Transformation kHaus

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4057 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. November 2022
Focketyn del Rio studio (FdRs) c/o Hans Focketyn Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kasernenhof 8, 4057 Basel, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Geschossfläche
9394 m²
Gebäudevolumen
36'000 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
46,0 Mio. CHF

Beschreibung

Die Umwandlung eines bestehenden Gebäudes in ein neues Kulturzentrum ist zu einem Modell für zirkuläre Architektur und Nachnutzung geworden: Das vor 150 Jahren als Kaserne errichtete Gebäude wurde zu einem neuen öffentlichen Knotenpunkt im Herzen von Basel. Im Jahr 2013 gewannen Miquel del Rio und Hans Focketyn den internationalen Wettbewerb zur Umgestaltung des bestehenden Hauptgebäudes der Kaserne Basel und schufen einen kulturellen Leuchtturm, der nach einem achtjährigen Transformationsprozess nun für die Öffentlichkeit, die Stadt und die Zukunft offen ist.

Historischer Rahmen
Vor 150 Jahren errichtete die Schweizer Armee mitten in der Stadt einen Kasernenkomplex, der ein geschlossenes Areal bildete und die Öffentlichkeit ausschloss. Im Jahr 1966 wurde das Gelände aufgegeben. In den folgenden Jahrzehnten wurden die ausgedehnten Gebäude und ein grosses offenes Areal organisch in Basel eingebettet und zu einem beliebten sozialen und kulturellen Zentrum, dem Kasernenareal. Dieser zivilgesellschaftliche und kommunale Befruchtungsprozess machte das Areal zu einem beliebten Ort für kulturelle, religiöse und kollektive Ausdrucksformen. Es beherbergt mehrere kulturelle Einrichtungen, multifunktionale Musik- und Veranstaltungsräume sowie mehrere Restaurants und Bars, die alle an einen grossen öffentlichen Park angrenzen.
Das markanteste Gebäude des Komplexes hat diese Entwicklung jedoch nie durchlaufen. Es befindet sich am anderen Ende des Geländes und versperrt den Zugang zum Rhein, sodass es diese soziale Transformation umgangen hat, obwohl es das Hauptgebäude des Komplexes ist. Angesichts seiner zentralen Lage in Basel lancierte die Stadt 2013 einen internationalen Wettbewerb für die Erneuerung des 9000 m² grossen Gebäudes, das nun als «kHaus» bezeichnet wird.

Aktuelles Äusseres
Das neue und modernisierte «kHaus» bietet der Stadt Basel eine zeitgenössische, multifunktionale Kultureinrichtung und neue öffentliche Räume an einem historischen und zentralen Ort. Die Konversion vereint zwei der symbolträchtigsten öffentlichen Räume Basels: den Rhein und den Hof der Kaserne. Nun werden sie zum ersten Mal miteinander verbunden und von beiden Seiten für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Dieses neue urbane Zentrum erleichtert stadtweite Verbindungen und schafft einen neuen Versammlungsort für die Gemeinschaft, der durch vielfältige Aktivitäten belebt wird.
Am südlichen Ende des Hofes wurde ein klassischer Bogen mit einem Betonrahmen ausgehoben, der als neue Öffnung dienen soll. Zusammen mit zwei zusätzlichen Durchgängen am Rand der Struktur bieten diese Korridore das ganze Jahr über einen permanenten öffentlichen Zugang zum Fluss. Von nun an kann das Gebäude zu jeder Tageszeit auf verschiedenen Wegen durchquert werden.
Unter Beibehaltung der ursprünglichen Komposition und räumlichen Logik des Gebäudes verwandelte FDRS das «kHaus» in ein offenes und poröses soziales Zentrum für zahlreiche Aktivitäten am Flussufer. In Anlehnung an das Gebäude und die Geschichte des Ortes gestalteten die Architektinnen sein Äusseres subtil um, wobei sie dessen intakten Charakter bewahrten. Die Fassade wurde sanft verändert, indem alle Fenster im Erdgeschoss in Türen umgewandelt wurden, wodurch das Gebäude in eine offene und zugängliche Struktur erhielt.

Aktuelles Interieur
Das Herzstück des Gebäudes ist die «Plaza»: ein weitläufiger öffentlicher Innenraum, der sich zwischen den beiden Fassaden, dem Fluss und dem Innenhof befindet. Mit einer Höhe von über dreizehn Metern bietet er das ganze Jahr über Platz für Aktivitäten. Als erster öffentlicher Zugang zum Gebäude ist die «Plaza» für jedermann gedacht: ein Ort, den man an nassen Wintertagen oder heissen Sommernachmittagen aufsuchen kann. Eine skulpturale Treppe verbindet den Innenhof mit dem Fluss.
Das Innere des «kHaus» ist von Pluralität und Vielseitigkeit geprägt: In seiner Mitte befindet sich die öffentliche «Plaza», direkt darüber ein Veranstaltungs- und Performance-Raum. In den oberen fünf Stockwerken befinden sich Kunst- und Probestudios, eine Matrix von multifunktionalen Räumen, Restaurants, Essbereiche und Räume für Gottesdienste, die alle durch die zentrale «Plaza» und drei vertikale Treppen miteinander verbunden sind.
Ganz allgemein kann das «kHaus» und seine programmatische Komplexität als eine Ansammlung von unterschiedlichen Nutzungen verstanden werden, die jeweils ihre eigene Übersetzung in Raum, Materialien und Techniken haben. Angesichts dieser Ungleichheit haben die Architekten verschiedene Bereiche zu einem zusammenhängenden Ganzen kombiniert - jeder mit seinem eigenen Charakter, seinen eigenen Farben und Klängen, basierend auf der doppelten Logik, jedem Teil zu erlauben, sein eigenes Potenzial zu entwickeln und gleichzeitig ein kohärentes Ensemble zu erhalten.
Unter Beibehaltung der strukturellen Elemente und deren Anpassung an die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten eines Gebäudes des 21. Jahrhunderts haben die Architekten das Hauptgebäude der Kaserne auf diskrete Weise revolutioniert, um Funktionalität und Flexibilität zu ermöglichen und es durch eine «Poly-Typologie» der Räume noch anpassungsfähiger und zukunftsfähiger zu machen. Räume können zu Korridoren und Korridore zu Räumen werden, was die Skalierbarkeit und Flexibilität des Innenraums erhöht. Die offene Zirkulation wird allgegenwärtig und wird durch zwei vertikale Treppen kanalisiert.

Zukünftige Manifestationen
Ein Gebäude, das früher eine Barriere darstellte, ist nun offen und zugänglich. Der 45 Millionen Franken teure Umbau ist Basels erste öffentlich finanzierte Investition in eine grosse Kultureinrichtung im Kleinbasel. Sie ist nun ein 9000 m² grosser Anziehungspunkt für die Stadt und ein Leuchtturm für ihre inklusive und multikulturelle Ausrichtung. Die neue Kaserne hat alles erreicht, was sie sich vorgenommen hat: Sie schafft neue Verbindungen, belebt die beiden Fassaden, verbindet den Fluss mit dem Innenhof und ist dank der verschiedenen Räume im Gebäude flexibel genug, um viele Nutzungen aufzunehmen. Im Moment ist es ein Kulturzentrum, aber wer weiss, was es einmal werden wird. Das Kasernenareal hat in der Vergangenheit hundert Leben gelebt, und sein Hauptgebäude wird sich auch in Zukunft weiterentwickeln.

Ein strukturell nachhaltiges Gebäude
Die übergreifende Strategie der Erhaltung und Sanierung wurde von Schnetzer Puskas Ingenieure im gesamten Gebäude stringent umgesetzt. Abgesehen von der Öffnung im Zwischentrakt bleibt die Gebäudestruktur mit ihren massiven Bruchsteinmauern im fertigen Projekt erhalten. Grössere Eingriffe wurden nur in der Mitte der fünf Gebäudeteile und in der flussseitigen Zone neben dem Nord- und Südturm vorgenommen, wo zwei zusätzliche Erschliessungskerne eingebaut wurden. Durch die weitestgehende Erhaltung der Gebäudestruktur und die Minimierung des zusätzlichen Materialverbrauchs wird eine hohe bauliche Effizienz erreicht. Das Projekt stellt eine erfolgreiche Umstellung auf ein nachhaltiges Gebäude nach dem heutigen Stand der Technik dar.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

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