Umbau historisches Haus

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6986 Novaggio,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. Februar 2022
bb. architetti associati A.Beffa-Boggia e C. Bernasconi
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Haupteingang Südfassade Loggia EG Korridor/Loggia EG Treppe EG-1OG Nordfassade Atrium 1OG Korridor 1OG Wohnzimmer 1OG Treppe 1OG-2OG Vorzimmer 2OG Badezimmer 2OG Badezimmer 2OG Treppe 2OG-3OG

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
06.2020

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
423 m²
Geschossfläche
441 m²
Nutzfläche
308 m²
Gebäudevolumen
1287 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,3 Mio. CHF
Parkplätze
1

Beschreibung

Die Liegenschaft befindet sich am Rande des historischen Zentrums des Dorfes. Das Gebäude, das gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, diente zunächst als Rückzugsort für Geistliche, wurde später in ein «Zollhaus» umgewandelt und sollte heute wieder als private Wohneinheit genutzt werden.

Ausgangslage

Das Gebäude, das aus zwei Wohngeschossen, einem Erdgeschoss mit Keller und Technikraum sowie einem nicht bewohnbaren Dachgeschoss bestand, wies die typischen Baustandards von Häusern des 19. und 20. Jahrhunderts auf. Die letzte Renovierung fand hat in den 1950er-Jahren stattgefunden.
Im Allgemeinen war die Ausstattung und Ausführung des Gebäudes sehr bescheiden und der Zustand der Installationen entsprach nicht mehr dem heutigen Stand der Technik, sodass eine gesamthafte Renovierung erforderlich war. Das Gebäude sollte trotz des Umbaus seinen äusseren architektonischen Ausdruck bewahren.

Entwurfsidee

Das vorhandene Steinmauerwerk und Öffnungen sollten beibehalten werden mit zwei punktuellen Änderungen: am Nordeingang und im südlichen Erdgeschoss, wo eine zugemauerte bogenförmige Öffnung wiederhergestellt und eine neue zurückgesetzten Glasfront eingesetzt wird.
Diese Eingriffe schaffen einerseits ein ausgewogenes Verhältnis im Ausdruck der Fassaden im Dialog mit den bestehenden Öffnungen und tragen andererseits zur Funktionalität der Nutzung der neuen Räume dahinter bei.
Die Innenräume wurden umgestaltet und die Ausstattung bzw. Installationen auf den heutigen Stand gebracht. Auf der Nordseite, auf der Höhe des Hofes im 1. Obergeschoss befindet sich der Haupteingang, kann man in den Schlafbereich und den Dachboden hinauf- oder ins Erdgeschoss hinuntergehen, wo sich die neue Küche mit direktem Zugang zum Garten, die Wirtschaftsräume und der alte Keller befinden.
Eine um 1946 aufgenommene Schwarzweiss-Panoramaaufnahme zeigt, dass die Loggia im ersten Stock des Gebäudes mit ihren Kreuzgewölben ursprünglich ein offener Raum war wie die meisten Dachgeschosse der Häuser jener Zeit im Tessin. Obwohl die Loggia auf Wunsch des Kunden geschlossen bleiben sollte, wollte man bei der Renovierung sich dem Bild der offenen Loggia anzunähern, was durch die neuen grossen Fenster ohne Sprossen oder Unterteilungen und mit minimalen Profilen zum Ausdruck kommt, sodass das dominierende Bild der bogenförmigen Öffnung unverändert bleibt.

Projektierung

Die Gebäudehülle wurde mit einer neuen wirksamen Innendämmung, neuen 3-fachverglasten Fenstern, einer neuen Dämmung gegen das Erdreich und einem neuen isolierten Dach energetisch saniert. Besonderes Augenmerk wurde auf die Vermeidung von Wärmebrücken gelegt, vor allem im ersten Obergeschoss im Bereich der Kreuzgewölbe. Dort wurde eine Kombination aus Innendämmung bis zur Höhe der Fensterbögen und einer 30-40 mm dicken Aerogel-Dämmschicht an der Fassade verwendet. Für die Heizung und die Warmwasserbereitung des Gebäudes wurde eine Thermopumpe mit Erdwärmesonden gewählt. Da das Haus an zwei Seiten von Nachbargebäuden begrenzt ist, wurde auch ein Brand- und Schallschutzkonzept umgesetzt.
Grosser Wert wurde auf die Wiederherstellung der ursprünglichen Materialien gelegt, indem von den wertlosen Schichten so viel wie möglich entfernt wurde, welche im Laufe der Zeit hinzugefügt wurden.
Die Materialauswahl für den Innenausbau beschränkt sich auf einige wenige Materialien und Farben: Eichenholz und beigefarbene Fliesen für die Böden, weisser Lack für die Schreinerarbeiten und den Innenausbau der Nachtbereiche, Eichenholz für die Schreinerarbeiten und Innenausbau der Wohnbereiche, graues Metall für Geländer, Treppen, Fenster, Weisskalk für Fassaden und Innenputz, Granit für Aussenbeläge und Fenstersimse.

Realisierung

Die Struktur der Mauern bestand aus einer Mischung aus verputzten Steinen und Ziegeln, auf denen im Laufe der Jahre immer wieder neue Schichten von Kalk- und Zementputz aufgebracht wurden. Die Decken bestanden aus Holzbalken mit darüber liegenden Dielenböden, die im Laufe der Jahre auch mit verschiedenen Materialien belegt wurden (Zementine anfangs 1900, Linoleum/Teppich 1950-60) und einer verputzten Rohdecke als Untersicht. Die Tonnengewölbe im Erdgeschoss waren aus Stein und die Kreuzgewölbe im zweiten Stock waren mit Kalk verputztem Hühnerdraht gefertigt. Das Dach war ein Holz-Schrägdach und war mit Ziegeln gedeckt.
Nach einer Untersuchung des Bauwerks, bei der die verschiedenen übereinanderliegenden Putzschichten aus vergangenen Renovationen entfernt wurden, wurde festgestellt, dass der Verfall des Mauerwerks so weit fortgeschritten war, dass eine Konsolidierung des gesamten Bauwerks erforderlich war. Aus diesem Grund war es nicht möglich, Teile des Mauerwerks freizulegen. Leider konnte auch eines der beide Tonnengewölbe aus Stein im Erdgeschoss nicht erhalten werden, sowie Teile der Decken der Obergeschosse, die neu aus Beton erstellt wurden.

192458870