Hindernisfreies Bauen für Rollstuhlfahrer: Sanitär-Räume

 

Wissen

Veröffentlicht am 03. Februar 2020 von
Redaktion Swiss Arc

Die vorliegende Information ist ein Auszug einer Publikation die in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Hindernisfreies Bauen (ZHB) enstanden war.

Die nachfolgenden Planungstipps enthalten einige der wichtigsten Massnahmen, die das Benutzen von privaten und öffentlichen Räumen für mobilitätseingeschränkte Menschen erleichtern. Dieser Leitfaden ersetzt keine der gültigen Vorschriften, Normen oder Richtlinien, sondern ergänzt sie bestenfalls. Massgebend sind das Behindertengleichstellungsgesetz BehiG und die Norm SIA 500 «Hindernisfreies Bauen» mit Leitfaden.

Sanitär-Räume - öffentlicher Bereich

Toiletten

In jeder öffentlich zugänglichen Toilettenanlage ist mindestens ein Raum - mit direktem Zugang - rollstuhlgängig auszuführen und sollte sich bei den übrigen Sanitär-Räumen befinden oder klar gekennzeichnet sein.

Seitenansicht Toilettenraum
Grundriss Toilettenraum

Anforderungen an Ausstattung

Klosett, Oberkante = 46 cm ab Boden, Ausladung mindestens 65 cm

Haltegriff in Winkelform an der seitlichen Wand

Haltegriff zum Aufklappen an der Aussenseite des Klosetts

Papierhalter an der seitlichen Wand neben dem Klosett

Unterfahrbares Waschbecken, Oberkante = 85 cm, Ausladung maximal 45 cm, vom Klosett aus benutzbar, Abstand der Armatur von der Vorderkante des Klosetts = maximal 55 cm

Spiegel, Unterkante bei maximal 100 cm ab Boden

Ablage neben Waschbecken, unterfahrbar

Kleiderhaken, maximal 140 cm, ideal 110 cm ab Boden

Zuziehgriff an der Türinnenseite, der sich nach aussen öffnenden Türe, ca. 75 cm ab Boden

Badewanne

Die Längsseite der Wanne muss mit dem Rollstuhl frontal und seitwärts zugänglich sein. Ein unterfahrbarer Waschtisch neben der Wanne ist möglich.

Länge der Wanne: minimal 160 cm

Randhöhe ab Boden: ca. 55 cm

Armatur an der Längsseite

An der Längsseite sind horizontale und vertikale Haltegriffe empfehlenswert

(evtl. Kombination mit Gleitstange)

In Hotels, Tagungszentren usw. sind wo möglich Dusch- sowie Bademöglichlichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen vorzusehen. Somit können die unterschiedlichen Bedürfnisse der mobilitätseingeschränkte Personen besser abgedeckt werden.

Badewanne: Grundriss und Seitenansicht
Bodenebene Dusche (isometrie)

Duschen

In jeder öffentlich zugänglichen Anlage (Sportplatz, Bad, Hotel, Tagungszentrum, usw.) sollte mindestens eine rollstuhlgängige Dusche vorhanden sein.

Anforderungen an Ausstattung

Boden mit rutschfestem Belag (mindestens R10) und 2 % Gefälle,

keine Absätze und Schwellen

Gefällebereich minimal 120 x 120 cm gross

Klappsitz, Ausladung mindestens 50 cm, Sitzhöhe ca. 46 cm

Haltegriff in Winkelform an der seitlichen Wand

Haltegriff zum Aufklappen an der Aussenseite des Klappsitzes

Ablage an der seitlichen Wand neben dem Klappsitz

Armatur mit Einhebelmischer und Brause an Gleitstange, 85 bis 100 cm ab Boden

an der seitlichen Wand neben dem Klappsitz

Waschbecken/Waschtisch

Zwecks Rollstuhlgängigkeit sind folgende Anforderungen zu erfüllen:

Mindestens 80 cm unterfahrbare Breite

Mindestens 70 cm freie Unterfahrhöhe

Siphon parallel zur Wand (Raumspar-Siphon) oder in der Wand

eingebaut (Unterputz-Siphon)

Oberkante Waschtisch nicht höher als 85 cm

Spiegel mit Unterkante bei maximal 100 cm

Steckdose zwischen 90 und 140 cm ab Boden (ideal ist 100 cm)

Armatur mit Einhebelmischer mit langem Hebelarm

Ablagemöglichkeit direkt neben dem Becken

Gute Befestigung des Waschtisches, damit dieser zum Abstützen

verwendet werden kann

Waschtisch unterfahrbar
Spiegelschrank mit Kippspiegel

Spiegel/Spiegelschrank

Wenn der bestehende Spiegel nicht geeignet ist, sind folgende Möglichkeiten zu prüfen:

1.

Grösserer Spiegel

• Abhängig von baulichen Gegebeneiten, z. B. nicht möglich mit Wandarmatur

• Unterkante des Spiegels nicht höher als 100 cm

2.

Beweglicher Spiegel

• Bedienung von Hand notwendig

• Muss vor der Benutzung immer eingestellt werden

3.

Zusatzspiegel

• Eingeschränkte Montagemöglichkeitenmit Wandarmatur

• Kann auch leicht gekippt montiert werden

Sanitär-Räume - privater Bereich

Pro Wohnung sollte ein Sanitär-Raum mit Dusche oder Badewanne sowie Waschtisch und Toilette rollstuhlgängig erreichbar und benutzbar sein. Bei grösseren Wohnungen ist ein zusätzlicher barrierefreier Sanitär-Raum mit Toilette sinnvoll.

Bei Raumabmessungen von 180 x 165 cm ohne Badewanne bzw. 180 x 235 cm mit Badewanne sind verschiedene Grundrisslösungen möglich (siehe Abbildung 1 - 5).

Die Türe sollte aus Sicherheits- und Platzgründen immer nach aussen aufgehend angebracht werden (oder Schiebetüren). Die Wände sollten massiv ausgeführt werden, um die spätere Montage von Haltegriffen und anderen Hilfsmitteln zu ermöglichen.

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Abbildungen 1 bis 5 zeigen mögliche Grundrissvarianten

Toilette

In der Regel wird das Klosett auf einer Höhe von 40 cm montiert, was das Überfahren mit einem Duschrollstuhl ermöglicht. Die individuelle Höhe kann mit Sitzerhöhungen angepasst werden. Die Ausladung muss mindestens 65 cm betragen. Meist sind Griffe erforderlich, die in der Positionierung und Ausführung dem Benutzer angepasst werden müssen.

Dusche/Badewanne

Ausführung wie im öffentlichen Bereich. Die Hilfsmittel (Klappsitz, Griffe, Badebrett, Badelift, usw.) sind den individuellen Bedürfnissen anzupassen.

Waschbecken/Waschtisch

Ausführung grundsätzlich wie im öffentlichen Bereich.

Anstelle eines festen Spiegels kann ein Spiegelschrank mit hochformatigem

Spiegel oder Kippspiegel verwendet werden.

Waschmaschine/Trockner

Anordnung idealerweise nebeneinander auf einem ca. 30 cm hohen,

unterfahrbaren Sockel.

Bei knappen Platzverhältnissen eventuell übereinander anordnen, ohne Sockel

und mit Bedienung an der Frontseite.

Zu beachten ist ausserdem die zugängliche Anordnung von Hauptschalter,

Abstellhahn und anderen Bedienelementen.

Allgemeiner Hinweis

Bedienungselemente

Bedienungselemente wie Lichtschalter, Sicherungskasten und dergleichen sind minimal 90 cm, maximal 140 cm (empfohlen 100 cm) ab Boden anzuordnen. Die Erreichbarkeit von Bedienungselementen darf weder durch breite, vorspringende Sockel noch durch Anordnung in einer Ecke erschwert werden (Sockel maximal 10 cm vorspringend, Bedienungselemente von Ecke minimal 40 cm). Dies gilt insbesondere für Schalter, Sicherungen, Steckdosen, Sonnerie, Gegensprechanlage und Automaten (Bancomat, Billettausgabe, Waschmaschine, Parking, Tankstelle und dergleichen). Der Freiraum vor Automaten und Schalteranlagen hat minimal 140 x 170 cm zu betragen. Die Schalterhöhe maximal 90 cm. Mindesten seine Kassenanlage muss die folgenden Bedingungen erfüllen und ständig in Betrieb sein: Durchgangsbreite (nutzbare Breite) minimal 100 cm. Zufahrt/Zugang gerade (nicht abgewinkelt), Höhe der Ablage oder des Rollbandes maximal 90 cm.

Im Mehrfamilien-Wohnungsbau sollen zwischen der Wohnung und dem Gebäudeeingang Gegensprechanlagen oder Leerrohre für einen späteren Einbau vorgesehen werden.

Übersicht der Höhenmasse für Rollstuhlfahrer

Übersicht der Höhenmasse für Rollstuhlfahrer

Übersicht der Höhenmasse für Rollstuhlfahrer

Weitere Informationen

Das Zentrum für hindernisfreies Bauen in Muhen (AG) ist Ihre Fachstelle für barrierefreies Wohnen. Wir beraten Sie gerne in Baufragen aller Art.

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