Wohnhof Colmarerstrasse

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4055 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 11. Februar 2025
Rahbaran Hürzeler Architekt:innen
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

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Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Colmarerstrasse 14, 4055 Basel, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
02.2025
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
9
Grundstücksfläche
784 m²
Geschossfläche
1442 m²
Nutzfläche
1097 m²
Gebäudevolumen
4455 m³
Anzahl Arbeitsplätze
5

Beschreibung

In einem typischen Basler Hinterhof entsteht ein dichtes städtisches Ensemble mit Mietwohnungen, Kleingewerbe und Ateliers. Die Architektinnen Shadi Rahbaran und Ursula Hürzeler haben die neuen Wohn- und Arbeitsräume entlang der Hofmauern angeordnet, bestehende Gebäude umgenutzt sowie durch Neubauten ergänzt. Die räumliche und soziale Mitte des Projekts bildet ein gemeinschaftlicher Hof, der als Treffpunkt dient und allen Bewohner*innen gleichermassen zur Verfügung steht. 

Vielfalt auf kleinstem Raum 
In den Hinterhöfen der typischen Basler Blockrandbebauungen der Jahrhundertwende haben sich im Laufe der Zeit kleine Handwerksbetriebe angesiedelt. So auch an der Colmarerstrasse 14, in der Werkstätten, Unterstände und ein Pferdestall direkt an die Grundstücks- und Brandmauern gebaut wurden. Ein überhoher Natursteinkeller lässt zudem vermuten, dass hier einmal Wein in Fässern gelagert wurde. Bei der Umgestaltung des Gewerbehofes in einen Wohn- und Arbeitsort legten Rahbaran Hürzeler besonderen Wert darauf, die idyllische und kleinräumige Atmosphäre der Parzelle trotz der geforderten maximalen Ausnutzung zu bewahren. Die vorgefundene Situation mit dem von Natursteinwänden gefassten und von kleinteiligen Bauten und Kletterpflanzen geprägten Hofraum bildete auch die Leitidee für die Neusetzung der Bauten und den Entwurf der Freiräume. Die Architekt*innen liessen sich dabei von den vorgefundenen Strukturen inspirieren, führten den erhaltenswerten Bestand einem neuen Zweck zu und ergänzten die Bebauung mit neuen Gebäudekörpern unter Nutzung der bestehenden Fundamente und Keller. 
Der Innenhof wirkt damit trotz der neu eingefügten Wohn- und Nutzbauten licht und freundlich, zudem beleben die geplanten Gewerbe- und Gemeinschaftsnutzungen die neu gestalteten Freiräume.  

Durch Nachverdichtung mehr Wohnraum schaffen  
Den grössten Zuwachs an Wohnraum ermöglichte das neue Vorderhaus an der Colmarerstrasse 14. Hier wurde das baufällige, dreigeschossige Wohnhaus durch vier Voll- und zwei Attikageschosse ersetzt und in der Gebäudetiefe um eine Raumschicht erweitert. In den Regelgeschossen entstanden so 4,5-Zimmerwohnungen, die vor allem für Familien geeignet sind, und im Attika eine weitere Wohnung über zwei Ebenen. Die Tragstruktur wurde als schlankes Platten-Stützen-System in Beton geplant, welches sich zwischen die seitlichen Brandmauern aus Naturstein einpasst und von einem aussteifenden Treppenkern gehalten wird. Die Fassade und sämtliche inneren Trennwände sind in Leichtbau konstruiert und bei Bedarf anpassbar.  
Somit lassen sich sowohl zusammenhängende Wohnflächen wie auch einzeln abtrennbare Zimmer schaffen. Dabei sind die Wohnflächen knapp geschnitten, was zu einem geringen Flächenverbrauch pro Person und damit auch zu vergleichsweise kostengünstigen Wohnungen führt. Im Hof entstehen weitere Wohnungen: So reihen sich drei neue, knapp geschnittene Townhouses an der nördlichen Brandwand aneinander. Die Häuser zeichnen sich durch eine grosse Wohnküche auf der Hofebene, private Zimmer im Obergeschoss und einen gemeinschaftlichen Dachgarten aus. Der historische Pferdestall, der am tiefsten Punkt der Parzelle steht und zwischen den Grundstücksmauern aus Naturstein eingepasst ist, wurde zu einem offenen Atelier für Wohnen und Arbeiten ausgebaut. Minimale Einbauten bieten die notwendige Infrastruktur, und eine Wendeltreppe aus Stahl erschliesst die Ebenen vom Hof über die darüber liegenden Wohnebene bis hin zur offenen Galerie im Dach.  
Als viertes und letztes Gebäude steht in der Parzellenmitte ein Pavillon in Holzbauweise. Der grosse, durch Vorhänge unterteilbare Raum bietet sich als Gemeinschafts-, Werkraum oder auch für temporäres Wohnen an.  

Neues Leben in alten Mauern 
Eine aussergewöhnliche Umnutzung erfuhr auch der ehemalige Weinkeller unterhalb der neu erstellten Reihenhäuser. Über eine neu eingefügte Aussentreppe und einen Lichthof wird der Naturkeller zum Tageslicht hin geöffnet und mit kleinen abgesenkten Gärten ergänzt. Eine neu eingezogene Glasfassade schafft einen wettergeschützten, beheizbaren und multifunktionalen Raum. 
Beim Entwurf der Wohnungen wurde darauf geachtet, materialgerecht zu konstruieren und möglichst umfassend mit nachwachsenden Materialien wie Holz zu bauen. Deshalb kommt Beton nur dort zum Einsatz, wo er statisch sinnvoll und notwendig war. Etwa bei den Schotten zwischen den Townhouses, um die Brandwand im Rücken des Gebäudes zu stabilisieren. Die restlichen Wand- und Deckenaufbauten sind in vorfabrizierter Holzbauweise ausgeführt.  

Gesichter zum Hof und zur Strasse 
Durch differenziert gestaltete Gebäudefassaden entsteht im Hof der Eindruck eines kleinen, über die Jahre gewachsenen Ensembles mitten in der Stadt. Silbergraue Holzverkleidungen wechseln sich ab mit grossflächigen Fenstern in taubenblau und salbeigrün. Dazu bilden sowohl der ehemalige Pferdestall mit seinen Massivsteinmauern und roten Sandsteingewänden als auch das Vorderhaus mit den raumhohen Verglasungen und auskragenden runden Balkonen ein kontrastreiches Gegenüber.  
Die Strassenfassade bezieht sich in ihrer Gestaltung und Proportion auf die vertikale Gliederung der Nachbargebäude der Jahrhundertwende. Die hohen Fensterformate mit faltbaren Klappläden sind eine Referenz an das nahe Frankreich, worauf auch der Strassenname verweist.  

Das Projekt von Rahbaran Hürzeler wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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