Haus A | Suite im japanischen Stil
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2025
Hosoya Schaefer Architects AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
In einem ruhigen Wohnviertel in Genf gelegen, erforscht dieses Projekt, wie die Prinzipien der japanischen Raumkomposition in eine andere kulturelle und physische Umgebung integriert werden können. Die Auftraggeber wünschte sich eine Gästsuite innerhalb seines Hauses, das die Essenz Japans hervorrufen würde – nicht als direkte Nachbildung, sondern als Neuinterpretation der räumlichen Tiefe und Schichtung.
Das Design ist um die Idee des Oku strukturiert, ein Konzept, das über die physische Tiefe hinausgeht und eine Abfolge von Räumen suggeriert, die sich im Laufe der Zeit entfalten. Die kompakte Maisonette bot die Möglichkeit, Bewegung zu inszenieren, Sichtlinien und Schwellen zu steuern, um einen räumlichen Rhythmus zu schaffen. Höhenunterschiede in den Decken und gerahmte Perspektiven definieren eine Progression, sodass der Raum als dynamisch und nicht als statisch wahrgenommen wird.
Die Materialauswahl war in diesem Prozess von grundlegender Bedeutung. Yoshino-Zypresse aus der Präfektur Nara – ein seltenes und edles Material, das für seine gerade Maserung, den sanften rosafarbenen Ton und den natürlichen Glanz bekannt ist – bildet die primäre Struktur. Schwebende Zypressenlamellen modulieren Licht und Schatten und verstärken das Gefühl räumlicher Schichtung. Shoji-Schiebetüren, Tatami-Matten und handgefertigte Putzwände, die in Zusammenarbeit mit japanischen Handwerkern entstanden, vervollständigen die Komposition.
Dieses Projekt zwingt der Umgebung keine japanische Ästhetik auf; vielmehr extrahiert es grundlegende räumliche Prinzipien und interpretiert sie in einem neuen architektonischen und kulturellen Kontext neu. Durch die sorgfältige Orchestrierung von Material, Abfolge und Proportion entsteht keine blosse Nachahmung, sondern eine Architektur, die mit Tiefe resoniert – eine leise, aber tiefgründige räumliche Spannung, die das Zusammenspiel von materieller Präsenz und räumlicher Tiefe verstärkt.
Was ist das Besondere an der Bauaufgabe?
Dieses Projekt interpretiert japanische Raumprinzipien – wie Schichtung und Sequenz – in einem schweizerischen Vorortkontext neu und übersetzt sie in eine 53 Quadratmeter grosse Gästesuite, ohne stilistische Nachahmung.
Welche Überlegungen liegen diesem Projekt zugrunde?
Bewegung, Licht und visuelle Rahmung wurden präzise gesteuert. Unterschiedliche Deckenhöhen, geschichtete Schwellen und gezielte Materialwechsel erzeugen Tiefe innerhalb einer kompakten Grundfläche.
Was war Ihre Inspiration?
Das Konzept des Oku – räumliche Tiefe durch Schichtung – leitete den Entwurfsprozess. Die japanische Baukultur, in der Struktur und Handwerk eine Einheit bilden, prägte sowohl die Methodik als auch die Details.
Welche Rolle hatten Standort und Bestand auf den Entwurf?
In einem ruhigen Wohnviertel gelegen, erforderte die bestehende Maisonette eine nach innen orientierte Lösung. Anstatt die äussere Hülle zu verändern, lag der Fokus auf der Verfeinerung von Oberflächen, Fügungen und Übergängen zur Definition der Atmosphäre.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen das Projekt beeinflusst?
Der Bauherr schätzte Zurückhaltung und kulturelles Feingefühl. Sein Vertrauen ermöglichte einen materialorientierten Prozess, bei dem Präzision und Reduktion Vorrang vor formaler Ausdruckskraft hatten.
Wie fügt sich das Gebäude in die Reihe der bisher realisierten Bauten Ihres Büros?
Dieses Projekt setzt unsere Praxis fort, Bauwissen über Kulturen hinweg zu integrieren. Wir engagieren uns für eine Architektur mit Integrität – geprägt von zeitgenössischer Technik und traditionellem Handwerk. Die Zukunft der Architektur liegt nicht nur in der Innovation, sondern in der Weitergabe verkörperten Wissens. Was heute sorgfältig gebaut wird, wird Teil des architektonischen Erbes von morgen.
Gab es Richtungsänderungen vom ersten Entwurf bis zum fertigen Gebäude?
Das konzeptionelle Gerüst blieb bestehen, doch viele Elemente reiften durch die Zusammenarbeit mit Handwerkern. Die Verfeinerung von Fügungen, Oberflächenübergängen und schwebenden Bauteilen entwickelte sich durch das direkte Arbeiten am Material weiter.
Haben aktuelle energetische oder konstruktive Trends das Projekt beeinflusst?
Ja – durch Langlebigkeit. Materialien wurden aufgrund ihrer Beständigkeit und ihrer ästhetischen Alterung ausgewählt. Ein low-tech, high-quality Ansatz minimiert Wartung und gewährleistet dauerhaften Wert.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg Ihres Bauwerks beigetragen?
Das Projekt setzte auf eine begrenzte Menge fein gemaserter Zypresse – gewählt nicht nur wegen ihrer Ästhetik, sondern wegen ihrer Langlebigkeit und bewährten Eigenschaften. Ihre Verwendung, im Dialog mit Schweizer Fertigungstechniken, spiegelt die Überzeugung wider, dass beständige Architektur auf zeitlosen Methoden beruht. Durch die Anwendung traditioneller Techniken mit zeitgenössischer Präzision tragen wir ein Wissen weiter, das sowohl verwurzelt als auch zukunftsgerichtet ist – eine stille Investition in die Zukunft.
Das Projekt von Hosoya Schaefer Architects wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.