Haus in Kehrsatz
,
Schweiz
Veröffentlicht am 15. März 2024
Tommy Neuenschwander Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Umbau des Wohnhauses in Massivbauweise aus dem Jahr 1951 fasst aufgrund der veränderten Familiensituation der Eigentümer*innen zwei kleine Geschosswohnungen zu einer Einheit zusammen. Tommy Neuenschwander Architekten lösten die kleinteilige Raumaufteilung im Erdgeschoss auf. Farblich akzentuierte Stahlträger und Stützen verweisen auf die ehemalige Raumstruktur. Die Entwurfsidee basiert auf dem Bedürfnis nach mehr Wohnraum für die junge vierköpfige Familie, die bisher in einer der beiden 4,5-Zimmerwohnungen mit nur einer Nasszelle und einer acht Quadratmeter grossen Küche lebte. Auf der Gartenseite wurde eine neue Balkonterrasse angebaut, die sich morphologisch analog zum Garagenanbau übereck an das Gebäude anschliesst. Sie ist ebenfalls in Stahl ausgeführt und so konzipiert, dass sie konstruktiv mit dem Stahltragwerk im Inneren korrespondiert.
Ausgangslage
Das freistehende Wohnhaus in Kehrsatz erstreckt sich über ein Untergeschoss und zwei Vollgeschosse. Ein mit Ziegeln eingedecktes Walmdach bildet den vertikalen Abschluss. Im Erd- und Obergeschoss befanden sich vor dem Umbau je eine kleine 4,5-Zimmerwohnungen mit knapp 80 Quadratmetern Wohnfläche. Das Haus wurde in Teilbereichen saniert, verfügte vor dem Umbau noch über eine fossile Ölheizung.
Entwurfsidee
Ziel des Umbaus war, die beiden Geschosswohnungen zu einer Wohneinheit zusammenzufassen und nur dort räumlich einzugreifen, wo es der Umbau erforderte. So wurde das bestehende Treppenhaus als wohnungsinterne Treppe neu konzipiert. Bauliche Anpassungen fanden ausschliesslich im Erdgeschoss statt. Dort wurde der kleinteilige Kammergrundriss entsprechend der neuen Nutzung als reines Eingangs- und Wohngeschoss in ein fliessendes Raumkontinuum aufgelöst. Das neu eingesetzte Tragwerk aus Stahlträgern und Stützen wurde inszeniert; es verweist bewusst auf die bauzeitliche Raumorganisation. Die sichtbaren Auflager der Stahlträger und die farbliche Akzentuierung verleihen dem Tragwerk einen einheitlichen Ausdruck. Im Obergeschoss ist die bestehende Raumorganisation erhalten geblieben. Die Eingriffe beschränkten sich auf den Rückbau der Küche, die mit einem Bad ersetzt wurde.
Projektierung
Die grössten baulichen Eingriffe erfolgten im Erdgeschoss, wo die tragenden Ziegelwände zurückgebaut wurden, um die kleinteilige Grundrissstruktur zugunsten eines offenen Wohn-, Koch- und Essbereichs aufzulösen. Einzelne Wandfragmente sind als Pfeiler erhalten geblieben und dienen als Auflager für die exponierte Tragstruktur aus Stahl. Durch den Rückbau der bestehenden Fensterbrüstungen und den Ersatz des Balkonfensters durch eine Hebeschiebetür erhält der neu organisierte Grundriss eine optische Verbindung zum Garten. Holz-Metall-Fenster sowie hochwertige und langlebige Materialien wie geöltes Eichenholz, eine farblich akzentuierte Stahlkonstruktion und Feinsteinzeugplatten fügen sich zu einem atmosphärischen Gesamtbild.
Im Keller- und Dachgeschoss beschränkten sich die Eingriffe auf haustechnische und bauphysikalische Ertüchtigungen. Die Ölheizung wurde durch eine Luft-Luft-Wärmepumpe ersetzt. Mit dem Wechsel des Wärmeerzeugers wurde auch das Wärmeabgabesystem von Einzelradiatoren auf Fussbodenheizung umgestellt. Die Kellerdecke und der Dachboden wurden wärmegedämmt und das Dach technisch so ausgebaut, dass in einem weiteren Ausbauschritt eine Fotovoltaikanlage installiert werden kann.
Das Projekt von Tommy Neuenschwander Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.