Umbau Ferienhaus Ciahad
,
Schweiz
Veröffentlicht am 03. Februar 2023
Camponovo Baumgartner GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Umbau eines Bauernhauses in Arosa zu einem Feriendomizil. Die bestehende Struktur wurde beibehalten, die Funktion der einzelnen Räume aber verändert. Aus dem einstigen Schweinestall, wo sich eine ungeheizte Küche befand, wurde eine kleine Einliegerwohnung. Der Umbau hat den Strickbau wiederbelebt.
Ausgangslage
Die Bauherrschaft wünschte sich einen komfortablen Ausbau ihres Ferienhauses in Arosa. Das einstige Bauernhaus wurde bereits im 19. Jahrhundert als Feriendomizil genutzt. Die Umbauten über die Jahrzehnte fügten dem Haus immer mehr Schichten hinzu. Der Umbau offenbarte Schicht um Schicht die Geschichte des Hauses, diese wurde bis auf die solide hölzerne Grundstruktur entfernt. Schliesslich kam eine neue Schicht hinzu.
Entwurfsidee
Die bestehende Kammerstruktur blieb erhalten, die Funktion der einzelnen Räume wurde aber verändert. Aus dem einstigen Schweinestall, wo sich eine ungeheizte Küche befand, ist jetzt eine kleine Einliegerwohnung mit einem Schlafraum, Bad und Bibliothek geworden. Die Küche wiederum wurde an ihren ursprünglichen Ort situiert: in die Mitte des Hauses. Zwei neue Einbauten, auch «Burschen» genannt, artikulieren die Räume. Ihre räumliche Wirkung verweist an die historischen Bündner Specksteinöfen, welche wie Elefanten in den getäfelten Stuben stehen. Der erste «Bursche» ist ein Specksteinofen, der zwischen der Küche und dem Wohnzimmer steht und die beiden Räume heizt. Der zweite «Bursche» ist die Dusche und die Sanitärverteilung. Die Einbauten verkörpern die historischen und die haustechnischen Installationen. Die vier Räume im Erdgeschoss bilden eine Enfilade. Ihre topografischen Eigenheiten prägen das Haus. Jeder Raum liegt auf einem anderen Niveau, jeweils zwei Stufen tiefer als der vorangehende, so geht es durch jeden Raum weiter abwärts.
Projektierung
Die Wandtäfelung verdeutlicht die verschiedenen Niveaus der Räume. Die horizontale Linie im Täfelungsbild durchzieht das Haus wie die Linie eines Pegelstands. Die Täfelung aus Birkensperrholz ist mit unterschiedlich geölten Sperrholztafeln neu interpretiert. Sie unterscheidet sich von der einfachen Wandverkleidung, die sich früher in den untergeordneten Räumen von Bediensteten fand. Die Art, wie die Täfelung geölt und verlegt ist, ergänzt das Muster der Täfelung im Wohnzimmer, die erhalten wurde. Raumtäfelung und die «Burschen» ergänzen den historischen Strickbau mit zwei prägenden Elementen.
Realisierung
Der Umbau offenbarte Schicht um Schicht die Geschichte des Hauses. Auf der Veranda etwa kam beim Entfernen der Verkleidung die ehemalige Aussenwand hervor sowie ein Fenster. Im Wohnzimmer fanden sich auf dem alten, freigelegten Riemenboden die Spuren der Nagelschuhe, die dort früher jeweils unter Anstrengung im Sitzen angezogen wurden.
Besonderheiten
Das Haus CIAHAD lädt seit jeher zum Verweilen ein. Nach einer alten Anekdote sollen sich Wanderer mit jener Selbstverständlichkeit vor das Haus gesetzt haben, wie sie es in einem Gasthaus tun würden. Die Mutter des Bauherrn versorgte sie mit Getränken. Und liess sie im Glauben, das Haus sei tatsächlich ein Gasthaus. So falsch lagen die Wanderer nicht, verbirgt sich hinter dem Namen CIAHAD doch gerade diese Bedeutung. Die Abkürzung steht Englisch ausgesprochen für «Come In And Have A Drink». Der Urgrossvater des Bauherrn aber hatte eine andere Intention, als er das Haus so nannte. Er war einst Anwalt des Shahs von Persien und besass ein Haus in Teheran. Der Name des Hauses in Arosa, das er 1930 kaufte, sollte demnach einen persisch klingenden Namen haben: Schliesslich kam er auf CIAHAD.