Wohnüberbauuung Güüch Pfäffikon ZH
,
Schweiz
Veröffentlicht am 13. August 2018
brunner weibel architekten sia gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Jahrzehntelang wurden im ansteigenden Landstreifen zwischen Schulanlage und dem urban gewachsenen Pfäffikon Pflanzen gezogen und gepflegt. In dieser nach Südwest orientierten Lage haben wir die kinderfreundliche Überbauung „Güüch“ mit 25 Wohnungen und Gewächshaus eingebettet.
Ortsbild
Die Landparzelle, auf welcher die Bauherrschaft über Generationen eine Gärtnerei betrieben hat, liegt am leicht ansteigenden und urban gewachsenen Pfäffiker Ortsteil mit dem Flurnamen „Güüch“. Nordwestlich flankiert von der Hittnauerstrasse, südwestlich bis südöstlich an die grossräumige Schulanlage für alle Altersstufen anstossend und nordöstlich von Bauten für Wohnen und Pflege im Alter begrenzt, bestand die städtebauliche Aufgabe in der feinmassstäblichen Setzung und Ausrichtung der Baukörper, um den Übergang von den grossvolumigen Schulbauten mit ihren weitläufigen Freiflächen in die mittlere und leichte Bebauungsstruktur öffentlicher und privater Gebäude in der Umgebung zum selbstverständlichen und dennoch eigenständigen Bindeglied zu gestalten.
Um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden, haben wir uns für eine Gliederung der Überbauung in drei Baukörper entschieden, welche die gewachsenen Strukturen aufnehmen und sowohl Volumen, wie auch Freiräume der Umgebung widergeben und vervollständigen. Der winkelförmige Block A ergibt zusammen mit dem gegenüber liegenden, langgezogenen Schulhausbau ein Ensemble für Wohnen mit Vorgarten und vorgelagertem Quartierzugang zur Schulanlage. Die beiden zentral in die Parzelle gesetzten Punkthäuser mittlerer Grösse begrenzen mit weiten Vorgärten, beruhigten Zugangsbereichen und durchlässigen Zwischenräumen das Quartier allseitig in ortsgerechten Proportionen. Die präzise Platzierung der Bauten mit feinversetzter Staffelung, sowie die strukturierte Höhenausbildung ermöglichten bei der neuen Überbauung im Rahmen der Urbanisierung eine massvolle Verdichtung und Aufwertung in zeitgemässer städtischer Entwicklungsform.
Erschliessung
Die angrenzende und verkehrsfreie Schulanlage haben wir von Anbeginn der Projektentwicklung als ideologische Vorgabe für die Erschliessungskonzeption der Wohnüberbauung verstanden.
Die frühest mögliche Trennung von Fahrzeugverkehr, Fussgänger- und Ruhezonen haben wir durch die unmittelbare Entflechtung der Garagenzufahrt ab der Arealzufahrt erreichen können. Die drei Häuser sind für die Bewohner ab der Garage mit Veloeinstellplätzen, allesamt über Direktzugänge zu den Treppenhäusern mit Aufzügen erreichbar.
In Kombination mit dem bestehenden Wohnhaus finden Besucher ihre Parkplätze ebenfalls am Hauptzugang der Anlage positioniert. Innerhalb des Areals führt ein übersichtliches Wegnetz entlang Spiel- und Aufenthaltsflächen zu den Wohnhäusern und dem Gewächshaus.
Architektur
Im architektonischen Ausdruck der Gesamtanlage haben wir uns für eine schlichte, gradlinige, aber durchaus filigrane und ideenreiche Gestaltung des Bauvolumens, der Fassaden und Innenräume engagiert. Die Baukörper weisen klare Formen auf und lassen die topografischen Gegebenheiten erkennen und weiter bestehen. Die vertikal ausgerichtete Holzlattenbekleidung unterstreicht die volumetrische Ausbildung und führt die unterschiedlichen Fassadenflächen mit ihren regelmässig angeordneten Fenster- und Türöffnungen zu einer harmonischen Gesamtlösung. Der innere Aufbau der Wohnhäuser folgt dem Leitgedanken nach Übersicht und Geradlinigkeit und findet sich im einfachen Grundrisskonzept mit wohl proportionierten, zweckmässigen und differenzierten Raumabfolgen in den Wohnungen wieder.
Nutzungsaufbau
Insgesamt umfasst die Wohnüberbauung „Güüch“ die drei Häuser A,B und C mit total 25 Wohneinheiten, welche mit unterschiedlichen Wohnungsgrössen und individuellen Grundrissen aufgebaut sind. Jeder Wohnung sind grosszügig dimensionierte Sitzplätze, Balkone oder Terrassen zugehörig und Reduits mit Waschturm in der Wohnung, sowie ein Kellerabteil gehören zum Standard-Raumprogramm.
In den Untergeschossen finden sich neben den Einstellgaragen auch die Abstellräume für Velos und Kinderwagen, Wohnungskeller und die technischen Zentralen für die Gebäudetechnik, sowie diverse Bastelräume für die Bewohner.
Die gesamte Überbauung wurde nach den Vorgaben an das behindertengerechte Bauen geplant und realisiert.
Als Besonderheit hat die Bauherrschaft für sich und in Anlehnung an die frühere Nutzung des Geländes als Gärtnerei, ein freistehendes und vollwertig ausgestattetes Gewächshaus errichtet.
Konstruktion/Materialisierung
Die Wohnüberbauung ist in Hybrid-Bauweise erstellt worden. Untergeschosse, UG-Wände, Zwischendecken und die für die statische Ausgewogenheit mit Erdbebensicherheit notwendigen Wände wurden in Stahlbeton mit Sichtausführung aufgebaut. Alle nicht erdberührten Aussenwände, ein Anteil der Innenwände sowie das Dach bestehen aus Holzbau-Fertigelementen. Die Fassade inklusive der Balkon- und Terrassengeländer sind mit einem silberfarbenen, vorbehandelten und vertikal ausgerichteten Lattenrost mit hinterlegtem dunklem Windpapier bekleidet. Die Fenster und Schiebetüren bestehen aus Holz/Metall. Für die Beschattungsanlagen wurden Lamellenstoren im Farbton der Fenster und Knickarm-Markisen mit Stoffbehängen in den Pastellfarbtönen blau, grün und lila ausgewählt. Diese Farbtöne finden sich individuell verteilt auch bei den Wohnungseingangstüren wieder.
Der Dachaufbau wurde mit Bitumenbahnen abgedichtet und einer Kiesschicht belegt.
Im Innenausbau der Wohnungen finden sich fein verputzte Wände, Decken mit gestrichenem Weissputz, Feinsteinzeugbeläge mit unterschiedlichen Formaten für Böden und Wände in hellen, abgestimmten Farbtönen, sowie dunkel versiegelte Anhydritböden in allen Zimmern. Der Ausbau der Eigentumswohnungen erfolgte im Grundsatz folgend den Mietwohnungen und nach Auswahl der Käufer. Die je nach Wohnungstyp gestalteten Küchen weisen Fronten aus belegtem lichtgrauen Kunstharz und Arbeitsplatten aus satiniertem, dunkelgrauem Naturstein aus.
Balkone und Terrassen sind mit witterungsbeständigen und voll ausgefugten Feinsteinzeugplatten belegt.
Der bewusst zurückhaltend elegante Ausbau überlässt den Bewohnern den grösst möglichen Spielraum für Art, Material und Farbe ihrer Wohnungseinrichtungen.
Energie und Oekologie
Die Grundlage der energetischen Konzeption der Überbauung entspricht über alle Bereiche den Vorgaben nach Minergie, ohne dass die Zertifizierung eingeholt wurde. So erfolgt die Wärmeerzeugung über Tiefenbohrungen und Wärmepumpen mit Verteilung in die eingelassene Bodenheizung. Alle Wohnungen verfügen über eine zentral aufbereitete Komfortlüftung mit individueller Steuerungsmöglichkeit.
Die gesamte Gebäudehülle verfügt über hochwertige Wärmedämmwerte und den Anforderungen an den Schallschutz wurde sowohl gegen Aussen- wie Innenlärm Rechnung getragen. Jedes Wohnhaus ist auf dem Dach mit einer leistungsfähigen Photovoltaikanlage ausgestattet und in den Einstellgaragen ist die Möglichkeit für Ladestellen von Elektrofahrzeugen vorgesehen.
Bei der Konstruktions- und Materialwahl wurde mit der Verwendung von Holz, Sichtbeton, Einguss-Bodenbelägen und dgl. viel Wert auf natürliche Baustoffe mit energiearmen Produktions-, Transport- und Einbauaufwendungen gelegt.