Oval Housing
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. April 2025
FDMP Architectes SA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Projekt, gelegen in Pinchat oberhalb des Rondeau de Carouge, befindet sich in unmittelbarem Kontakt mit dem Verdichtungsrand der «dichten» Stadt. Das Grundstück bildet eine «intermediaere» Massstabsebene, an der sich drei unterschiedliche städtebauliche Gewebe kreuzen: die Altstadt von Rouge, die dritte Entwicklungszone und das Villenquartier, in das sich das Projekt einfügt.
Kontext und Struktur
Diese besondere Lage ermöglicht es dem Ort, von einer üppigen Vegetation zu profitieren – eine Seltenheit im städtischen Raum. Das Plateau von Pinchat gilt als eine der «grünen Lungen» der Stadt und bietet einen grosszügig bepflanzten Rahmen. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich das Projekt entlang zweier zentraler Qualitäten des Ortes: Urbanität und Begrünung. Diese doppelte Lesart erlaubt eine harmonische Einbettung ins bestehende Quartier, im Einklang mit der vorhandenen Landschaft – und zugleich eine qualitätsvolle, kontrollierte Verdichtung des Grundstücks. Mit grosser Sorgfalt wird darauf geachtet, möglichst viele bestehende Gehölze am Rand des Grundstücks zu erhalten. Das Gebäude wird daher mittig auf dem Grundstück positioniert. Es nutzt eine bestehende Lichtung, um sich respektvoll in die Umgebung einzufügen. Der ellipsenförmige Grundriss folgt auf natürliche Weise den Konturen dieses Freiraums und verankert das Volumen selbstbewusst im Gelände. Die sanfte Rundung orientiert sich am Waldrand und betont den Dialog mit der umliegenden Natur. Das teilweise begrünte Dach gibt den Bodenabdruck des Gebäudes an die Natur zurück und schafft zugleich einen ökologischen Korridor für Flora und Fauna – ein echter hängender Garten. Inmitten der Vegetation verschmilzt das Gebäude mit seiner Umgebung. Mit nur zwei Geschossen ist das Bauvolumen bewusst zurückhaltend konzipiert. Dank seiner niedrigen Höhe und der sanften Form hält sich der Eingriff ins Gelände in Grenzen. Die elliptische Form vermeidet Stirnseiten («Giebelwirkung») und reduziert den visuellen Einfluss auf die Umgebung. Leicht über dem natürlichen Terrain schwebend, erinnert das Volumen an einen Käferpanzer im Wald. Jedes Geschoss beherbergt vier Wohnungen – insgesamt acht Einheiten. Der Grundriss erlaubt eine vielfältige Typologiemischung: Drei-, vier- und fünf-Zimmer-Wohnungen ergänzen sich gegenseitig. Zwei Treppenhäuser erschliessen das Ensemble und sorgen dafür, dass jede Wohnung über eine zweiseitige Ausrichtung verfügt. Die Schlafzimmer sind zur rückwärtigen Hofseite orientiert, während die Wohnbereiche über grosszügige Balkone auf der Vorderseite verfügen. Diese Aussenräume treten in direkten Dialog mit der umgebenden Vegetation und bilden die Schnittstelle zwischen Innen- und Aussenraum.
Gestaltung und Nachhaltigkeit
Das Gebäude ist ganz in Schwarz gehalten – es hebt sich ab und fügt sich gleichzeitig ein. Die dunkle Farbgebung lässt es mit dem Schatten des Unterholzes verschmelzen und fördert die Einbindung in die Pflanzenwelt. Fassade und Balkone aus dunkel lasiertem Holz nehmen Bezug auf die von innen eingefärbten Betonwände. Die mit Holzschalung gegossenen Oberflächen spiegeln die Aussenverkleidung wider – Hülle und Struktur werden eins. Auch die Aussenräume sind naturnah gestaltet. Die Gärten sind als stille Rückzugsorte gedacht und laden eher zur Betrachtung als zur Aneignung ein. Das vorhandene Unterholz, das einen Grossteil des Grundstücks einnimmt, wird bewahrt und bietet Raum für poetische und spielerische Erkundung. Natürliche Elemente wie bestehende Felsblöcke werden erhalten und bewusst in Szene gesetzt. Aus vor Ort anfallendem Schnittgut entstehen Totholzhaufen, die als Rückzugsorte für Kleintiere und Insekten dienen. Das Projekt verfolgt einen nachhaltigen, umweltbewussten Ansatz und strebt eine Zertifizierung mit dem Label für «sehr hohe Energieeffizienz» an – mit deutlich besseren Werten als gesetzlich gefordert. Eine leistungsfähige Gebäudehülle sowie der Einsatz erneuerbarer Energien bilden die Grundlage für ein vorbildliches, zukunftsfähiges Projekt. Die Anforderungen gelten dabei nicht als Einschränkungen, sondern als Ausdruck eines naturnahen Denkens, das die Projektentwicklung von Beginn an geprägt hat. Bis ins Detail ist das Projekt von der umgebenden Natur inspiriert: Die speziell gefertigte Schalung der Betonböden erinnert an Blattadern, leicht ausgestellte «Zigarren»-Stützen lassen an Baumstämme denken, Leuchten erinnern an Insektenformen. Natur und Architektur verschmelzen.
Das Projekt von FDMP Architectes wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.