Wohnüberbauung Forchstrasse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 02. September 2021
Bob Gysin Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der gegliederte Baukörper nutzt die unregelmässige Grundstücksgeometrie und erhält die ortstypische Qualität der Durchgrünung und Durchlässigkeit Die Wohnungen sind als Lärmtypologie entwickelt worden und sind durch fliessende Raumabfolgen und lärmgeschützte Lüftungsmöglichkeiten geprägt.
Ausgangslage
Verdichtung an der Hauptstrasse – Der Neubau ersetzt eine über 70 Jahre alte Liegenschaft, die durch die kontinuierliche Expansion der Stadt und das vervielfachte Verkehrsaufkommen nicht mehr den heutigen Anforderungen bezüglich Wohnwertes, Energieeffizienz und Schallschutz entsprachen.
Entwurfsidee
Kompakte Grosszügigkeit – Der gegliederte Baukörper nutzt die unregelmässige Grundstücksgeometrie und erhält die ortstypische Qualität der Durchgrünung und Durchlässigkeit. Einzelne Erker bilden Akzente in den ansonsten zurückhaltenden Fassaden, während die horizontale Gliederung die Einbindung in die Umgebung unterstützt. Die besondere Situation der abfallenden Topographie wird durch einen Splitlevel im Erdgeschoss aufgenommen und schafft eine hohe Eingangshalle.
Das Gebäude weist eine reduzierte und klare Formgebung auf und ist als 4-Spänner ausgebildet. Die Grundmodule sind kompakt, im Alltag flexibel nutzbar und für unterschiedliche Wohnformen geeignet. Alle Wohnungen sind mindestens 2-seitig orientiert, die Balkone und Öffnungen sind so organisiert, dass keine Einsichtsprobleme entstehen. Fliessende Raumabfolgen und wechselnde Blicke ins Quartier schaffen trotz beschränkter Wohnungsgrösse ein Gefühl von Grosszügigkeit und Vielfalt. Das statische und haustechnische System ermöglicht hierbei eine langfristige Flexibilität: Planungsflexibilität durch einfache Struktur, Gebrauchsflexibilität durch Raumproportionen, Umnutzungsflexibilität durch nicht-tragende Innenwände.
Projektierung
Ruhig Wohnen inmitten der Stadt – Sowohl die Gebäudeform als auch die Anordnung der Räume greifen die besondere Lärmsituation auf. Die Wohnungen sind als Lärmtypologie entwickelt worden, die durch fliessende Raumabfolgen, wechselnde Blicke ins Quartier und lärmgeschützte Lüftungsmöglichkeiten geprägt sind. Die Gratwanderung zwischen idealer Ausrichtung der Räume und lärmabgewandtem Wohnen und Schlafen wurde in den Wohnungsgrundrissen so gelöst, dass die überwiegende Anzahl an Räumen über lärmabgewandte Fenster verfügt. Zusätzlich bietet die vorgesehene zentrale Wohnungslüftung raumlufthygienischen Komfort und Lärmschutz.
Die Materialisierung mit einer hinterlüfteten Fassade sowie die optimierte Fensterfläche greifen die hohen Anforderungen an den Schallschutz ebenfalls auf. Ergänzend erhalten die Loggien hohe, schalldichte Brüstungen, um einen ruhigen Aussenraum zu schaffen.
Besonderheiten
Energiekonzept – Das Projekt setzt primär auf Massnahmen, die den Energie- und Ressourcenbedarf in der Erstellung wie auch im Betrieb niedrig halten. Nebst der optimalen Platzierung des Baukörpers auf dem Grundstück und bedarfsreduzierenden energetischen Massnahmen, wurden am Standort vorhandene erneuerbare Energien genutzt und mit dem Volumen und seiner Umgebung zu einer Systemeinheit verschmolzen.
Für eine effiziente Wärmeversorgung wird eine Sole-Wasser-Wärmepumpe verwendet, welche die Erdwärme nutzt. Im Winter sorgt die Bodenheizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen für eine angenehme Raumwärme, im Sommer können die Räume passiv temperiert werden. Die Betondecken sowie die massiven Wände weisen eine hohe Wärmekapazität auf und funktionieren als Wärmepuffer regulierend für die Räume. Durch den optimierten Fensterflächenanteil sowie einer aussenliegenden Beschattung wird einer sommerlichen Überhitzung vorgebeugt.