Anwesen Steinegerta

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9494 Schaan,
Liechtenstein

Veröffentlicht am 10. April 2024
Ospelt Strehlau Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Vorhof mit Haupthaus, Verwalterhaus und Tend Bistro Tend Dachraum Haupthaus Erweiterungsbau Tend Foyer Haupthaus Gartentheater Nutzgarten Verwaltungshaus Parkbrunnen Parksaal mit Tapetentür Parksaal mit Blick in den Park Rundweg Park Salon Haupthaus Tend Tore Tend Foyer Dachräume Haupthaus

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
06.2023

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
13'000 m²
Geschossfläche
1700 m²
Nutzfläche
1150 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
8,4 Mio. CHF

Beschreibung

Das Kulturdenkmal Steinegerta in Schaan wurde umfassend saniert und für eine zeitgemässe Nutzung ertüchtigt. Ospelt Strehlau Architekten suchten im Bestand nach architektonischen Antworten. Der inneren Logik des Anwesens aus den 1940er-Jahren entsprechend, folgt der Umbau der Absicht, die charakteristischen Merkmale des Gebäudes zu stärken und zu erhalten und schafft eine widerspruchsfreie Verbindung von Alt und Neu.

Ausgangslage

In den 1940er Jahren von den Zürcher Architekten Carl Lippert und Arnold von Waldkirch als Privatresidenz erbaut, dient das Anwesen heute als Bildungs- und Kulturzentrum mit kleiner Gastronomie. Die Anlage, bestehend aus einem Vorhof zum Haupthaus, flankiert von einem Verwalterhaus und einem Nebenhaus, und dem dahinter liegenden Park, der vom Landschaftsarchitekten Gustav Amann gestaltet wurde, ist einzigartig in Liechtenstein. Nach über 80 Jahren ständiger Nutzung war das Anwesen in die Jahre gekommen. Um es als Kulturgut zu erhalten, wurde eine umfassende Instandsetzung durchgeführt.

Entwurfsidee

Um den ursprünglichen Charakter des Anwesens nicht nur zu erhalten, sondern auch für die Zukunft aufzufrischen, wurden neue und bestehende Bauteile so kombiniert, dass sie ineinander übergehen, ohne sich zu widersprechen. Konzeptionell wurden die Bauteile nicht rekonstruiert, sondern im Sinne des ursprünglichen Charakters des Anwesens ergänzt. Originale Bauteile wie Natursteinbeläge im Innen- und Aussenbereich wurden mit neuen Natursteinbelägen gleicher Art und Verlegung kombiniert. Darüber hinaus wurden bestehende Bauteile umgebaut und der heutigen Nutzung angepasst. Restauratorische Oberflächenuntersuchungen definierten im Vorfeld das ursprüngliche Farb- und Materialkonzept, das als Grundlage für die Konzeption der Farb- und Materialwahl im Innenraum diente. Bei Umbau und Instandsetzung war jedoch nicht nur die Vision der räumlichen Qualität ausschlaggebend für die Herangehensweise, sondern insbesondere auch die möglichst unsichtbare Ertüchtigung der Tragkonstruktion, des Brandschutzes, der Fluchtwege und der Barrierefreiheit. Gleichzeitig war die Anpassung an die aktuellen gesetzlichen Normen sowie die Anpassung an die aktuellen Baustandards und energetischen Vorschriften bei gleichzeitigem Erhalt der architektonisch und historisch wertvollen Bausubstanz eine Herausforderung. In diesem Sinne dient die Steinegerta heute als lebendiger Veranstaltungsort für die breite Öffentlichkeit.

Projektierung

Das Haupthaus, das ursprünglich reinen Wohnzwecken diente und in der Achse über einen Portikus erschlossen wird, beherbergt heute im Erdgeschoss neben dem Salon mit Gartenzimmer neu ein Foyer mit zusätzlichem Festsaal. Das über eine Wendeltreppe erschlossene Dachgeschoss bietet neu zwei zusätzliche Seminarräume. Im Untergeschoss befinden sich neben der bestehenden Arvenstube zusätzliche Archiv- und Technikräume sowie Garderoben und Toiletten. Zu diesem Zweck wurde der östliche Teil des Untergeschosses abgesenkt und das in den 1970er-Jahren nachträglich eingebaute Schwimmbad rückgebaut. Die Räume wurden nicht nur instand gesetzt, sondern aufgewertet. So wurden beispielsweise die vorhandenen Teppichböden im Salon und im Gartenzimmer durch hochwertiges Tafelparkett aus Eiche ersetzt.
Das ursprünglich als Wirtschaftsgebäude genutzte Tend wurde im Laufe der Jahre mehrfach umgenutzt. Die Umnutzung der ehemaligen Garage in ein Bistro dient heute der Belebung des zentralen Vorplatzes mit allen Hauptzugängen. Dazu wurden die innenliegenden Schiebetore zu aussenliegenden Flügeltoren umgebaut. Alle wesentlichen Umbauten wurden innerhalb der bestehenden denkmalgeschützten Gebäudestruktur durchgeführt. Um den Gesamteindruck der Anlage möglichst unverändert zu erhalten, wurde die notwendige Gastronomieküche als rückwärtiger Anbau in den Hang hineingebaut und tritt somit nur als Türöffnung in der Natursteinmauer in Erscheinung.

Realisierung

Das Verwaltungshaus diente ursprünglich als Gesindehaus und später als privates Wohnhaus. Unter Wahrung der denkmalgeschützten Substanz wurde das Haus für die administrativen Räume der Erwachsenenbildung ertüchtigt. Die Gebäudestruktur konnte weitestgehend erhalten werden und beherbergt neu das Sekretariat und die Büroräume der Erwachsenenbildung.
Die Instandsetzung des Parks orientiert sich in Wegführung und Gestaltung am ursprünglichen Landschaftsplan von Gustav Amann. Der Park wurde auf Wunsch der ehemaligen Bauherrschaft mit vielen exotischen sowie seltenen Gehölzen und einem grossen Obst- und Nutzgarten angelegt. Der Rundweg zum Parkbad wurde mit polygonal verlegten bruchrohen Natursteinplatten erneuert. Der in die Jahre gekommene Springbrunnen wurde instandgesetzt und fungiert als Schmuckstück des Parks. Als Referenz für die damalige Nutzung für den Eigenbedarf wurde der historische Nutz- und Ziergarten erweitert. Der neue Birnenspalier und die zusätzlichen Obstbäume ergänzen den Obstgarten. Der Obsthain wurde durch eine weitere Blumenwiese ergänzt. Die ehemalige Pferdekoppel beim Nebenhaus wurde mit einem Rundkiesbelag erneuert und fungiert heute als Gartentheater. Der wieder hergestellte Waldweg rundet einen Spaziergang im einzigartigen Gartendenkmal ab.

Das Projekt von Ospelt Strehlau Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner veröffentlicht.

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