
Erweiterung Einfamilienhaus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 06. März 2023
Kocher Minder Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Raumbedarf und Potenzial an einem schattig-feuchten Grundstücksort: Als U-förmiges Wohnvolumen konzipiert, dockt das vielfältig nutzbare Raumgefäss an den Bestand an und und schafft eine neue Identität für den Ort.
Ausgangslage
Eine Familie nutzt einen bestehenden Bau weiter. Ein Annex soll eine Raumerweiterung bieten, die einen direkten Bezug zum Garten schafft. Der Gartenraum soll gefasst und zoniert werden, sodass ein Rückzugsort entsteht und räumliche Privatheit generiert werden kann. Die ungenutzte Grundstücksbrache soll baulich verdichtet und multifunktional nutzbar gemacht werden.
Entwurfsidee
Das Licht bestimmt den Ton – Die Wohnraumerweiterung am Hügelzug zum Aaretal liefert ein anschauliches Beispiel zum Thema. Als klar abgegrenzter Gebäudeannex verändert die Wohnraumerweiterung die Typologie der gesamten Liegenschaft. Während der Bestand die Schlafräume aufnimmt, steht der Annex für ein multifunktionales Wohngefäss. So wird in der Erweiterung gekocht, gespielt, ausgeruht und geplaudert. Über dem Höhensprung schwebend, bietet der Anbau zugleich Weitblick in die Landschaft und Bodennähe zum Garten. Rund um den Gebäudeneubau werden anthrazitfarbene Stehfalzprofile verwendet, die je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel sichtbar unterschiedliche Töne von dunkelgrau bis schwarz annehmen können. Auf den zwei Gebäudelängsseiten geben grosszügige Glasflächen den Blick zum Innenraum frei. Diese fügen dem Spiel der Schwarztöne spiegelnde Glanzflächen in einer weiteren Schattierung hinzu.
Durch die Schwarz-Nuancierung der allumspannenden Metallfassade wirkt die Gebäudehülle lebendig und kontrastiert mit der warmen Tonalität der inneren Materialisierung. Die Balance zwischen Massivbau, Leichtbau, Struktur und Form wird am Ort stark zum Thema gemacht. Die Anwendung des Fassadenmaterials ist zudem ein Plädoyer dafür, dass sich auch auf einer schwarzen Grundlage eine lebendige und abwechslungsreiche Gebäudehülle schaffen lässt.
Projektierung
Als Direktauftrag haben Kocher Minder Architekten gemeinsam mit der Bauherrschaft eine prozesshafte Projektentwicklung durchgeführt. Analytisch und zum Teil iterativ entstand so ein massgeschneidertes Endresultat, das wohl klein, jedoch vielschichtig, wie auch überraschend die Situation prägt.
Besonderheiten
Als reiner Holzbau entworfen, liegt das Wohngefäss auf den Gartenmauern und einem Stabwerk in Holz auf. Nur leicht angedockt, schafft eine schmale Perforation der Fassadenmauer den Übergang zum bestehenden Wohngebäude. Räumlich prägend und stark in der Form schafft die Tragstruktur ein Verständnis von Balancieren und Tragen.