Wohnüberbauung Chatzenbach

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8052 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2022
Bob Gysin Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Ettenfeldstrasse 2,6,14,16, 8052 Zürich, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
66
Grundstücksfläche
4908 m²
Geschossfläche
9120 m²
Nutzfläche
6465 m²
Gebäudevolumen
39'000 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
25,0 Mio. CHF
Parkplätze
65

Beschreibung

Der Landschaftsraum des Chatzenbachs sowie die heterogene Bebauungsstruktur bilden die Ausgangslage für die städtebauliche Setzung. Die polygonalen Baukörper schmiegen sich in die unregelmässige Grundstücksgeometrie und erhalten die ortstypische Qualität der Durchgrünung.

Ausgangslage

Das Areal an der Ettenfeldstrasse befindet sich in Seebach, angrenzend an Oerlikon und nahe der Endstation des Trams 14. Die Vorstellung des ehemaligen Stadtbaumeisters A. H. Steiner von einer Gartenstadt, in der Nachbarschaften mit eigenen Quartierzentren durch Grüngebiete gleichzeitig getrennt und verbunden werden, sind hier noch heute spürbar. Aus diesem Grund bildete der Landschaftsraum des Chatzenbachs im Süden des Areals sowie die kleinteilige Bebauungsstruktur der Nachbarbauten die Ausgangslage für das Projekt.

Entwurfsidee

Der weitläufige Raum entlang des Chatzenbachs setzt sich auf dem Areal fort, was zu einem fliessenden Übergang zwischen Landschafts- und Siedlungsraum führt und den Wohnungen eine besondere Grosszügigkeit bietet. Gemäss dem Quartierplan wird zur Verkehrsberuhigung die Zufahrt von der Schaffhauserstrasse zur Ettenfeldstrasse aufgehoben und erfolgt über den neu erstellten H.-R.-Giger-Weg. Zum Chatzenbach wird zwischen den Gebäuden mittels Aufschüttung und Stahlplanken ein Hochwasserschutz für das rückwärtige Quartier geschaffen. Bei der Ankunft von Norden werden die Bewohnerinnen und Bewohner von grosszügigen, begrünten Vorplätzen empfangen, die mit dem Flanierweg entlang des Chatzenbachs vernetzt sind.
Aufstrebende Struktur – Die Gebäude bestehen aus viergeschossigen Hauptkörpern mit jeweils zwei zurückversetzten Obergeschossen und einem Attikageschoss. Die Balkone, Loggien und Terrassen bilden Einschnitte und Auskragungen, die den skulpturalen Charakter der Gebäude prägen. Diese skulpturale Form wird in der Vertikalen durch die zurückspringenden Fensterpartien und die hochkant verteilten Steinzeug-Riemchen in der Fassade verstärkt, währenddem die markanten Traufen einen klaren Abschluss bilden und ein umlaufender Faserzementsockel die Gebäude erdet. Staketengeländer werden als Absturzsicherungen eingesetzt und gegenüber der Strasse und den Bahngleisen schützt eine zusätzliche Glasverkleidung vor der höheren Lärmbelastung.

Projektierung

Die Tragstruktur ist in einer Skelettbauweise, die Fassade in vorfabriziertem Holzelementbau erstellt. Die Gliederung der Fassaden unterstützt die aufstrebende Wirkung der Bauten und bietet mit den raumhohen Fenstern viel Tageslicht im Innern. Der Glanz und die Farbigkeit der jadegrünen Keramikplatten und braun pulverbeschichteten Metallelementen bilden ein changierendes Zusammenspiel zwischen Grünraum und Architektur. Die Materialisierung der Fassade musste eigens anhand von einem 1:1-Modell, einem sogenannten Mock-up, genehmigt werden.

Realisierung

Vielfältige Wohnformen – Die 2,5 bis 5,5-Zimmer-Wohnungen sind kompakt gestaltet, im Alltag flexibel nutzbar und für unterschiedliche Wohnformen geeignet. Da alle Wohnungen zwei- bis dreiseitig ausgerichtet sind, profitieren sie von einer guten Besonnung und einer direkten Sicht Richtung Chatzenbach und Grünraum. Das statische und haustechnische System ermöglicht flexibel einteilbare Geschosse, die sich verändernden Bedürfnissen in der Zukunft anpassen können.
Von den westlich gelegenen Hauszugängen mit den angelagerten Velo- und Kinderwagenräumen tritt man über einen Eingangsbereich in die Treppenhäuser. Über in allen Gebäuden gleich geformten Treppenhäusern mit dreiläufigen Treppen, sechseckigem Luftraum und Oberlicht werden jeweils zwei bis drei Wohnungen pro Geschoss beeinträchtigungsgerecht erschlossen. Indem Korridore reduziert wurden, konnte mehr Fläche für die Wohnräume, die alle über innen liegende Loggien oder einen Balkon verfügen, gewonnen werden. Die nicht orthogonalen Grundrissgeometrien erzeugen eine spannungsvolle, fliessende Räumlichkeit, welche durch das Bad und die Küchen in einen Eingangs-, Wohn- und Schlafbereich gegliedert werden.

Besonderheiten

Der Vorsitzende der Bauherrschaft ist in dem Quartier aufgewachsen und hatte dadurch einen speziellen Bezug zum Ort.
Ökologisch und effizient – Die hohe Kompaktheit, die Flächeneffizienz, die optimierte Statik und die Haustechnik sowie der Einsatz nachwachsender Baumaterialien machen es möglich, die dauerhaften, reinigungsfreundlichen und gestalterisch hochwertigen Gebäude mit einem minimalen Aufwand an grauer Energie zu erstellen.
Statt Hightech stehen passive Massnahmen und optimal aufeinander abgestimmte Systemkomponenten im Vordergrund. Die Idee dahinter ist, dass ein nachhaltiges Gebäude nicht erst mit der Installation von technischen Geräten entsteht, sondern bereits in ganz frühen Phasen eine gute Basis gelegt werden sollte. Konkret bildet das kompakte Volumen mit einer guten thermischen Hülle, einem angemessenen Glasanteil und effizientem Sonnenschutz sowie einer aktivierbaren Speichermasse das Grundgerüst der nach Minergie-P geplanten Bauten. Darauf aufbauend wird der Energiebedarf mithilfe von Wärmerückgewinnung weiter reduziert und der Heizbedarf über Fernwärme gedeckt.
Das Regenwasser wird auf den extensiv begrünten Dächern zurückgehalten. Durch die Verdunstung kann an heissen Sommertagen die Umgebungstemperatur reguliert werden und der zusätzlich geschaffene Lebensraum für Fauna und Flora und tragen zur Verbesserung der CO₂-Bilanz bei. Dank einer «besonders guten Gestaltung», die das Amt für Städtebau aussprach, und dem Nachweis des Energiestandards Minergie-P erhielt das Projekt einen Areal-Bonus und durfte mit einer zehn Prozent höheren Ausnutzung realisiert werden.

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