The White Elephants

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38250 Saint-Nizier-du-Moucherotte,
Frankreich

Veröffentlicht am 20. Juli 2025
EPFL ENAC-DO
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Tremplin du Dauphiné, 38250 Saint-Nizier-du-Moucherotte, Frankreich
Projekttyp
Entwurfsstudio/Forschungsgruppe
Projektkategorie
Fertigstellung
05.2025
Links

Beschreibung

Das Entwurfsstudio The White Elephants fand im Frühjahrssemester 2025 (SS2025) an der EPFL ENAC IA im Rahmen der Arbeitsgruppe ADHER statt. Es wurde betreut von Prof. Claudia Devaux mit Unterstützung von Balthazar Donzelot und Martin Lichtig und war dem Forschungsbereich Création architecturale et patrimoine zugeordnet. Folgende Studierende nahmen am Studio teil: Rebecca Broye, Valentine Couble, Jules Coupin, Alexia de Montgolfier, Maxime de Santo, Carla Devallet, Agathe Ducos, Etienne Favet, Jordan Fierro Pereda, Mathilde Forster, Solène Gal, Marion Gisiger, Robin Gugger, Augustin Guillod, Noémie Guillouzzic, Claire Hennel, Grégoire Herzig, Alexandre Hüni, Tuya Huyag, Yohann Kunz, Loraine Marques Antune, Léonard Moeschler, Zineb Mustapha, Benoît Nichols, Ernesto Pinto de Carvalho, Leonita Ramiqi, Elisa Renaudineau, Maxime Reol, Marta Salto Borso di Carminati, Hanya Sayed, Malika Vaccaro und Danilo Vultaggio.

Die Skisprungschanze in Saint-Nizier-du-Moucherotte wurde anlässlich der Olympischen Winterspiele 1968 in Grenoble errichtet. Die Anlage ist das einzige Werk des Architekten Pierre Dalloz. Obwohl es sich um eine Sprungschanze handelte, war sie von Beginn an mit weitergehenden Ambitionen verbunden als der reinen Funktion einer Sportstätte. Das Projekt war sehr architektonisch geprägt: ein Spiel mit den Variationen des Betons, eine statische Herausforderung und eine harmonische Verteilung isolierter Baumassen. Doch das Projekt, das geschickt in den Bergen verankert ist, die benachbarten Felsen widerspiegelt und das Tal überragt, war auch landschaftlich territorial, kurz gesagt kontextualisiert.

So ehrgeizig das ursprüngliche Architekturprojekt auch war, wurde es dennoch bald aufgegeben, da es zu wenig genutzt wurde und zu teuer in der Instandhaltung war. Die Sprungschanze von Saint-Nizier-du-Moucherotte erwies sich als weisser Elefant. Seit den 1980er-Jahren gab es immer wieder Studien und Projekte zur Sanierung der Schanze, die jedoch nicht verwirklicht werden konnten. Angesichts dessen setzte der langsame Verfall der Gebäude ein. Das Ergebnis dieser Situation ist eine heute verlassene, wenn auch bemerkenswerte Anlage, die vor kurzem als solche ausgezeichnet wurde und vor allem heute noch Möglichkeiten bietet. Die Herausforderung dieses Entwurfsateliers bestand gerade darin, die Möglichkeiten dieses vergangenen Erbes aufzuzeigen, um es in der Gegenwart zu nutzen.

Wie können starke Formen, die an eine einzige, obsolet gewordene Funktion gebunden sind, gleichzeitig aufgewertet und in den Dienst eines neuen Projekts gestellt werden?

Um das Potenzial einer bestehenden Bausubstanz zu verstehen, muss diese zunächst untersucht werden. Durch die Bauuntersuchung der Schanze in Saint-Nizier-du-Moucherotte sollten sich die Schüler die Methoden und Werkzeuge der Bestandsaufnahme aneignen. Es ging auch darum, sich bewusst zu machen, dass die Baudiagnose ein integraler Bestandteil des Entwurfs ist und nicht nur eine einleitende Phase ohne konzeptionelle Absichten. Die Studie umfasste die Erfassung der vorhandenen Bausubstanz vor Ort, eine historische Untersuchung (anhand der Auswertung von Archivbeständen), eine Analyse des Erhaltungszustands sowie eine  Authentizitätsstudie. Dies erforderte einen multidisziplinären Ansatz, der Spezialist*innen aus den Bereichen Betoningenieurwesen, Forschung (Programmplanung, Landschaftsarchitektur) sowie Unternehmen wie Zementhersteller einbezog.

Die Art des Eingriffs in den Bestand wurde nicht von vornherein festgelegt, sondern ergab sich aus der vorherigen Analyse. Das Potenzial des Bestands wurde schließlich erst durch die von den Studenten entwickeleten Eingriffe konkret offenbart. Um für die Gegenwart nutzbar zu werden, kann der Bestand eine vollständige oder teilweise Restaurierung erfordern, eine Umgestaltung oder sogar einen Erweiterungs- oder Neubau benötigen. Schliesslich ging es über die Art des Entwurfs hinaus auch darum, einen oder mehrere Handlungsansätze zu wählen und durch das Projekt zu veranschaulichen. Denn jeder dieser Interventionstypen lässt sich variieren, um ein kohärents Projekt zu entwickeln .

So wurde das Olympiagelände in einen Ort umgewandelt, der dem Klettern, der Erinnerung und Besinnung, der endemischen Botanik, der Pflege von Menschen mit Essstörungen, dem Studium und der sportlichen Leistung der Wollindustrie, den festlichen und kurzlebigen Veranstaltungen, dem Wohlbefinden, dem Firmenseminar oder ganz einfach der Freizeitgestaltung gewidmet ist. Diese Neuprogrammierungen zeigten eine sehr grosse Bandbreite von Projekthaltungen gegenüber dem Bestehenden auf. Was bereits vorhanden war, wurde manchmal bis ins kleinste Detail der Isolierung geplant, aber auch in seinem allmählichen Verfall begleitet oder demontiert, um die Materialien vor Ort wiederzuverwenden. Das Vorhandene wurde auf mehr oder weniger eindringliche Weise genutzt, erweitert, verlängert oder aufgestockt. Es ging auch darum, in unmittelbarer Nähe des Bestehenden zu bauen und über den Dialog zwischen dem Bestehenden und dem Neuen, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart nachzudenken. Diese kohärenten Projekte erwiesen sich als äusserst vielfältig und spiegelten sowohl die Anliegen als auch die Ambitionen einer neuen Generation von Schülern wider. So wurde dieses Olympiagelände in ein Gelände umgewandelt, das dem Klettern, der Erinnerung und Besinnung, der endemischen Botanik, der Pflege von Menschen mit Essstörungen, dem Studium und der sportlichen Leistung, der Wollindustrie, den festlichen und kurzlebigen Veranstaltungen, dem Wohlbefinden, dem Firmenseminar  oder ganz einfach der Freizeitgestaltung gewidmet ist. Diese Neuprogrammierungen zeigten eine sehr grosse Bandbreite von Projekthaltungen gegenüber dem Bestehenden auf. Was bereits vorhanden war, wurde manchmal bis ins kleinste Detail der Isolierung geplant, aber auch in seinem allmählichen Verfall begleitet oder demontiert, um die Materialien vor Ort wiederzuverwenden. Das Vorhandene wurde auf mehr oder weniger eindringliche Weise genutzt, erweitert, verlängert oder aufgestockt. Es ging auch darum, in unmittelbarer Nähe des Bestehenden zu bauen und über den Dialog zwischen dem Bestehenden und dem Neuen, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart nachzudenken.

In diesem Entwurfsatelier ging es darum, ein Projekt in einer bestehenden Situation zu entwickeln. Dieser Entwurf war sowohl konkret als auch klar berufsbildend und zukunftsorientiert und ermöglichte das Potenzial des Kulturerbes voll auszuschöpfen. Er umfasste die Untersuchung des Bestehenden, seine Neuprogrammierung bis hin zu seiner Sanierung (Restaurierung, Umbau, Neugestaltung). Ausgehend von einem einzigen veralteten Studienobjekt, einem weissen Elefanten, galt es zu zeigen, dass das bereits Vorhandene heute vielleicht mehr denn je die wichtigste Ressource für ein Projekt darstellt.

Die funktionale Veralterung der Sprungschanze in Saint-Nizier-du-Moucherotte stellt selbst eine Lehre dar. Sie hat unsere Aufmerksamkeit auf die Anpassungsfähigkeit dessen gelenkt, was bereits da ist und was wir bauen, umso mehr, wenn es darum geht, für ein vergängliches Ereignis zu bauen. Diese Anpassungsfähigkeit ist natürlich auf der programmatischen Ebene zu verstehen, aber auch auf der Ebene der Umwelt. Da dieses Projekt in einem Mittelgebirge angesiedelt ist, mussten wir uns mit der Problematik des Klimawandels auseinandersetzen, der in dieser Umgebung besonders spürbar ist. Die Erkenntnis seiner Auswirkungen muss uns Verantwortung übernehmen lassen und zum Handeln bewegen, indem wir zum Beispiel das Kulturerbe als Ressource nutzen, um weniger abzureissen und weniger zu bauen. Das Kulturerbe erscheint uns also als eine echte Ressource für den Architekten: eine Grundlage, reich an Lehren und Herausforderungen, ein Projektgenerator.

Das Projekt der Abteilung Architectural Creation and Heritage der EPFL ENAC IA wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

Projektbeteiligte Unternehmen

Anbieter

Planung

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