Umnutzung Gemeindespitaltrakt Riehen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. August 2020
Kast Kaeppeli Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Nach achtzigjähriger Nutzung wird der Spitaltrakt des ehemaligen Gemeindespitals an der Schützengasse in Riehen zu gemeinschaftlichem Wohnen für die Kommunität Diakonissenhaus Riehen umgenutzt und mit Arztpraxen im Erdgeschoss und Gästezimmern im Dachgeschoss ergänzt.
Ausgangslage
Der Spitaltrakt Schützengasse wurde 1939 als Erweiterung des alten Gemeindespitals aus der Jahrhundertwende erbaut und war bis zum Umbau als Geriatriespital genutzt worden. Das Gebäude liegt in der Ortsbild-Schonzone und bildet mit dem ehemaligen Spital-Hauptgebäude, welches sich in der Schutzzone befindet, eine Einheit. Als Nutzung für den Spitaltrakt Schützengasse wird gemeinschaftliches Wohnen vorgesehen für Menschen, die der Kommunität nahestehen und punktuell am klosternahen Betrieb teilhaben wollen.
Entwurfsidee
Die neue Erschliessungsfigur des Umbaus bildet das Rückgrat für das gemeinschaftliche Wohnen. Alle öffentlichen Bereiche, wie der Zugang zum gemeinschaftlichen Garten, die Verbindungen zum Hauptgebäude im ersten und vierten Obergeschoss und der Gemeinschaftsraum im vierten Obergeschoss werden durch eine innere Wegführung verbunden. Mittels eines neuen, zweiten Treppenhauses werden im zweiten und dritten Obergeschoss durchgesteckte, ost-/ westorientierte Wohnungen möglich. Die für historische Spitäler typische Mittelgangerschliessung wird im zweiten und dritten Obergeschoss aus diesem Grund aufgehoben. Das Ziel der Erschliessungsräume ist, dass möglichst viele Orte der Begegnung für die Bewohner geschaffen werden. Das hinter einer Lochfassade verborgene Stahlbetontragwerk des Gebäudes, bestehend aus Pfeilern, Unterzügen und Rippendecken, ermöglicht eine komplett freie Unterteilung der Geschosse. Damit werden eine neue Erschliessungsfigur und vielfältige Wohnungstypen möglich. Durch eine neue Balkonschicht auf der Parkseite im ersten Obergeschoss erhalten alle Gartenseitig orientierten Wohnungen einen Aussenraumbezug zum Park. Die ostorientierten Wohnungen im ersten Obergeschoss sind durch den direkten Zugang über die Erschliessung mittels Treppe direkt mit dem Gemeinschaftsgarten verbunden.
Projektierung
Die Wohnungen sind je nach Lage im Grundriss optimal auf die jeweiligen Aussenbezüge ausgerichtet. Zukünftig wird es neben einseitig orientierten Wohnungen im ersten Obergeschoss, in denen über Schiebetüren die gesamte Länge einer jeden Wohnung freigespielt werden kann, durchgesteckte ost-/ westorientierte Wohnungen im zweiten und dritten Obergeschoss geben. Diese verfügen über einen geräumigen Wohnraum mit Küche, der sich zwischen Hof und Strassenseite spannt. Die hohen Räume und die französischen Fenster zur Hofseite geben den Wohnungen zusammen mit der Materialisierung einen hellen, wohnlichen Ausdruck. Parkett-, Terrazzoböden und tapezierten Brusttäfer nehmen Bezug auf die Entstehungszeit des Gebäudes. Die gartenseitig umlaufenden Balkone dienen zukünftig als Aussensitzplatz mit Blick in den historischen Spitalpark mit seinen alten Bäumen. Dieser wird im Umfeld des Projekts behutsam angepasst und zukünftig als Mietergarten genutzt. Der Charakter des Gebäudes von Aussen wird beibehalten, die neuen Elemente wie die Balkonschicht im ersten Obergeschoss, der Wintergarten im Erdgeschoss und die neuen Eingänge werden integrativ in die historische Fassadengestaltung eingebunden. Die Fenster wurden ersetzt, das Dach und die Decken über dem Untergeschoss neu wärmegedämmt.