Wohnhaus im Bliesgau
,
Deutschland
Veröffentlicht am 08. April 2024
Roman Morschett M.A. Architekt
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Wohnhaus im Bliesgau von Roman Morschett ist ein eingeschossiges Einfamilienhaus in Holzständerbauweise, das im ländlichen Südwestdeutschland auf einer alten Obstwiese inmitten des Dorfes entstand. Die charakteristische Laube des einfachen Hauses stellt einen starken Bezug zur ortsprägenden Wiese her.
Ausgangslage
Die junge vierköpfige Familie, die im Dorf fest verwurzelt ist, kam mit einem Baugrundstück und dem Wunsch nach einem Haus, das durch seine Verbindung zum Garten geprägt sein sollte, auf das Architekturbüro zu. Obwohl die alte Obstwiese inmitten des Dorfes liegt, war sie zuvor noch nicht bebaut. Es galt die Ortschaft im Inneren zu verdichten, statt sie an den Rändern weiter zu zersiedeln. Gleichzeitig sollte die besondere Stimmung des Ortes erhalten bleiben.
Entwurfsidee
Der lange Baukörper steht parallel zur Strasse und grenzt den öffentlichen Raum vom privaten Aussenbereich im Süden ab. Die Betonkonstruktion mit ihren parallelen Schotten schreibt die Logik des darauf ruhenden Holzbaus in die Landschaft ein. Innen wie aussen folgt das Haus der Bewegung der Topografie und stärkt dadurch den Bezug des Innenraums zum Garten. Im Norden reihen sich sämtliche andienende Räume auf und schaffen so einen Puffer zur Strasse. Die Zimmer und Gemeinschaftsbereiche sind nach Süden orientiert und geben den Blick über die alten Dächer des Dorfes in die Kulturlandschaft des Bliesgaus frei. Der rational organisierte Grundriss gewinnt durch die vorgelagerte Laube im Süden an räumlicher Vielfalt. Sitzbänke, die zwischen den Stützen spannen, erweitern den Innenraum nach aussen. Die räumliche Konfiguration des Gemeinschaftsbereiches schafft unterschiedliche Abstufungen von Intimität, was zusätzlich durch den Niveausprung zwischen Küche und Wohnzimmer verstärkt wird. Der Wohnbereich legt sich um die grosse überdachte Terrasse, die so zum kommunikativen Drehpunkt des Familienlebens wird. Um die Stimmung der Obstwiese zu erhalten, wurde nach einem angemessenen architektonischen Ausdruck gesucht. Gefunden wurde dieser in einem einfach gefügten Holzbau. Materialität, Konstruktion und Farbigkeit sollten dabei an landwirtschaftliche Zweckbauten erinnern und das Haus so wirken lassen, als würde es schon lange zwischen den alten Bäumen stehen.
Projektierung
Der hochgedämmte Holzständerbau ruht auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Schotten aus Stahlbeton im Süden dienen als Auflager für die Laube. Die sichtbar belassene Holzkonstruktion spart durch den Verzicht auf zusätzliche Verkleidungen einerseits Kosten und Ressourcen und stärkt dabei die gestalterische Idee. Das Haus ist mit einer sägerauen Lärchenschalung eingekleidet, die mit silikatischer Vergrauungslasur behandelt ist. Auch die Fenster, der Parkettboden und die Holzterrasse sind aus Lärche gefertigt. Die graue Eterniteindeckung des grossen Daches ist das mineralische Pendent zum Betonsockel des Gebäudes. Der Dachüberstand im Süden verhindert eine zu starke Aufheizung im Sommer. Bei tiefstehender Sonne in den Wintermonaten ermöglicht die grosszügige Verglasung spürbare solare Gewinne. Die Nordfassade hingegen ist geprägt durch ihren minimalen Öffnungsanteil. Beheizt wird das Haus durch eine Wärmepumpe, deren Strombedarf durch die Photovoltaikanlage in Kombination mit einem Batteriespeicher gedeckt wird. Falls das System bei sehr niedrigen Temperaturen ineffizient wird, kann zusätzlich mit einem Kaminofen geheizt werden.
Besonderheiten
Die vorgelagerte Laube, die das Haus auf seiner gesamten Länge begleitet, ermöglicht es, aus jedem Zimmer direkt nach aussen zu treten und schafft vielfältige Verknüpfungen. Sie lädt zum Spielen, zum Sonnenbaden und zum Lesen ein, bietet Raum für Gemeinschaft und einen Ort fürs Alleinsein. Sie will sich nicht entscheiden, ob sie zum Haus oder zum Garten gehören will.
Das Projekt von Roman Morschett wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.