Mehrfamilienhäuser mit Einstellhalle

5 von 22

 
3073 Gümligen,
Schweiz

Veröffentlicht am 23. März 2022
Marazzi + Paul Architektur AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Wohnhaus Perspektive 1 Innenraum Wohnraum Laubengang Terrasse mit Ausblick Wohnhaus mit Umgebung Lerchenweg in Vogelperspektive Wohnhaus Perspektive 2 Laubengang / Treppenansicht (mit Veloparking) Treppenhaus

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Lerchenweg 6 + 8, 3073 Gümligen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2021

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
8
Grundstücksfläche
2152 m²
Geschossfläche
2029 m²
Nutzfläche
1706 m²
Gebäudevolumen
6340 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
5,9 Mio. CHF
Parkplätze
2

Beschreibung

Die beiden Mehrfamilienhäuser in Gümligen bilden eine Mittlerrolle zwischen den vorhandenen MFH- und EFH-Bebauungen, indem sie das Siedlungsgefüge subtil und sorgfältig weiterentwickeln und dabei historische Elemente mitnehmen. Es wurde damit ein Ort geschaffen, der Traditionen neu interpretiert.

Ausgangslage

Die zwei Neubauten lehnen sich an das traditionelle Berner Bauernhaus an – als Mehrgenerationenhaus wie auch mit der durchlaufenden Balkonschicht, die den Aussenlaubengang als typisches Element der altbäuerlichen Substanz referiert. Ihre äussere Holzgestalt manifestiert die von Anfang an definierte planerische Prämisse von Naturnähe und Nachhaltigkeit. Aus der komplexen Anforderung haben sich die vielschichten Grundrisse hergeleitet, welche von der durchlaufenden Balkonschicht gegliedert werden.

Entwurfsidee

Im Kanton Bern prägt es das Landschaftsbild der letzten Jahrhunderte – und ist bis heute im suburbanen Siedlungsraum anzutreffen: Das Berner Bauernhaus. Sowohl die Morphologie bei der Ortsgestaltung, die laubenähnlichen Balkone wie auch die Nutzung als Mehrgenerationenhaus referenzieren diese altbäuerliche Substanz. Ebenso integriert die Umgebungsgestaltung Bezüge zur umliegenden Kulturlandschaft – etwa das Streuobstthema mit den im freien Feld vorkommenden Bäumen, welche das landschaftliche Erscheinungsbild prägen.
Das Berner Bauernhaus dient über Generationen hinweg – oft derselben Familie – und ist daher entsprechend räumlich organisiert. Auch die beiden Mehrfamilienhäuser berücksichtigen eine soziologische Durchmischung bzw. mit ihren Wohnungsstrukturen ein Mehrgenerationenhaus wie es im klassischen Sinn auch beim Berner Bauernhaus der Fall ist. Der Wohnungsmix von kleinen und kompakten 3.5 bis zu grosszügigen 5.5 Zimmerwohnungen ermöglicht eine breit durchmischte Bewohnerschaft. Auf zwei Geschossen und einem jeweils zusätzlichen Attikageschoss entwickeln sich die insgesamt acht Eigentumswohnungen mit den jeweils individuell einbezogenen Ausbauwünschen. Reduzierte Erschliessung zugunsten hoher Nutzflächen ist innenräumlich die Devise.

Projektierung

Die Wohnwelten sind luftig und lichtdurchflutet und zeichnen sich allesamt durch grosszügige Wohn- und Essbereiche aus – mit integrierten Aussenräumen, die verschiedene Tageszeiten berücksichtigen und als Frühstücksbalkone oder Abendterrassen – mit genügend Freiraum zu den Nachbarn – erlebbar sind. Die oberen Geschosse bieten dabei einen fantastischen Blick Richtung Gurten, zum Berner Hausberg. Die Raumaufteilung berücksichtigt einen durchgesteckten Wohnraum mit Küche und Essbereich. In einer zweiten Schicht entfalten sich die Schlafräume und Nasszellen. Die Balkonschicht überdeckt den Aussensitzbereich der Erdgeschosswohnungen bzw. gewährleistet für alle Räume in den Zugang zu einem privaten Aussenbereich. Diese der Fassade vorgelagerte, durchlaufende Balkonschicht gliedert bei beiden Gebäuden das fliessende Innenraumgefüge. Sie gliedert wiederum die Fassade horizontal und referenziert das typische Merkmal des Berner Bauernhauses: die als schmucke Gestaltungsschicht bekannte Aussenlaube. Die vertikale Holzschalung lehnt sich ebenso an das Berner Bauernhaus an. Sie besteht aus in der Breite alternierende Bretter, deren verspielte Wirkung zusätzlich durch eine differenzierte Vorvergrauung verstärkt wird. Die aus vorfabrizierten Holzelementen erstellte Fassade wirkt ansonsten homogen und bewirkt daher ein ruhiges äusseres Erscheinungsbild, was ebenso dazu beiträgt, dass die beiden neuen Volumen sich in die gebaute Umgebung und ihre Diversität einpassen.

Realisierung

Die beiden Mehrfamilienhäuser ersetzen dabei zwei bestehende Substanzen auf dem Grundstück, nutzen die Parzelle optimal aus und bilden eine klare Adresse. Durch ihre Kompaktheit generieren sie entsprechend attraktive, den verschiedenen Zwecken (Spielen, Aufenthalt, Begegnung etc.) zugeteilte Aussenräume. Die Erschliessungen innerhalb der Anlage erfolgen ausschliesslich fussläufig, die Gebäudezugänge jeweils nordseitig, um den eigentlichen Wohnräumen an der Fassade Präsenz zu verleihen.
Über die Holzfassade erfolgt kein direkter Lastabtrag, sondern über die integrierten bzw. von der Fassade ummantelten Stahlstützen. Die Treppenhäuser wurden zwecks Aussteifung in Beton ausgebildet.

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