarbeiter*innen in den Pausen, vor oder nach der Arbeit zur Verfügung. Sie können zudem zwischen mehreren Verpflegungsmöglichkeiten wählen, darunter ein Bistro in der Nähe des Eingangs, ein Restaurant im ersten Stock und eine Cafeteria mit einer grossen Terrasse im sechsten Stock. Kaffeestationen in den Gemeinschaftsbereichen dienen als praktische Erfrischungsmöglichkeiten. Die Mahlzeiten werden in zwei Küchen von Fachkräften zubereitet, die ebenfalls den Blick auf den See geniessen können – eine unerwartete Qualität für einen funktionalen Bereich, der oft im Hintergrund liegt.
Ein Gebäude, das atmet
Das Gebäude zeichnet sich durch seine geschwungenen Laubengänge aus, die als passiver Sonnenschutz für die Glasfassaden dienen und gleichzeitig überdachte und zugängliche Aussenbereiche für Kund*innen und Mitarbeiter*innen bieten. Diese Laubengänge sind teilweise versetzt angeordnet und unterscheiden sich je nach Ausrichtung und angrenzenden Funktionen – das Gebäude atmet. Schlanke weisse Säulen stützen diese Laubengänge und verschmelzen mit anderen vertikalen Elementen wie Regenrinnen und Schienen für textile Sonnenschutzvorrichtungen. Die tiefen Laubengänge reduzieren Reflexionen auf den Verglasungen und verstärken in Kombination mit dem schlanken Profil der Deckenkante das leichte Erscheinungsbild der Fassaden.
Eine innere Topografie
Im Inneren verwandeln sich die Platten in Rampen oder Treppen und ermöglichen so fliessende Übergänge zwischen den Ebenen. Diese innere Topografie ist besonders im und um das grosse Auditorium herum sichtbar, wo sich die geschwungenen Sitzreihen zum Garten im Freien hin fortsetzen und so zu einem Freilichttheater werden. In bestimmten Bereichen sind die Böden ausgeschnitten, um mehrstöckige Räume zu schaffen, wie beispielsweise am Haupteingang im Norden oder in den Gemeinschaftsbereichen mit Blick auf den See. Diese Unregelmässigkeiten sollen an Elemente aus der Natur erinnern.
Nachhaltige Entwicklung
Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen steht im Mittelpunkt des Designs von One Roof. Zu den wichtigsten Umweltaspekten zählen die Verwendung lokaler Materialien, recycelter Beton für das Fundament, die Nutzung von Regenwasser für Sanitäranlagen und Bewässerung sowie mehr als 700 Quadratmeter Solarzellen auf dem Dach. Die tiefen Laubengänge schützen die Fenster wirksam vor direkter Sonneneinstrahlung und reduzieren so den Bedarf an Klimaanlagen, während das GeniLac-System das Wasser des Genfer Sees zum Heizen und Kühlen nutzt. Die Nähe zum Bahnhof, eine umfassende Infrastruktur für Radfahrer und ein grosszügiges Angebot an Ladestationen für Elektrofahrzeuge sind integraler Bestandteil des Konzepts der nachhaltigen Mobilität. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit basiert auf einem flexiblen Konzept, bei dem das regelmässige Raster der Struktur und die Anordnung der vertikalen Verkehrswege eine Neugestaltung der Innenräume ermöglichen, wenn sich das Unternehmen weiterentwickelt oder mehrere Mieter aufgenommen werden sollen. Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit zeigt sich in der grossen Aufmerksamkeit, die dem Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen gewidmet wird. Viel Tageslicht auf allen Etagen und ein Panoramablick nach allen Seiten schaffen ein ideales Arbeitsumfeld, und verschiedene Möglichkeiten zum Austausch und zur Interaktion fördern die Zusammenarbeit. Das Fitnesscenter und die Nähe zum See regen zu sportlichen Aktivitäten an, die zusammen mit dem vielfältigen gastronomischen Angebot und dem Garten die soziale Dimension des neuen Hauptsitzes bereichern.
Durch die Zusammenführung aller Genfer Aktivitäten von Lombard Odier optimiert «One Roof» den CO₂-Fussabdruck des Unternehmens und stärkt dessen Identität und Zusammenhalt. Das Projekt strebt eine dreifache Zertifizierung an: SNBS (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) Stufe «Platin», Minergie-P und BREEAM «Outstanding».
Das Projekt von Herzog & de Meuron wurde von Dane Tritz publiziert.