Mehrfamilienhaus Rheinwiesen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 08. April 2024
Grigo Pajarola Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Als Ersatz für zwei bestehende Mehrfamilienhäuser entwickelten Grigo Pajarola Architekten ein winkelförmiger Neubau, der unmittelbar an die strassenseitige Baulinie gebaut wurde. Das Volumen entfaltet sich zum Hof als viergeschossiger und zur Strasse als fünfgeschossiger Baukörper.
Ausgangslage
Das Mehrfamilienhaus Rheinwiesen steht an der Ecke Ring- und Tittwiesenstrasse im Rheinquartier von Chur, welches von einer modernen 50er- bis 70er-Jahre Architektur geprägt ist. Die Ringstrasse kann als Hauptverbindungsstrasse zwischen Chur Nord und Süd bezeichnet werden. Die Parzelle grenzt unmittelbar an das von Hochhausbauten geprägte Lacunaquartier an. Die Wohnbaugenossenschaft Bundespersonal Chur beabsichtigte die Planung und Umsetzung eines Ersatzneubaus für zwei bestehende Mehrfamilienhäuser, um mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt Chur anzubieten.
Entwurfsidee
Mit der Setzung des neuen L-förmigen Baukörpers auf die Baulinie wird die stark befahrene, von Lärm belastete Ringstrasse und Tittwiesenstrasse gefasst und ein Wohnhof geschaffen. Durch die plastisch gegliederten Aussenhülle wird sowohl zur Strasse wie auch zum Hof hin ein markantes Gebäude geschaffen. Trotz hohen Lärmschutzauflagen entsteht eine abwechslungsreiche Fassade, die über eine strake Präsenz im Strassenraum verfügt. Die vier Treppenhäuser erschliessen pro Geschoss jeweils zwei Wohnungen und zeichnen sich als Risalite in der Fassade aus. Bei der Konzeption der Wohnungen wurde darauf geachtet, dass Strasse und Wohnhof erlebbar werden. Entsprechend wurde die Küche mit einem grossen Fenster zur Strasse hin ausgestattet. Daran angegliedert und zum Hof orientiert, kommt der Wohnraum zu liegen und schafft so einen Durchblick, der die gesamte Wohnung erlebbar macht. Hofseitig erhält das Gebäude eine markante Balkonschicht, die den Bewohner*innen einen zusätzlichen Raum anbietet und auch als Jahreszeitenzimmer genutzt werden kann. Im Hochparterre entstand ein vielseitig nutzbarer Gemeinschaftsraum, der als Abschluss des Hofes einen Gemeinschaftspavillion erhält. Er bietet Sitzgelegenheiten für Gartenfeste und ein Cheminée an und ist gleichzeitig Abfahrt in die Tiefgarage.
Projektierung
Als Massivbau im Einsteinmauerwerk erstellt, erhält das Gebäude einen robusten Charakter. Vor- und Rücksprünge, aber auch unterschiedliche Farben gliedern den Baukörper sowohl in der Vertikalen als auch Horizontalen. Strassenseitig erscheint das Haus als fünfgeschossiges Volumen, da das Attikageschoss durch eine Ausnahmebewilligung auf die Gebäudeflucht der Regelgeschosse geschoben werden konnte. Der Neubau erhält eine noch stärkere Präsenz zur Strasse hin und zeigt, dass eine Verdichtung über fünf oder auch mehr Geschosse möglich ist. Hofseitig entfaltet sich die massive Konstruktionsweise in der in Sichtbeton gehaltenen Balkonschicht. Sie wirkt als fester Teil des Gebäudes. Feine Metallgeländer, ausgebildet als Blumenkörbe, ermöglichen den Bewohner*innen die individuelle Gestaltung ihrer privaten Aussenräume. Der grosszügige Hof wird von einem Holzpavillion mit leichtem Wellblechdach gefasst und abgeschlossen. Dieser kontrastiert in seiner Erscheinung stark mit dem massiv konstruierten Hauptbau und bildet ein sanftes Gegenüber. Die Wohnungen sind einfach aufgebaut und werden alle über ein grosszügiges Entrée betreten. Küche und Wohnraum verbinden als Raumkontinuum Hof und Strasse. Daran angegliedert, befinden sich die Schlafräume, denen ein eigenes Bad zugeteilt ist.
Das Projekt von Grigo Pajarola Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.