Schulanlage Lärchen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 10. April 2024
Back Simonsen GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die denkmalgeschützte Schulanlage Lärchen in Münchenstein aus den 1950er-Jahren wurde von Back Simonsen sorgfältig erweitert und saniert. Neben einem Erweiterungsbau wurden die bestehenden eingeschossigen Schultrakte sowie die Turnhalle mit Anbauten ergänzt und die Pausenüberdachung verlängert.
Ausgangslage
Die klassische Pavillonschule wurde 1953 nach Plänen des Basler Architekten René Toffol errichtet und 1963 durch denselben Architekten erweitert. Im Laufe der Zeit wurde die Schulanlage mehrfach teilsaniert. Nach einem Brand im Jahr 2005 musste die Turnhalle zu grossen Teilen wiederaufgebaut werden. Nach anfänglichen Bestrebungen, einen Neubau an einem anderen Standort zu errichten, hat sich der Kanton Basel-Landschaft als Bauherrschaft für eine nachhaltigere Strategie entschieden und 2015 einen offenen Wettbewerb für die Erweiterung der bestehenden Schulanlage ausgeschrieben.
Entwurfsidee
Die Siedlungsbebauung rund um die Schulanlage Lärchen ist geprägt von zweigeschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern mit üppig begrünten Gärten. Die Schule fügt sich mit einer flachen Silhouette, mäandrierenden Grünflächen und einem reichen Baumbestand nahtlos in diesen Kontext ein. Der kompakte, ebenfalls zweigeschossige Ergänzungsneubau wurde in der nordwestlichen Ecke des Perimeters platziert und erweitert die Reihe der Spezialtrakte. Durch diese Setzung erhielt die Schulanlage eine volumetrische Präsenz an allen angrenzenden Strassen und die beiden Sportplätze werden stärker in die Anlage eingebunden. Dennoch wurden die neuen Zugänge klar dem bestehenden Haupteingang an der Lärchenstrasse untergeordnet und lassen dem schützenswerten Bestand den Vortritt. Ein wichtiger Entwurfsentscheid für eine selbstverständliche Verbindung von Alt und Neu war der Rückbau der steinernen Trennwand zu den Sportplätzen und das Verlegen des bestehenden Geräteraumes auf die Turnhallenrückseite. Der neue Geräteraum folgt somit dem gleichen Prinzip wie die Anbauten an die beiden Klassentrakte. Die Erweiterung des Pausendachs ist um eine Achse versetzt und vor dem Turnhallenfenster ausgenommen. Dieser elegante Eingriff bricht die Längenwirkung der Überdachung, ermöglicht abwechslungsreiche Durchblicke, spendet Licht und lässt zugleich Raum für Stämme. Sämtliche Bäume auf dem Areal konnten auf diese Weise erhalten werden.
Projektierung
Die differenzierten Bauteile und die verschiedenen Haustypologien prägen die Schulanlage seit deren Errichtung. Die neu gebauten Elemente reichern den Bestand mit verwandten, aber auch neuen Themen weiter an. So gesellt sich beispielsweise der Erweiterungsbau mit seiner zentralen Erschliessungstypologie wie selbstverständlich zu den bestehenden, einbündig erschlossenen Trakten. Eine der vielleicht auffälligsten, aber dennoch unaufdringlichen Differenzierungsmerkmale ist das Fassadenmaterial Holz für sämtliche Neubauten. Im Bestand waren Holzverschalungen bereits zu finden, jedoch nur an wenigen Stellen. Das Verhältnis der Holz- und Putzfassaden ist nun ausgeglichener und hilft, die neuen Bereiche subtil ablesbar zu machen. Verschiedene Holzschalungstypen an den jeweiligen Neubauten erhöhten die gestalterische Vielfalt weiter. Neue Elemente zeichnen sich an vielen Stellen durch eine geometrische Differenzierung und eine frischere, zeitgenössischere Tektonik aus, ohne den Bestand zu konkurrieren. Sowohl im Grundriss als auch vor Ort ist beispielsweise die Erweiterung des Pausendaches durch Rundungen ablesbar. Die originalen Farben des Bestands wurden wieder zum Vorschein gebracht. Im Dialog mit den dunkelroten Brüstungen der Altbauten zeigen sich bei den Neubauten die Markisen in grünen und blauen Farbtönen.
Realisierung
Für die Realisierung hat man sich für eine kompakte Bauzeit von 1,5 Jahren und gegen die ursprüngliche Absicht einer etappierten Sanierung während laufendem Betrieb entschieden. Neben vielen Vorteilen hat die kurze Bauzeit eine sehr hohe Kadenz seitens gestalterischer und örtlicher Bauleitung eingefordert. Der Umgang mit den verschiedenen Teilsanierungen und den daraus resultierenden unterschiedlichen baulichen Zuständen der Gebäude war eine Herausforderung. Da beispielsweise die Turnhalle aufgrund der Sanierung nach dem Brand auf einem relativ neuen Stand war, konnte nicht die ganze Anlage mit den gleichen Mitteln angegangen werden. Zeitweise kamen täglich neue unvorhergesehene Auswüchse früherer Renovierungen zum Vorschein. Somit mussten die verschiedenen Bestandstrakte mit unterschiedlichen Strategien auf einen möglichst gleichen architektonischen Nenner gebracht werden. Schon während der Projektierung fand ein regelmässiger Austausch mit der Denkmalpflege statt. Dies ermöglichte, dass viele originale Bauteile ertüchtigt, aufgefrischt und wiederverwendet werden konnten. Die Bandbreite erstreckte sich über Türen, Stühle, Bänke, Garderoben, Schränke, Lampen, Uhren, Schulwandbrunnen und auch sämtliche Geländer – diese wurden allesamt in aufwändiger Feinarbeit demontiert, SIA-ertüchtigt und wieder montiert.
Das Projekt von Back Simonsen wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Jørg Himmelreich und Valentin Oppliger publiziert.