Mülihof
,
Schweiz
Veröffentlicht am 06. Oktober 2020
Bob Gysin Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Ersatzneubau der Steinermühle in Alberswil schreibt die Geschichte der ersten Industriemühle der Schweiz in moderner, zeitgemässer Art und Weise fort. Als «Mühlihof» orientiert sich der Bau in Aussenmassen und Volumetrie am ehemaligen Bau und präsentiert sich als neu interpretierter «Abguss».
Ausgangslage
Das Projekt Mühlihof stellt eine weitere Phase in der Realisierung der zahlreichen Elemente in der Kulturlandschaft Kastelen in Alberswil dar, welche die Themen nachhaltige Landwirtschaft und erneuerbare Energie priorisiert. Nachdem sich eine Sanierung als ökonomisch nicht durchführbar herausgestellt hatte, sollte die «Neue Steinermühle» von 1865 im Einvernehmen mit der Denkmalpflege durch einen qualitätsvollen Neubau, den «Mühlihof», ersetzt werden.
Entwurfsidee
Als «Mülihof» orientiert sich der Neubau in den Aussenmassen und Volumetrie am ehemaligen Bau und präsentiert sich als neu interpretierter «Abguss» des Originals in einem schlichten Gewand. Die Wasserkraft wird weiterhin genutzt und sorgt mit der Wasser-Wasser-Wärmepumpe für einen energieautarken und 100 Prozent erneuerbaren Betrieb.
Das stringente und einfache Statik- und Schachtkonzept erlaubt eine flexible Grundrissgestaltung, die eine Nutzung als Hotel und Wohngebäude sowie allfällige zukünftige Umnutzungen zulässt.
Die historische Nord-Süd-Achse, die das Gebäude durchquert und ehemals als Durchfahrt zur Be- und Entladung genutzt wurde, wird beibehalten und in eine verbindende Eingangs- und Begegnungszone umgewandelt. Die künftig bewachsene Pergola auf der Südseite bietet sowohl private, als auch öffentliche Garten- und Spielräume für alle Bewohner des Hauses.
Projektierung
Der ehemalige Bau war ein Holzskelettbau mit traditionellen Fenstereinfassungen aus Holzstuck. Die Fassade folgte einer stringenten Rasterstruktur mit symmetrischen Fenstergruppen. Diese konzeptionelle Grundstruktur und die Fensterproportionen wurden adaptiert und modern interpretiert, damit von aussen ein zeitgemässer «Neubau» zu erkennen ist. Die Fenstereinfassungen übernehmen die hochformatige Proportion der alten Fenster. Die Öffnungen erzeugen geschützte Loggien, die dank den innen liegenden Glas-Schiebeelementen zu jeder Jahreszeit als erweitertes Wohnzimmer genutzt werden können.
Das Konzept des «rohen Handwerks» zieht sich wie ein roter Faden durch das Gebäude – aussen und innen. Die unterschiedliche Oberflächenstruktur und Materialeigenschaften an der Fassade dienen der abstrakten Übersetzung vom Altbau zum Neubau. Die glatten Fenstereinfassungen aus Beton stehen im Kontrast zum rauen, lebendigen Waschputz, welcher als «Patina» wieder die Grundfarbe des Altbaus zum Vorschein bringt. Eine vertikale Rillenstruktur im Sockel erdet das Gebäude.
Besonderheiten
Die historische, unter Schutz stehende Turbinenanlage der Mühle wurde restauriert und ein neues Wasserkraftwerk ist bereits seit knapp zwei Jahren in Betrieb. In dieser neuen Energiezentrale wird auch die Wärme für den Mülihof und für allenfalls weitere Gebäude mit einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe erzeugt. Zusammen mit der Nutzung des Mülibachs für die Stromerzeugung wird der Energiebedarf des Gebäudes zu 100% mit erneuerbarer Energie gedeckt.