Intra Muros

 
5630 Muri,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. März 2022
Camponovo Baumgartner GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Strasse Westfassade Westfassade Innenraum Küche Attika Eingang Treppenhaus Treppendetail Axonometrie der Situation Axonometrie der Treppe

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Aarauerstrasse 11, 5630 Muri, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
5
Grundstücksfläche
2150 m²
Geschossfläche
3145 m²
Nutzfläche
1678 m²
Gebäudevolumen
4332 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
8,0 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
50
Parkplätze
15

Beschreibung

Umbau und Erweiterung «Roth-Haus», ein Wohn- und Beschäftigungsheim für Erwachsene mit Beeinträchtigung an bauhistorischer Lage. Der bestehende Bau liess sich bis auf die Tragstruktur zurückbauen. Aus dem Altbau wächst ein viergeschossiger, monolithischer Anbau heraus.

Ausgangslage

Das Roth-Haus steht in Muri innerhalb der einstigen Klosteranlage südöstlich der früheren Klostermauer, deren Überreste heute noch partiell lesbar sind. Im 17. Jh. als Kaufhaus errichtet, war das Roth-Haus Kornhaus, Metzgerei mit Wohnhaus, Seidenwinderei und Bank. Mitte der 90er-Jahre wurde es bis auf die Fassade und den Dachstuhl entkernt, damit es den Ansprüchen eines Behindertenheims genügt. Wir sollten knapp 30 Jahre später im Spannungsfeld zwischen historischer Umgebung und zeitgenössischen Ansprüchen das Heim für Erwachsene mit Beeinträchtigung umbauen und erweitern.

Entwurfsidee

Angesichts des historischen Umfelds und den Anforderungen eines Heimbetriebs bildete die Frage nach der Vereinbarkeit gegensätzlicher Ansprüche die treibende Kraft, das gestalterische Potenzial dieser Aufgabe auszuloten. Wir fanden zu einer feinsinnigen Sprache, die dem Kontinuum vom Alten zum Neuen Rechnung trägt. Der lang gezogene Anbau stärkt die Umfriedung, indem er auf der einstigen Klostermauer steht. So gewinnen das Innere und Äussere der historischen Anlage an Bedeutung. Der viergeschossige monolithische Anbau schafft mit seinem schmalen Volumen Raum für die Grünanlage daneben. Die Fassade aus Sichtbeton mit horizontaler Holzschalung widerspiegelt den tektonischen Aufbau der Mauer. Der Anbau steht präzise in der topografisch komplexen Umgebung und fügt sich geometrisch an die Tragstruktur des Altbaus. Der minimale Anbau schafft im Inneren maximale Räumlichkeit. Für die sechs Wohngruppen sind sämtliche Tagesnutzungen wie Küche und Wohnräume neu im Anbau platziert. Alle Individualzimmer verblieben im Altbau. Im Inneren setzt sich unsere Idee des Kontinuums fort. Eine lange, geschwungene Wand ermöglicht fliessende Fortbewegung, gerade mit Rollstühlen. Die maximale Räumlichkeit widerspiegelt sich auch in der Verbindung zwischen Neu- und Altbau: Der Anbau verjüngt sich zum historischen Roth-Haus hin. Dort setzt sich die geschwungene Form weiter. Durch das punktuelle Tragsystem liess sich der Bestand mit wenigen Eingriffen auf die Struktur der 90er-Jahre zurückbauen.

Projektierung

Durch eine archäologische Spurensuche vor Ort ermittelten wir die Begebenheiten der bauhistorischen Lage, um architektonische Antworten zu finden, die dieser gerecht werden. Andererseits galt es, die Bedürfnisse eines Wohnheims für beeinträchtige Menschen im Dialog mit der Betriebsleitung zu ermitteln. Was erfordert die betriebliche und funktionale Trennung zwischen Schlaf-und Wohnräumen? Wie lässt sich die geforderte Alltagstauglichkeit mit architektonischen Ansprüchen vereinen? Und wie lassen sie sich diese mit bescheidenen Mitteln nachhaltig umsetzen?

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