Schulzentrum Davos Platz
,
Schweiz
Veröffentlicht am 24. Januar 2025
CURA Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Schulanlage in Davos Platz stellt ihren Betrieb auf eine Tagesstruktur um und benötigt dafür mehr Platz für Aula, Cafeteria, Verwaltung und ergänzende Klassenräume. Ursprünglich war geplant, das bestehende Gebäude aus den 1960er-Jahren abzureissen und durch einen ökologischen Neubau zu ersetzen. Stattdessen entschied man sich jedoch für eine integrative Lösung, die den Erhalt der grauen Energie und eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen ermöglicht.
Das Bestandsgebäude wurde an den Längsseiten erweitert und um ein Geschoss aufgestockt, um den gestiegenen Anforderungen des Raumprogramms gerecht zu werden. Der Neubau umschliesst die bestehende Struktur vollständig mit einer neuen Fassadenhülle. Diese erfüllt nicht nur thermische Anforderungen, sondern bringt auch eine moderne, ästhetische Gestaltung mit sich. Optisch wirkt die Schulanlage wie ein Neubau, doch rund 40 Prozent des Bauvolumens bestehen aus der alten Substanz. Die Erweiterung erfolgt in Holzbauweise, wobei ein effizientes Stützenraster verwendet wurde. Dieses orientiert sich an den Wandachsen des bestehenden Massivbaus. Durch die geringen Spannweiten konnten die tragenden Bauteile wirtschaftlich dimensioniert werden, was ein hohes Mass an Flexibilität bei der Grundrissgestaltung ermöglicht. Auch die Aufstockung des dritten Obergeschosses wurde so realisiert, dass die bestehende Struktur nicht zusätzlich belastet wird. Das öffentliche Erdgeschoss öffnet sich zum überdachten Schulhof, während die Büros und Klassenzimmer in den oberen Geschossen um ein kommunikatives Atrium gruppiert sind. Dieses zentrale Atrium wird ergänzt durch vielseitige Flurbereiche, die individuelle Lern- und Rückzugsmöglichkeiten schaffen und so den klassischen Schulbetrieb bereichern.
Ein weiterer Fokus des Umbaus lag auf der Verbindung von Alt und Neu. Der Neubau zur Schulstrasse wurde so konzipiert, dass er an die bestehenden Treppenpodeste anschliesst, wodurch die Geschosse jeweils um ein halbes Niveau verspringen. Gleichzeitig wurde durch die Erweiterung zum Schulhof mehr Abstand zwischen den Klassenzimmern und den Kernen geschaffen, was einen zentralen Rundweg ermöglicht. Spielerisch wechselt man hier zwischen Alt- und Neubau, während neue Querverbindungen innerhalb der Klassenzimmer eine moderne und flexible Unterrichtsgestaltung fördern. Bei den Materialien legte man besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Sichtbare Holztragwerke, Brettstapeldecken mit Schafwolleinlagen und Korkbodenbeläge kontrastieren mit den bestehenden Betonstrukturen und schaffen eine warme und einladende Atmosphäre. Dabei wurde bewusst darauf geachtet, den Unterschied zwischen alten und neuen Bauteilen sichtbar zu machen, um den Umbauprozess für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar zu gestalten. Ein integrales LowTech-Konzept sorgt für zusätzliche Nachhaltigkeit. Während der Sommermonate ist keine kontrollierte Lüftung nötig, da alle Bereiche durch gezieltes Öffnen quergelüftet werden können. Das offene Atrium dient dabei als natürlicher Kamin. Der Energiebedarf der Anlage wird durch eine Geothermie-Anlage und PV-Module gedeckt.
Der Gebäudesektor ist für ein Viertel aller CO₂-Emissionen verantwortlich – eine Tatsache, die jedes Bauprojekt vor die Herausforderung stellt, ressourcenschonend erstellt und zugleich energieeffizient betrieben zu werden. Für das Schulzentrum in Davos entschied man sich bewusst gegen einen vollständigen Neubau und suchte nach einer verantwortungsvollen Lösung, die das Bauvolumen minimiert. Die bestehende Struktur wurde in das neue Schulzentrum integriert, wodurch rund 40 Prozent des Rohbaus eingespart werden konnten. Gleichzeitig ermöglichte eine integrale, räumliche Planung den Verzicht auf eine energie- und wartungsintensive Lüftungsanlage, sodass das Gebäude ganzjährig durch natürliche Belüftung betrieben werden kann. Das Projekt zeigt, dass auch unter schwierigen klimatischen Bedingungen und einem engen Zeitplan ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Konzept realisiert werden kann. Dabei steht die architektonische Qualität des Umbaus einem Neubau in nichts nach. Die bewusste Ablesbarkeit der Verbindung von Alt und Neu im Innenraum schafft für die Schüler und Schülerinnen ein inspirierendes Beispiel für einen respektvollen Umgang mit Ressourcen und Umwelt.
Das Projekt wurde von CURA Architekten für den Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.