Sanierung Einfamilienhaus Hägglingen

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5607 Hägglingen ,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. Oktober 2020
horisberger wagen architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
12.2017
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Gebäudekosten (BKP 2)
900'000 CHF

Beschreibung

Die Hülle eines 2002 erstellten Einfamilienhauses am Rand eines Wohnquartiers wurde neu interpretiert. Kontrastierend zum bestehenden Betonsockel erhielt das Wohnhaus ein fein gewobenes Kleid aus Holz.

Ausgangslage

Die Gebäudehülle des noch jungen Gebäudes musste aufgrund energetischer und physikalischer Unzulänglichkeiten wie Kondensat im Winter und der Überhitzung im Sommer erneuert und saniert werden. Materialisierung und architektonischer Ausdruck wurden untersucht und in eine neue filigrane Fassade transferiert.

Entwurfsidee

Bei der Sanierung des Einfamilienhauses war ursprünglich nur der Ersatz der raumhohen Verglasungen vorgesehen. Die Analyse des Bestandes zeigte jedoch, dass eine umfassende architektonische Neuinterpretation sinnvoll ist und innerhalb der erweiterten Gebäudevolumetrie neue räumliche Zusammenhänge geschaffen werden können. Die Hülle aus weiss gestrichenen Holzlamellen fasst die zwei zueinander versetzten Baukörper zu einer neuen Einheit zusammen. Mit einfachen Mitteln wie Variation, Repetition und Spiegelung entsteht ein filigranes und facettenreiches Kleid, das auf die dahinter liegenden Nutzungen unterschiedlich reagiert und verschiedene Raumqualitäten entfaltet.
Mit den keilartig geschnittenen und matt gestrichenen Holzlatten wird ein Spiel von Licht und Schatten, von Helligkeit und Dunkelheit inszeniert, welches beispielsweise der Schriftsteller Junichiro Tanizaki in «Lob des Schattens», einem Essay zum traditionellen japanischen Haus, beschreibt. Analog zum asiatischen Vorbild schützen die ornamentalen Sichtfilter und Schattenspender vor Einblick, Wind und Wetter oder sie bilden raumhaltige Schichten in Form von Schwellenräumen aus. Diese klimatisch wertvollen Übergänge ergänzen das Raumangebot zwischen innen und aussen und bilden einen zeitgemässen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Projektierung

Im Kontrast zum Betonsockel, dem Träger fürs Grobe, bekommt das Wohnhaus ein fein gewobenes Kleid aus Holz. Die verwoben profilierte Schalung aus heimischer Weisstanne wurde mit einer Mineralfarbe gestrichen und gebürstet und bleibt so atmungsaktiv. Die Aluminiumfenster wurden durch Sichtholzfenster in Lärche ersetzt. Für den Bodenbelag im gedeckten Aussenbereich wurde das Holz der bestehenden Fassadeneinlagen in Riemen gesägt. Das Zedernholz wurde mit biologischem Ölharz aufbereitet und findet so eine neue Verwendung als Deck. Das grosszügige Sonnendeck Richtung Süden wurde aus thermisch behandelter Esche gefertigt. Das einheimische Holz wird so nachhaltig witterungsbeständig und erhält einen hochwertigen, warmen Farbton. Als Erweiterung des Wohnraums nach aussen, nimmt es die Materialität vom Parkett auf und trägt den Innenraum wie ein ausgebreitetes Tuch in die Landschaft.

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