Der Modulor

 

Wissen

Veröffentlicht am 14. April 2021 von
Redaktion Swiss Arc

Allgemeines

Der Modulor ist ein Mass-Regler (Proportionierungs-Massstab), mit dessen Hilfe das zu gestaltende Objekt dimensioniert und harmonisch proportioniert werden kann. Er ist abgeleitet aus den Proportionen der menschlichen Gestalt.

Er besteht aus zwei Zahlenreihen, die mit «roter Serie» und «blauer Serie» bezeichnet werden.

Sein numerischer Ausgangswert ist das Mass 113, Solarplexus eines sechs Fuss grossen Menschen.

Die Variation dieses Ausgangswertes geschieht auf folgende Weise:

Verdoppelung des Wertes

Hinzufügen seines «Goldenen Schnittes»

Abziehen seines «Goldenen Schnittes»

Der unter dem Begriff «Le Modulor» bekannte Mass-Regler ist vom Architekten Le Corbusier entwickelt worden.

Die Arbeit wurde als Resultat langjähriger Studien erstmals im Jahre 1948 veröffentlicht (Editions AA, 5, rue Bartholdi, Boulogne, Seine).

Eine Fortsetzung folgte 1955 beim gleichen Verlag.

Ursprünglich beabsichtigte Le Corbusier ein Proportionen-Gitter (grille des proportions) zu entwickeln, schliesslich ist ein Proportionen-Regler (règle des proportions) geschaffen worden.

Er beruht auf einer anthropometrischen Gesetzmässigkeit, woraus folgt, dass alle Objekte, deren Abmessungen nach Modulor bestimmt werden, in harmonischer Beziehung zum Menschen selbst stehen.

Karakteristik

Der Modulor stellt grundsätzlich einen Massstab dar, der der optisch-dimensionellen Aufnahmefähigkeit des menschlichen Auges Rechnung trägt, sehr im Gegensatz zu einem rein metrisch aufgebauten Massstab.

Le Corbusier selbst stellt dies so dar:

A

A

A

A Diese Darstellung zeigt einen Sehkegel, unterteilt in Elementegleicher Höhe und Tiefe. Diese Unterteilung dürfte allerdings dem tatsächlichen Wahrnehmungsvorgang des menschlichen Auges.

A'

A'

A'

A' veranschaulicht nunmehr eine wirklichkeitsgetreuere Unterteilung des Sehkegels.

B

B

B

B ln dieser Figur wird ein variabler harmonischer Massstab der optischen Wahrnehmungsmöglichkeiten dargestellt.

B'

B'

B'

B' stellt diesen Vorschlag bildlich dar.

C

C

C

C zeigt, dass dem unter B und B' beschriebenen Wahrnehmungsvermögen nicht ein einfacher, auf Addition beruhender arithemetischer Massstab entsprechen kann.

C'

C'

C'

C' schematisiert einen Massstab. mit dessen Hilfe möglich wird, die sichtbaren Objekte, von der kleinmassstäblichen Fugenteilung eines Fussbodens bis zu den Dimensionen weiträumiger Landschaft, auf eine gemeinsame harmonische Wahrnehmung zu reduzieren.

Die wichtigsten Aspekte seines Mass-Reglers beschreibt Le Corbusier wie folgt:

Aus dem Mass-Regler gehen die drei Masse 113, 70, 43 (cm) hervor

Diese stehen im Verhältnis des «Goldenen Schnittes» und der Fibonacci-Reihe zueinander:

43 + 70 = 113 oder 113 - 70 = 43.

ihre Addition ergibt:

113 + 70 = 183, 113 + 70 + 43 = 226

Die drei Masse 113, 183, 226 karakterisieren den Raum, der durch einen sechs Fuss hohen Menschen eingenommen wird.

Das Mass 113 ergibt mit seinem «Goldenen Schnitt» 70, 43 eine erste, mit «rote Serie» bezeichnete Massreihe:

4–6–10–16–27–43–70–113–183–296– usw. ... Das Mass 226 (2 x 113) ergibt mit seinem «Goldenen Schnitt» 140, 86 eine zweite, mit «blaue Reihe» bezeichnete Massreihe:

8–13–30–33–53–86–140–226–366–592– usw. ...

Aus diesen Werten, oder Massen, lassen sich solche bestimmen, die sich in karakteristischer Art auf die menschliche Gestalt beziehen.

Eine der wesentlichsten Eigenschaften der Modulorreihen aber stellt der Rücklauf der Masswerte dar, was praktisch unbegrenzte Kombinations möglichkeiten erlaubt.

Anwendung

Le Corbusiers Ûberlegungen darüber, welches die zweckmässigsten Hilfsmittel zur praktischen Anwendung des Modulors sein könnten, führten zu folgender Erkenntnis:

Ein Massband, 2,26 m lang

Eine Tabelle, der die brauchbaren Zahlenreihen entnommen werden können.

Mit «brauchbaren» Massen sind solche gemeint, die in einem optisch fassbaren Bereich angewandt werden sollen (vgl. hierzu die Ausführungen im Abschnitt «Karakteristik»).

Ein Brevier, in dem das Modulor-System erklärt ist und das verschiedene Kombinationen von Modulor-Massen enthalten soll.

Tabelle mit den Zahlenreihen der roten und blauen Serie, Werte immetrischen System.

Grafische Darstellung der Reihen, ihre Superposition und ihre proportionellen Verhältnisse.

Quellennachweis

Alle speziell mit (1) bezeichneten Darstellungen oderTextauszüge sind der Originalfassung des Modulors, französische Ausgabe 1948, entnommen worden mit freundlicher Genehmigung:

de la fondation Le Corbusier, rue du Docteur Blanche, Paris 16e

des éditions de l'architecture d'aujourd'hui, 5, rue Bartholdi, Boulogne (Seine)

196151779