Haus auf der grünen Wiese
,
Schweiz
Veröffentlicht am 11. Januar 2024
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Mit dem Neubau im ländlich geprägten Reigoldswil versuchen CRRA Studio das typische Schweizer Einfamilienhaus als Gesamtprojekt zu verstehen, die negativen Auswirkungen des Bauens zu minimieren und Konventionen bewusst zu hinterfragen. Es schafft Wohnraum in enger Verbindung mit der Natur, setzt auf das konstruktive Wissen lokaler Handwerker*innen, greift möglichst wenig in das bestehende Ökosystem ein und reduziert die Treibhausgasemissionen von Bau und Betrieb auf ein Minimum mit einem typischen, wenn auch schmalen Budget.
Das Haus für eine junge fünfköpfige Familie steht auf einer steil abfallenden Parzelle und besteht aus zwei Baukörpern auf leicht unterschiedlichen Niveaus, die durch eine Rampe verbunden sind. Das Gebäude am Hang ist barrierefrei konzipiert, alle Räume sind mit dem Rollstuhl zugänglich. Im unteren, quadratischen Teil befindet sich der offene und frei nutzbare Tagesbereich mit Terrasse und Eingang. Im oberen, langgestreckten Teil befinden sich die Nasszellen, Technik sowie alle Schlafräume. Dieser Bereich erlaubt eine flexible Nutzung, da die Trennwände konstruktiv nicht relevant sind. Auf Garage und Keller wird verzichtet. Anstelle eines Untergeschosses haben CRRA Studio ein drittes, vielseitig nutzbares Volumen errichtet, das mit dem Haupthaus ein Ensemble bildet. Die so entstandenen Innen- und Aussenräume verstärken die Sequenz der Ausblicke in die umgebende Landschaft: die sanften Hügel, die Seilbahn am Ende des Tals, die Wiesen mit Obstbäumen und Wald.
Ausgangslage
Das Haus besteht aus vorgefertigten Holzelementen, gestützt durch Schraubfundamente aus Stahl. Es schwebt über der Wiese, stört den natürlichen Lauf der Dinge so wenig wie möglich. Regenwasser versickert weiterhin auf dem gesamten Grundstück, Pflanzen und Tiere finden unter und rund um das Haus ihren Lebensraum. Am Ende seiner Lebensdauer kann das Bauwerk spurlos von der Wiese entfernt werden. Die Bauweise spart im Vergleich zu konventionellen Holzhäusern circa 30 der Treibhausgasemissionen ein. Im gesamten Bauwerk wurde auf den Einsatz von Beton verzichtet.
Entwurfsidee
Trotz seiner unkonventionellen Form und Gründung ist das Gebäude ein Produkt seiner Umgebung. Es folgt der natürlichen Topografie des Ortes und nimmt in seiner Setzung Bezug auf die Landschaft. Die einzelnen Volumen greifen die Massstäblichkeit von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden im ländlichen Kontext auf. In Materialisierung und Ausdruck nimmt das Haus Bezug auf die Nutzbauten der Region. Die Bauarbeiten wurden von lokalen Unternehmen ausgeführt. Ein Grossteil der Materialien, wie die Fassadenschalung aus Fichtenholz, die Lehmplatten der Innenverkleidung oder der Lehmputz stammen aus der unmittelbaren Umgebung.
Der Text von CRRA Studio wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.