Umbau historisches Haus

 
6900 Lugano,
Schweiz

Veröffentlicht am 02. April 2025
bb. architetti associati A.Beffa-Boggia e C. Bernasconi
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Esszimmer Esszimmer Detail Fester Wohnzimmer Küche Küche Küche Treppe / Neue Dusche Korridor Schlafbereich Zimmer 1 Detail Dusche Badezimmer Detail Bad

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
via Cortivallo 5, 6900 Lugano, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
07.2024

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Nutzfläche
258 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
500'000 CHF

Beschreibung

Ausgangslage
Das Gebäude befindet sich in Lugano, im Wohnviertel Besso. Es handelt sich um eine charmante Privatvilla aus den frühen 1900er-Jahren, die sich über zwei Hauptetagen erstreckt und in einen grosszügigen, nach Süden ausgerichteten Garten eingebettet ist. Die umliegende Nachbarschaft besteht überwiegend aus Gebäuden, die zwischen den 1950er und 1970er-Jahren errichtet wurden und die baulichen Möglichkeiten der damaligen Vorschriften voll ausgeschöpft haben, da das Gebiet zur Wohnzone R7 gehört, welche eine Bebauung von bis zu sieben oberirdischen Stockwerken erlaubt.

Stand vor dem Umbau
Das Gebäude besteht aus zwei Hauptgeschossen, einem Untergeschoss und einem Dachgeschoss. Der Hauptzugang zum Gebäude erfolgt von Norden, das Hochparterre ist über eine Aussentreppe erreichbar. Die Aussenwände bestehen überwiegend aus Stein und sind beidseitig verputzt, während die Innenwände aus unterschiedlich dicken Lehmziegeln bestehen, die ebenfalls verputzt sind. Die Decken bestehen aus zementgefüllten Stahlträgern, auf denen eine Holzkonstruktion mit gefliesten Dielenböden in den Haupträumen des Erdgeschosses und im Bad ruht, die im Laufe der Zeit teilweise mit Vinyl überzogen wurden. Das Satteldach besteht aus Holz und ist mit Ziegeln gedeckt. Das Haus weist originale Ausstattungselemente wie Holztäfelungen, Tür- und Fensterrahmen sowie Schränke auf.

Das Gebäude befand sich insgesamt in einem guten Erhaltungszustand, was die Struktur und die Holzverkleidungen betraf, obwohl die Toiletten in einem mittelmässigen und die Küche in einem schlechten Zustand waren. Im Laufe der Jahre wurden einige Instandhaltungsarbeiten durchgeführt, darunter die Isolierung des Daches und die Modernisierung der Heizungsanlage durch den Einbau eines Gaskessels unter Beibehaltung der alten Heizkörper. Die Küche, die Bäder und alle Oberflächen waren noch im Originalzustand.

Entwurfsidee 
Die Sanierung umfasste gezielte Massnahmen zur Verbesserung der Ästhetik und der Nutzbarkeit der Räume, die von der zweiten und dritten Besitzergeneration als Zweitwohnsitz genutzt werden. Die Eigentümer wollten den historischen Charakter des Gebäudes so weit wie möglich erhalten und gleichzeitig die notwendigen Verbesserungen und Anpassungen an moderne Komfortstandards vornehmen. So betrafen die wichtigsten Massnahmen die Modernisierung der Oberflächen und Installationen, den Einbau eines zusätzlichen Badezimmers mit Dusche im ersten Stock, die Schaffung eines Durchgangs zwischen Wohn- und Esszimmer im Erdgeschoss und den Austausch der Fenster.

Material und Struktur
Ein markantes Merkmal des Projekts war die sorgfältige Auswahl der Materialien und Ausstattungen, die Liebe zum Detail, die insbesondere in der Küche und bei den sanitären Einrichtungen deutlich zum Ausdruck kam. Ziel war es, den ursprünglichen Charakter, die Linienführung und die Dekorationen der Epoche so treu wie möglich zu bewahren. Gleichzeitig wurde ein klarer Fokus auf die Modernisierung der Räume gelegt, mit einer gezielten Auswahl von Elementen und Farben, insbesondere bei den Wänden und der Tischlerei. Das zentrale Anliegen war es, die Räume zu öffnen und aufzuhellen, indem die grünliche Patina entfernt wurde, die die holzverkleideten Elemente wie Wandpaneele, Türen, Schränke und Fenster überzogen hatte. Die Innentreppe mit Steinstufen und die Fliesenböden in den Fluren mit den originalen grün-roten Zementfliesen wurden erhalten und nur geschliffen bzw. poliert, um ihre Authentizität zu bewahren.

Für die Böden der Küche und der Bäder wurden Fliesen gewählt, die das Muster der alten Zementfliesen aufgreifen. In der Küche wurde ein Gelbton gewählt, der die Farbe des ursprünglichen Fussbodens im Erdgeschoss aufgreift, während für die Bäder ein Rotton gewählt wurde, der das Muster der Zementfliesen in den angrenzenden Fluren widerspiegelt. Die Wände wurden mit Mikrozement behandelt, der die Farbe des Fussbodens aufnimmt, aber einheitlich bleibt, ohne Linien oder Trennungen, um Raum für andere dekorative Elemente zu lassen. In den Haupträumen, wie dem Wohnzimmer, dem Salon und den Schlafzimmern, wurde ein weiss geöltes Eichenparkett gewählt, das hell und dezent wirkt. Die neuen Sanitäranlagen sind aus Keramik, die Armaturen aus Bronze oder Messing. Die neue Küche ist zu einem markanten Element geworden, das bewusst in einer dunklen Farbe gewählt wurde, um ihre Bedeutung im Raum zu unterstreichen und sich gleichzeitig harmonisch in das Gesamtbild einzufügen. Die neuen Fenster entsprechen den Anforderungen des Energiegesetzes, wobei das ursprüngliche Muster der Glasaufteilung beibehalten und die alten Fensterbeschläge für den Öffnungsmechanismus wiederverwendet wurden. Die Elektroinstallationen wurden komplett modernisiert, indem sie auf Putz installiert und durch neue Kanäle geführt wurden, während die alten Steckdosen und Lichtschalter wiederverwendet oder mit ähnlichen Modellen restauriert wurden. Das Endergebnis ist eine Residenz, die meisterhaft den klassischen Charme ihrer Epoche mit einer modernen, mutigen Farbwahl vereint – ein harmonisches Zusammenspiel aus Tradition und zeitgenössischem Design, das sowohl begeistert als auch inspiriert.

Energie und Nachhaltigkeit
Die Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser ist unverändert und erfolgt weiterhin über eine Gasheizung, ebenso die Wärmeverteilung über Heizkörper. In den Bädern und der Küche wurde die gesamte Sanitär- und Wasserinstallation erneuert, einschliesslich der Installation einer neuen mechanischen Lüftung für das neue Bad im ersten Stock. Darüber hinaus wurden Vorbereitungen für eine eventuelle Radonabsaugung über einen Ventilator getroffen, falls die Werte nach den Messungen zu hoch sein sollten. Um die Behaglichkeit insbesondere im Erdgeschoss zu erhöhen, ohne die Gebäudehülle grundlegend zu verändern, wurde in den darunter liegenden Kellerräumen eine Deckendämmung eingebaut.

Das Projekt von bb. architetti associati wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.



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