Das umgedrehte Haus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 13. März 2025
Fox Wälle Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Aufgabe
Die Bauherrschaft besass an schöner Hanglage in Arlesheim eine Villa im englischen Landhausstil aus den 1980er-Jahren. Der Wohnraum orientierte sich zum Garten am Waldrand und negierte die unglaublich schöne Aussicht über das historische Dorf hinweg ins Tal bis nach Frankreich. Die Bauherrschaft kam mit der Bitte auf uns zu, das Haus zu drehen und zur Aussicht hin zu wenden. Zudem soll das neue Wohnhaus in einem zeitgenössischen, sich am Minimalismus orientierenden Stil gestaltet werden. Vom Landhausstil sollte nichts mehr zu erkennen sein. Wichtig war der Bauherrschaft, dass der Neubau ein Flachdach mit Terrassen erhalten soll. Unglücklich war auch der Eingang zum Wohnhaus gelegen. Der Eingang war hinter dem Gebäude. Die Gäste mussten daher durch den ganzen Garten hinter das Haus gehen. Bei diesem Totalumbau war gewünscht, dass sich fertige Gebäude energietechnisch wieder auf dem aktuellen Standard mit erhöhter Wärmedämmung und effizienter Wärmeerzeugung mit erneuerbarer Energie befindet.
Konzept
Um das das Haus umdrehen zu können, wurden das Dachgeschoss und der ehemalige Garagenanbau abgebrochen. Das Erdgeschoss wurde innen ausgekernt, so dass nur noch ein Teil der Aussenwände stehen blieb. Das Untergeschoss mit Swimmingpool, Bastelraum, Hauswirtschaft, Technik und Luftschutzkeller konnte bestehen lassen werden. Auf dem bestehenden Untergeschoss wurde ein neues Erdgeschoss und darüber ein neues Attikageschoss erstellt. Der Eingang wurde auf die Ostseite verlegt und befindet sich nun am Garteneingang. Ein grosszügiges Vordach mit angegliedertem Schopf schützt die Ankommenden und verstaut ordentlich alles, was draussen bleiben soll.
Realisierung
Das Erdgeschoss ist in zwei Zonen unterteilt. Vom Eingang betritt man einen halböffentlichen Bereich. Ein grosszügiges Entrée mit Garderobe öffnet sich zum Home-Office. Gegenüber befindet sich ein Gästezimmer mit Bad. Vom Entrée ist auch das Tages-WC zugänglich. Eine verglaste Türe trennt den etwas öffentlicheren Bereich vom intimeren Wohn-Ess-Bereich. Tritt man ein, öffnet sich der Raum über zwei Geschosse. In diesen überhöhten Raum ist die neue Treppe eingefügt. Der Bereich gliedert sich in ein Wohnteil, dem der Wintergarten angegliedert ist. Ein zweiseitiges verglastes Cheminée verbindet optisch den Wohnbereich mit dem Home-Office. Neben der Treppe befindet sich eine grosszügige Wohnküche mit vorgelagertem Essbereich. Dieser öffnet sich zum Süden und Westen mit grossflächigen Rahmenlosen Verglasungen. Vom Esstisch und vom Wintergarten blickt man nun mit wunderbarem Ausblick direkt ins Tal. Der Wintergarten hat ein grossflächiges Dachoblicht, das von der darüberliegenden Terrasse begehbar ist. Vom Wohn-Ess-Bereich betritt man eine schmale Terrasse, die mit dem Wintergarten verbunden ist.
Auch das Attikageschoss ist in einen öffentlicheren und einen privateren Bereich unterteilt. Eine Brücke über dem zweigeschossigen Erdgeschossraum verbindet die beiden Bereiche. Über dem Eingang sind die Kinderzimmer mit gemeinsamem Bad angeordnet. Auch die Kinderzimmer verfügen über eine eigene kleine Terrasse. Über dem Wohn-Ess-Bereich ist die Master-Bed-Suite mit eigenem Bad. Die grosse Terrasse mit begehbarem Glasboden über dem Wintergarten bietet einen atemberaubenden Blick über das Birstal bis nach Deutschland und Frankreich.
Architektur
Die Architektur orientiert sich am Minimalen, ohne dass die Gliederung des Gebäudes verwischt wird. Der halböffentliche Gebäudeteil mit Entrée, Home-Office und Gästeraum wird mit seinem Fassadenmaterial vom privaten Bereich unterschieden. Damit werden die Gebäudekuben voneinander ablesbar. Die privaten Gebäudekuben erhielten eine vertikale Holzverkleidung. Der öffentlichere Gebäudekubus erhielt ein Verputz mit grobem Besenstrich. Horizontale Vordächer erhöhen die Dynamik der Erscheinung, verbinden die Terrassen mit dem Gebäude und schützen das Holz der Fassade vor der Witterung. Der zweigeschossige Raum im Wohn-Ess-Bereich wird an der Fassade mit einem durchgehenden vertikalen Fenster akzentuiert. Nachts zeichnen LED-Bänder die fliegenden Vordächer durch eine vertikale Fassadenbeleuchtung ab.
Farbkonzept
Die Villa hat ein durchgängiges Farbkonzept, das auf einem Ton-in-Ton-Konzept beruht. Ein sandig gräuliches Braun. Diese Farbe wurde im ganzen Haus in verschiedenen Tönen angewendet. Die vorvergraute Holzlattung harmonisiert damit wunderschön mit dem Braun der Metallarbeiten. Im Innern haben alle Böden ein fugenloser Belag in einem dunklen Ton der Projektfarbe. Die Wände sind eine Kombination eines hellen Tons der Projektfarbe mit Weiss. Dieser gräuliche Holzfarbenton ist auch in den Einbauten, wie der Küche, oder der Garderobe wieder zu finden und ist mit Naturholz kombiniert. Selbst die Einrichtung orientiert sich an dieser Grundfarbe und zeigt sich in allen Materialien in verschiedenen Tönen.
Das Projekt von Fox Wälle Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.