Dachziegel
Tondachziegel
Tondachziegel erfüllen eine zentrale Schutzfunktion für das Gebäude: Sie dienen in erster Linie als zuverlässiger Wetterschutz. Durch ihre Form und Materialbeschaffenheit leiten sie Regenwasser effektiv ab. Darüber hinaus müssen Tondachziegel auch statische Belastungen wie Schnee- und Windlasten sicher aufnehmen. Die speziellen Überdeckungen und Verfalzungen der Ziegel ermöglichen es der Dachfläche, Bewegungen infolge von Durchbiegungen des Tragwerks oder temperaturbedingten Dehnungen flexibel zu kompensieren. Gleichzeitig gewährleisten diese Verbindungen eine hohe Regensicherheit. Ein weiterer Vorteil liegt in der luftdurchlässigen Struktur: Kleine Luftmengen können über die Verfalzungen ein- und austreten, was die Hinterlüftung der Dachhaut unterstützt. Diese zusätzliche Belüftung trägt massgeblich zur Langlebigkeit des Daches bei, da sie Feuchtestau verhindert und das Dachklima verbessert.
Aufgrund der schuppenartigen Verlegung der Ziegel ist jedoch eine Mindestdachneigung erforderlich, um die Funktionstüchtigkeit der Deckung sicherzustellen. Diese hängt vom gewählten Ziegeltyp, dem gewählten Unterdach sowie den örtlichen Witterungsbedingungen ab.
Übersicht Tondachziegel
Aussehen
Tondachziegel überzeugen durch ihre natürliche Schönheit und langlebige Qualität. Die Farbveredelung mit Engoben – einem Auftrag aus natürlichen Tonmineralien vor dem Brennen – sorgt für eine gleichmässige, wetterfeste Oberfläche. Dank Engoben ist eine grosse Farbvielfalt möglich, von klassischen Rottönen bis zu modernen Grautönen. So lässt sich jedes Dach individuell und stilvoll gestalten.
Projektierung
Dachneigung
Bei Dächern mit Tondachziegeln spielt die Dachneigung eine zentrale Rolle. Sie beeinflusst, wie gut das Regenwasser abfliessen kann – und damit auch, welche Anforderungen an das Unterdach gestellt werden. Nicht nur die Geometrie des Dachziegels bestimmt die zulässige Dachneigung. Entscheidend ist auch die Art und Ausführung des Unterdachs. Grundsätzlich gilt: Je flacher das Dach, desto höher sind die Anforderungen an das Unterdach. Ein sorgfältig geplantes und fachgerecht ausgeführtes Unterdach stellt sicher, dass selbst bei geringer Neigung keine Feuchtigkeit in das Gebäude eindringt. Gemäss den geltenden Normen müssen in der Schweiz alle wärmegedämmten Dächer mit einem Unterdach ausgestattet sein. Die SIA-Norm 232/1 definiert die Anforderungen an dessen Ausführung. Tondachziegel können – abhängig vom Unterdach – in der Regel ab etwa 15 Prozent Dachneigung eingesetzt werden. Mit zusätzlichen Massnahmen (zum Beispiel Abheben der Konterlattung, erhöhte Überdeckung et cetera) ist im Mittelland ein Einsatz teils bereits ab acht Prozent möglich. Die genauen Angaben zur minimalen Dachneigung liefern die jeweiligen Hersteller, abgestimmt auf die spezifischen Produkte und das eingesetzte Unterdachsystem.
Eigenschaften
Verhalten gegenüber biologischen Einwirkungen | Je nach atmosphärischen Bedingungen Bildung von Moos, Algen und Flechten möglich. | ||
Bearbeitungseigenschaften | Schrot- und fräsbar | ||
Mindestneigung im Gebrauchszustand am Sparrengemessen in | |||
Ziegelart | Unterdach für normale Beanspruchung | Unterdach für erhöhte Beanspruchungfugenlos | Unterdach für ausserordentliche Beanspruchung |
Pfannenziegel | 18° | 16° | 14° |
Flach-, Mulden- und Herzziegel | 20° | 18° | 15° |
Biberschwanzziegel | 30° | 25° | 15° |
Falzbiber | 30° | 30° | 25° |
Die Neigungsangaben beziehen sich auf die Sparren; je nach Art ist die Neigung des Ziegels etwa 5-7° geringer. | Die Neigungsangaben beziehen sich auf die Sparren; je nach Art ist die Neigung des Ziegels etwa 5-7° geringer. | ||
Vorschriftskonformität | Dachkonstruktionen müssen den SIA-Normen 261 und 232/1 entsprechen. | Dachkonstruktionen müssen den SIA-Normen 261 und 232/1 entsprechen. | |
Unterhalt, Reparaturen, Ersatzteile | Auswechseln defekter Ziegel problemlos jederzeit möglich. | Auswechseln defekter Ziegel problemlos jederzeit möglich. |
Baustelle
Arbeitsplanung | Tonziegel können in Form und Grösse je nach Ziegelei unterschiedlich sein. Für die Dacheinteilung müssen daher Lattenweite und Deckbreite durch den Dachdecker beim Lieferwerk angefragt werden. |
Lagerung | Lagerung ungedeckt im Freien |
Schutzmassnahmen | Nicht erforderlich |
Ausführungsbeispiel einer Ziegeldachkonstruktion
Ziegeleindeckung
Tondachziegel sind eines der ältesten und bewährtesten Materialien, wenn es um die Eindeckung von Dächern geht. Sie bestehen aus gebranntem Ton – einem natürlichen Rohstoff – und werden schon seit Jahrhunderten verwendet.
Tondachziegel bieten zahlreiche Vorteile, die sie zu einer beliebten Wahl für Dächer machen. Sie sind besonders langlebig und können oft über 75 Jahre hinweg zuverlässig schützen, ohne an Qualität zu verlieren. Dank ihrer hohen Wetterfestigkeit trotzen sie starken Regenfällen, Sturm, Frost und Hagel sowie intensiver Sonneneinstrahlung, ohne sich zu verformen oder zu beschädigen. Als Naturprodukt aus Ton sind sie umweltfreundlich und gut recycelbar: Alte Ziegel können zerkleinert und wiederverwendet werden, was Ressourcen schont. Darüber hinaus bieten sowohl aktive Tongruben als auch renaturierte Abbauflächen wichtige Lebensräume für verschiedene Tierarten wie Molche, Biber oder Uferschwalben und fördern so die Biodiversität in diesen Gebieten. Auch optisch überzeugen Tondachziegel durch eine grosse Vielfalt an Farben und Formen, die jedem Haus eine individuelle und ansprechende Gestaltung ermöglichen. Insgesamt erhöhen Tondachziegel so nicht nur die Lebensdauer und den Schutz des Dachs, sondern können auch den Wert einer Immobilie steigern.
Unterdach
Ein Unterdach ist ein wichtiger Bestandteil eines fachgerecht aufgebauten Steildachs. Es liegt direkt unter der eigentlichen Dacheindeckung – etwa unter Tondachziegeln – und übernimmt eine zentrale Schutzfunktion, insbesondere bei starkem Regen, Schnee oder Wind. Während die Ziegel das Wasser in der Regel zuverlässig ableiten, kann bei besonderen Wetterlagen wie Winddruck, Schlagregen oder Schneeverwehungen dennoch Feuchtigkeit unter die Ziegel gelangen. Das Unterdach bildet dann eine zweite Abdichtungsebene, die verhindert, dass Wasser in die Dachkonstruktion oder die Wärmedämmung eindringt. Je nach Lage des Gebäudes, Dachneigung, Wetterexposition und Bauweise gelten unterschiedliche Anforderungen an das Unterdach. In der Schweiz regelt die Norm SIA 232/1, welche Art von Unterdach in welcher Situation erforderlich ist. Sie unterscheidet zwischen Unterdächern für normale, erhöhte und ausserordentliche Beanspruchung. Ein Unterdach für normale Beanspruchung genügt in geschützten Lagen mit steiler Dachneigung und dichter Eindeckung. Bei erhöhter Beanspruchung – etwa bei flacheren Dachneigungen oder exponierten Lagen – sind verstärkte Materialien mit verklebten Stössen erforderlich. In höheren Lagen (Bezugshöhe h0 ≥800) oder/und bei sehr geringer Neigung ist ein Unterdach für ausserordentliche Beanspruchung vorgeschrieben. Hier kommen besonders widerstandsfähige Bahnen zum Einsatz, bei denen die Stösse homogen verschweisst werden.
Das Unterdach schützt also nicht nur während der Bauzeit oder bei einer defekten Dacheindeckung, sondern ist ein aktiver Bestandteil des Dachsystems. Es trägt dazu bei, dass das Dach auch unter widrigen Bedingungen dicht bleibt und die Bausubstanz langfristig erhalten wird. In Kombination mit hochwertigen Dacheindeckungen wie Tondachziegeln sorgt es für Sicherheit, Stabilität und Wetterbeständigkeit über Jahrzehnte hinweg.
Wärmedämmung
Die Wärmedämmung ist ein zentraler Bestandteil der Dachkonstruktion. Sie sorgt dafür, dass im Winter möglichst wenig Wärme aus den beheizten Innenräumen nach aussen entweicht und im Sommer die Hitze der Dachoberfläche nicht das Raumklima im Innern beeinträchtigt. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Wohnkomfort und zur Energieeffizienz eines Gebäudes. Bei der Planung sind insbesondere die Normen SIA 232/1, sowie SIA 180 zu berücksichtigen, die Anforderungen an Aufbau, Ausführung, Luftdichtheit und Wärmeschutz definieren.
Je nach Konstruktionsart und Lage kommen unterschiedliche Dämmstoffe zum Einsatz – organisch oder anorganisch. Mineralwolle lässt sich flexibel zwischen Holzbauteile einpassen und eignet sich für fast alle Systeme. Hartschaumplatten wie EPS sind dagegen nur für homogene Konstruktionen über dem Tragwerk geeignet, da sie sich kaum passgenau an Holz anschliessen lassen. Auch Einblasdämmungen wie Zellulose bieten eine gute Lösung, besonders für Hohlräume.
Für einen wirksamen Wärmeschutz ist eine lückenlose Verlegung besonders wichtig. Hohlräume oder schlecht angepasste Stellen führen zu Wärmeverlusten und können durch Hinterlüftung mit kalter Luft Konvektion ermöglichen. Auch Wärmebrücken durch Holzquerschnitte wirken sich negativ auf die Dämmleistung aus – besonders bei inhomogener Verlegung. Homogene Dämmschichten hingegen bieten einen besseren U-Wert und damit eine höhere Energieeffizienz. Je nach System können die erforderlichen Dämmstärken variieren, um U-Werte von 0,25 bis 0,1 W/m²·K zu erreichen. Ein weiterer zentraler Punkt ist der Schutz vor Kondenswasser: Warme, feuchte Innenraumluft darf im Winter nicht unkontrolliert in die Dämmung eindringen und dort auskondensieren. Deshalb ist auf der Raumseite eine durchgehende, luftdichte Dampfbremse zwingend erforderlich. Nur durch die sorgfältige Abstimmung aller Schichten und den konsequenten Einbau einer luftdichten Hülle lässt sich ein dauerhaft funktionierender und bauphysikalisch sicherer Dachaufbau gewährleisten.
Dachdurchlüftung
Eine effektive Dachdurchlüftung ist entscheidend für die Langlebigkeit und Funktionalität eines geneigten Daches. Sie reguliert Feuchtigkeit und Temperatur unter der Dachhaut, verhindert Kondensationsschäden und trägt zur Energieeffizienz des Gebäudes bei.
Das einfach belüftete Dach, bei dem die Luft zwischen Unterdach und Deckung zirkuliert, ist heute weit verbreitet. Diese Konstruktion nutzt die Thermik: Kühle Luft tritt an der Traufe ein, erwärmt sich im Dachraum und steigt auf, um am First wieder auszutreten. Dadurch wird Feuchtigkeit abgeführt und die Dachkonstruktion bleibt trocken. Die erforderliche Höhe des Durchlüftungsraums ist in der Norm SIA 180 geregelt und hängt ab von der Dachneigung der Sparrenlänge sowie der Bezugshöhe des Gebäudes gemäss SIA 261. Um eine wirksame Belüftung sicherzustellen, sollte die Höhe des Lüftungsraums in der Regel mindestens 50 bis 60 Millimeter betragen. Für eine optimale Belüftung sind Zuluftöffnungen an der Traufe und Abluftöffnungen am First notwendig. Querschnittsverminderungen – etwa durch Dachfenster, Pfetten oder Einbauten – dürfen maximal 50 Prozent des erforderlichen Lüftungsquerschnitts betragen. In solchen Fällen sind konstruktive Massnahmen wie Querlüftungen erforderlich, um die Luftzirkulation sicherzustellen. Bei dachintegrierten Photovoltaikanlagen wird empfohlen, auf die nächsthöhere Konterlattendimension zu gehen. Der Grund: Solarmodule verlieren an Effizienz, wenn ihre Betriebstemperatur steigt – pro 10 Grad Celsius. Temperaturerhöhung sinkt der Stromertrag typischer Module um etwa 4–5 Prozent. Eine bessere Hinterlüftung durch grössere Luftschichten reduziert die Modultemperatur und minimiert damit Ertragseinbussen.
Zusätzlich wird empfohlen, dass das Unterdach bei dachintegrierten Photovoltaikanlagen eine Temperaturbeständigkeit von mindestens 80 Grad Celsius aufweist. So wird sichergestellt, dass das Material auch bei hoher thermischer Belastung durch die PV-Module dauerhaft funktionsfähig und formstabil bleibt. Die Zu- und Abluftöffnungen müssen so gestaltet sein, dass sie mindestens die Hälfte des erforderlichen Lüftungsquerschnitts aufweisen. Um das Eindringen von Kleintieren zu verhindern, sollten Schutzmassnahmen wie Lochbleche installiert werden. Bei luftdichten Deckungen oder integrierten Solaranlagen sind spezielle Entlüftungskonstruktionen wie Lüfterfirstaufsätze oder Lüftungsziegel notwendig. Bei luftdurchlässigem Eindeckmaterial, wie beispielsweise Tondachziegeln mit grösserem Fugenanteil darf die natürliche Durchlässigkeit der Deckung bei der Dimensionierung der Abluftöffnungen berücksichtigt werden. Dies kann den Bedarf an zusätzlichen Abluftöffnungen im Firstbereich reduzieren.
Insgesamt trägt eine gut geplante und ausgeführte Dachbelüftung wesentlich zur Vermeidung von Feuchteschäden, zur Verbesserung des Raumklimas und zur Verlängerung der Lebensdauer der Dachkonstruktion bei.
Ziegelfarben
Neben ihrer Schutzfunktion überzeugen Tondachziegel seit Jahrhunderten durch ihre zeitlose Ästhetik und ihre natürliche Farbvielfalt. Diese entsteht ganz ohne künstliche Zusätze – allein durch die Zusammensetzung des Tons und den Verlauf des Brennprozesses. Die Farbpalette reicht von warmen Rot- und Orangetönen über sanfte Braun- und Grauschattierungen bis hin zu satten Schwarz- oder Blaunuancen. Jeder Farbton spiegelt die Herkunft des Rohstoffes sowie die handwerkliche Sorgfalt wider, mit der die Dachziegel gefertigt werden. Zusätzlich zur natürlichen Farbgebung bieten Hersteller auch gezielte Farbeffekte an. Dazu gehören sogenannte «geflammte» oder «antike» Ziegel, bei denen durch lokales Aufspritzen von Engoben ein lebendiger, oft historisch anmutender Effekt erzielt wird. Diese Technik verleiht den Dachziegeln ein individuelles, lebendiges Erscheinungsbild und eignet sich hervorragend, um Neubauten harmonisch in gewachsene Umgebungen einzubetten oder historische Bauten stilsicher zu ergänzen.
Da Tondachziegel ein reines Naturprodukt sind, kann es immer wieder zu leichten Farbdifferenzen kommen – selbst bei der gleichen Charge. Diese kleinen Abweichungen sind ein Ausdruck der Ursprünglichkeit und Einzigartigkeit des Materials. Sie verleihen dem Dach Lebendigkeit und Tiefe und unterstreichen den individuellen Charakter jedes Gebäudes.
Ein weiterer prägender Faktor ist der Brennprozess: Je nach Temperatur und Dauer entstehen unterschiedliche Farbtöne und Oberflächenstrukturen.
Wer sich für ein Dach aus Tondachziegeln entscheidet, wählt somit nicht nur eine langlebige und nachhaltige Lösung, sondern auch ein Stück gewachsene Natur – individuell, stilvoll und mit ganz eigenem Charme.
Die Farbauswahl erfolgt idealerweise anhand von Originalmustern der jeweiligen Lieferwerke, da Abbildungen und Farbdrucke lediglich unverbindliche Anhaltspunkte bieten und nicht die natürliche Wirkung und Tiefe der Ziegelfarbe vollständig wiedergeben können.
* Verschiedene Farbnuancen
Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Swiss Arc Redaktion und der Ziegelindustrie Schweiz.