Schulanlage Freilager

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8047 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 25. September 2023
Thomas Fischer Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager Atelierschule Freilager

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Flurstrasse 120, 8047 Zürich, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
18
Grundstücksfläche
16'712 m²
Geschossfläche
9277 m²
Nutzfläche
5792 m²
Gebäudevolumen
49'700 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
55,0 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
80
Parkplätze
13

Beschreibung

Unsere Atelierschule ist Teil eines Paradigmenwechsels im Verhältnis von Tageslicht und Lernkultur. Statt Frontalunterricht mit Seitenbeleuchtung und störenden Gegenlichtsituationen bietet das zenitale, blend- und richtungsfreie Tageslicht echte Voraussetzungen für eine frei organisierte Pädagogik.

Ausgangslage

Statt der häufig gebauten Korridorschulen bietet die Atelierschule im Freilager lichtdurchflutete Lernlandschaften, deren Flächen allen für zeitgemässen Unterricht, Aufenthalt und Spiel zur Verfügung stehen. Statt Klassenräume geschossweise übereinander zu stapeln, organisiert sich der Klassen- und Fachunterricht in einem horizontal vernetzten Tageslichtpavillon. Jeder Raum hat mindestens zwei Türen, so dass soziale Vernetzung von allen Seiten erfolgen kann. Die Gleichwertigkeit aller Klassenzimmer unterstützt flexible Raumbeziehungen, Clusterbildung, Teamteaching und individuelles Lernen.

Entwurfsidee

Die Atelierschule Freilager in Zürich wurde von Beginn an als Ganztagsschule geplant. Seit dem Schuljahr 2023/24 werden alle Schulen der Stadt Zürich auf Basis eines Volksentscheids in Tagesschulen umgewandelt. Für dieses Vorhaben dienen architektonische Referenzprojekte wie die Schulanlage Freilager, welche hohe architektonische und pädagogische Qualitätsstandards setzen. Der humanistische Ansatz des Projekts geht über die blosse Erfüllung des Zwecks von «Unterrichten und Unterrichtet werden» hinaus. Es geht darum, den Lebensraum Schule so zu gestalten, dass die Bewohner an fünf Tagen der Woche eine schulische Umgebung vorfinden, die sie als wohnlich empfinden. Ziel ist es, architektonische Qualitäten eines menschlichen Zuhauses zu schaffen, das eine überfamiliäre Gemeinschaft befähigt, gemeinsam zu leben und zu lernen.

Projektierung

Die Atelierschule Freilager ist einer der ersten Schulbauten der Stadt Zürich, der von Anfang an als Ganztagsschule konzipiert wurde. Der Entwurf einer «Atelierschule» wurde 2016 von einer international besetzten Fach- und Sachjury aus 112 Beiträgen ausgewählt. Die Stimmbevölkerung hat dem Objektkredit 2019 mit 84,4 Prozent zugestimmt. Die Schule zeichnet sich durch viel natürliches Tageslicht und hochwertige Materialwelten aus Holz und Holzwerkstoffen aus, was eine wohnliche Atmosphäre schafft. Überdurchschnittliche Raum- und Sprechakustik sowie natürliche Lüftung unterstützen qualitativ hochwertigen Individual-, Gruppen- und Klassenunterricht. Vier Ateliercluster unter dem Dach schaffen intermediäre räumliche Einheiten, in denen der soziale Alltag alters- und klassenübergreifend als kleine Schule in der grossen Schule erlebt wird.

Realisierung

Das Bauwerk ist Teil einer Reihe prototypischer Schulbauten von Thomas Fischer Architekten, die hohe Umweltstandards bezüglich Tageslichtnutzung, Landflächenverbrauch und Nachhaltigkeitsbilanz erfüllen. Eine Schlüsselrolle spielt das interdisziplinär entwickelte, hybrid konstruierte Hängetragwerk aus durchlaufenden Stahlfachwerkbindern, kombiniert mit einem maximalen Anteil an Holzelementbauweise. Dies erfüllt die Anforderungen an innovative Pädagogik, Flexibilität, Kompaktheit und Grauenergiebilanz. Wirtschaften bedeutet Wert und Nutzen für Bewohner zu mehren - nicht zu kürzen. Mehrwert entsteht durch Polyvalenz, Flexibilität und Adaptivität des architektonischen Settings. Viele Räume der Atelierschule werden mehrmals am Tag von verschiedenen Bewohnerkonstellationen genutzt, und das Mobiliar ist beweglich. Synergien entstehen im Zusammenspiel unterschiedlicher Raumprogrammpunkte. Das zentrale Pausenfoyer und soziale Zentrum der Schule verwandelt sich bei Bedarf in einen Zuschauerbereich bei öffentlichen Sportereignissen ausserhalb der Schulzeit, während der Theaterraum sich in eine Mensa verwandelt und wieder zurück. Die Atelierschule umfasst flächenintensive Räume wie Schwimm- und Sporthallen, Mehrzweckräume und Säle für Theaterbühnen, die Musikschule, die Bibliothek und den Speisesaal. Sie verbindet grosse und kleine Küchen sowie übliche Klassenräume, Gruppenräume, Werkateliers und Therapieräume für alle, insbesondere für drei integrierte heilpädagogische Schulklassen.

Besonderheiten

Genius Loci: Weit über den konkreten Projektperimeter der Schulanlage hinaus ist die etwa 11,5 Hektar grosse, weit verzweigte Grünraumstruktur innerhalb des von baulicher Transformation geprägten Stadtgebiets Albisriedens. Die Schulanlage Freilager verstärkt im Dialog mit dem bestehenden Quartierzentrum Bachwiesen dessen Mitte, sowohl räumlich als auch sozial. Durch die Umwidmung von Schrebergärten, die vormals exklusiver Vereinsnutzung vorbehalten waren, in eine für alle zugängliche Grünanlage wird die öffentliche Teilhabe verstärkt. Mal schneeweiss, mal wolkenweiss, strahlt die Atelierschule als öffentlich zugängliches Haus der Jugend in den umliegenden Grünraum und verleiht der Schule als Ort kultureller und öffentlicher Zusammenkunft Unverwechselbarkeit. Das charakteristische Sheddach wird durch konvexe Kannelierungen in der Gebäudehülle plastisch lebendig und trägt dazu bei, dass die Schule sowohl aus der Ferne als auch aus der Nähe einzigartig erscheint. Abends bringt das leuchtend transparente Erdgeschoss seine Belebtheit ins Quartier. Raum- und Materialwirkungen, Tageslicht, frische Luft und akustische Qualität der Atelierschule enthüllt die Schönheit ihrer Bewohner und macht Grosszügigkeit zur sinnlichen Erfahrung. Das Himmelslicht in den Ateliers umhüllt Spielen und Arbeiten des lernenden Menschen. Werkstattatmosphäre inspiriert zu spielerisch aktivem Lernen. Die Physiognomie der rundbauchigen Scheddachformen wird intuitiv als Identifikationsmerkmal angenommen.

Der Text von Thomas Fischer Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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