Wohnhäuser mit traditioneller Typologie

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9053 Teufen,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. Oktober 2023
BDE Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

die neuen Wohnhäuser im Übergang von Dorf zu Landschaft Zugang zu den beiden Häusern feingliedriges Fassadenbild mit Lisenen und Rautenmustern erinnern an Ziermuster des Appenzellerhauses Kochen und Essen im Reihenhaus Vollholzdecken im Holzrahmenbau ermöglichen grosszügiges Wohnen im Reihenhaus raumhaltige Laubenschicht im Reihenhaus Richtung Wetterseite und Landschaft intimer Rückzugsort auf dem Zwischenpodest im Reihenhaus Kochen und Essen im Mehrfamilienhaus sichtbare Balkenlagen rythmisieren den Wohnraum mit grosszügigen Fensteröffnungen im Mehrfamilienhaus Kochen unter dem Dach des Mehrfamilienhauses Laubenschicht mit gedrechselten Säulen als gestalteter Zwischenraum Stirnfassade des Reihenhauses

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
10.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
8
Grundstücksfläche
2148 m²
Geschossfläche
2044 m²
Nutzfläche
963 m²
Gebäudevolumen
6253 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
6,1 Mio. CHF
Parkplätze
15

Beschreibung

Die neuen Wohnhäuser stehen auf einer Geländekuppe und bilden den Übergang von Dorf zu Landschaft. Das «Appenzellerhaus» und das «Heidenhaus» bieten als Ensemble Wohnraum für acht Haushalte. Beide Häuser sind in Holz konstruiert und greifen die Bautypologien der Gegend auf.

Ausgangslage

Der gut erhaltene Dorfkern mit seiner traditionellen Bauweise und die sanfte Hügellandschaft formen die Gemeinde Teufen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Durch die existenzsichernden Tätigkeiten entwickelte sich dort im Lauf der Jahrhunderte eine prägende Kulturlandschaft, allgemein beschrieben als Appenzellerland. Die Gebäude nutzen die vorhandene Topografie und fügen sich ohne Geländemodellierung in die Landschaft ein. Wohn- und Wirtschaftsteil befindet sich klassischerweise unter einem Dach. Es gibt minimale Erschliessungsfächen und die Aussenraumgestaltung ist zurückhaltend.

Entwurfsidee

Das sogenannte Appenzellerhaus und das Heidenhaus bieten als Ensemble Wohnraum zur Miete für acht Haushalte.
Ersteres bezieht sich mit der weitgehend in Fensterreihen aufgelösten Hauptfront auf das charakteristische Bild des Appenzellerhauses. Bandfenster und Fronttäfer gliedern die Holzfassade. Sogenannte Abwürfe und Chatzesteg bilden als horizontale Elemente konstruktiven Wetterschutz und erzeugen eine Tiefenwirkung. Das feingliedrige Fassadenbild wird mit Lisenen und Rautenmustern ergänzt.
Das daneben angegliederte Reihenhaus besitzt einen First parallel zum Hang. Das flach geneigte Dach nimmt Merkmale und Proportionen des Heidenhauses auf. Mittels Laubenzone unter dem Vordach werden die heutigen Bedürfnisse des privaten Aussenraums erfüllt. Die Laube wird von den typischen Wetterseiten räumlich gefasst. Beide Häuser sind in Holz konstruiert. Das Mehrfamilienhaus mit sichtbaren Balkenlagen im Inneren und in den seitlichen Lauben. Diese sind auf massive Holzsäulen abgestellt. Ihre Ausbildung mit Basis und Kapitell zitiert klassizistische Formen.

Projektierung

Das Projekt ermöglicht neue Wohnungen an zentraler Lage. Die Eigentümerfamilie möchte damit langfristigen Wohnraum an diesem privilegierten Standort für Familien und ältere Bewohner zur Miete anbieten. Das Ziel ist eine generationenübergreifende Nachbarschaft.
Mit der PV-Anlage auf den Reihenhäusern und der Erdsondenwärmepumpe werden die Wohnhäuser mit nachhaltiger Energie versorgt. Ladestationen für Elektrofahrzeuge werden durch den Strom der Eigenverbrauchsgemeinschaft versorgt. Die reine Holzbauweise ab dem Übergang zum Keller bezieht sich auf die Bauidentität des Appenzells und sorgt in ihrer Konsequenz für minimale graue Energie in der Erstellung.

Realisierung

Das Mehrfamilienhaus ist mit sichtbaren Balkenlagen im Inneren und in den seitlichen Lauben konstruiert. Diese sind auf massive Holzstützen abgestellt. Ihre Ausbildung mit Basis und Kapitell zitiert klassizistisches Formengut – Stilmittel, welche als Abgrenzung von Bürger– und Fabrikantenhäusern zu einfachen Bauernhäusern schon im 18. Jahrhundert verbreitet waren. Die Fassaden sind, wie für Appenzellerhäuser typisch, mit kassettenartig gestemmter Südfassade sowie in Holzschindeln für die weiteren Fassaden ausgeführt.
Das Reihenhaus weisst Vollholzdecken aus Brettschichtholzelementen auf, welche auf tragenden Innen- und Aussenwänden ruhen. Diese sind als Holzrahmenbau konzipiert. Im Erdgeschoss wird die Statik durch einen Träger in Längsrichtung mit Stützen ergänzt – die raumhaltige Wirkung zoniert die Räume. Das Sparrendach liegt in Firstrichtung auf den Haustrennwänden. Die Laube ist als Skelettstruktur aus Träger und Stützten in Brettschichtholz getragen.

Das Projekt von BDE Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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