Sennhof Chur – vom Gefängnis zum offenen Stadtquartier
,
Schweiz
Veröffentlicht am 26. März 2025
Ritter Schumacher AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Rückbindung und Aufbruch – der Sennhof als lebendiger Stadtraum der Zukunft
Die Transformation des Sennhofs bewegt die Vergangenheit und die Gegenwart in die Zukunft hinein. Der neue Sennhof gewinnt Orientierung und Halt in der Nutzung bestehender Gebäude. Durch Neubau und Abbruch findet er zurück zu seiner Identität und spielt sich frei für die Zukunft. Die Idee, die den Sennhof zu neuem Leben erweckt, ist die Erweiterung der Altstadt durch das Ausschöpfen seines Potenzials. Zentral für die Verwirklichung dieses Ziels im Äusseren ist die Öffnung des bisher abgeschlossenen Areals durch einen Abbruch des nördlichen Sennhoftraktes. Dadurch wird der Blick frei für die Schönheit der Umgebung und ein Gefühl von Offenheit und Austausch kann entstehen. Im Inneren erreichen wir Lebendigkeit durch eine bewusst breite Streuung der Nutzungsmöglichkeiten und eine heterogene Nachbarschaft. Wohnen heisst hier teilhaben an einer gemeinsamen Struktur, die individuelle Ausgestaltung fördert.
Neues Leben in alten Mauern
Viele Jahre galt er als härtester Knast der Schweiz. Im Sennhof untergebracht zu sein, war kein Vergnügen. Doch diese Zeiten sind vorbei, seit die Justizvollzugsanstalt 2019 nach Cazis umgezogen ist. Inzwischen ist viel umgebaut worden. Wo ein Teil des ehemaligen Gefängnisses abgerissen wurde, entstand ein fünfstöckiger Neubau mit 29 Wohnungen. Daneben ist der Gebäudekomplex nicht mehr zusammengebaut, sondern zum Rebberg hin offen. Erhalten sind der denkmalgeschützte Turm aus dem 13. Jahrhundert, der gewölbte Bogentrakt und die Bauten entlang der Sennhofstrasse. Das ehemalige Gefängnis ist mittlerweile ein Hostel – ein Ort der Freiheit, der Kreativität, des sozialen Austauschs und vor allem ein Ort, an dem Reisende auf Einheimische treffen und einen Aufenthalt in einem lebendigen Quartier erleben.
Im Bogentrakt hat sich im Erdgeschoss die «KostBar» eingerichtet. Sie kombiniert Restaurant, Bar und Lounge, bietet kulinarische Kreationen sowie ein vielfältiges Bier-, Wein- und Cocktailangebot. In den drei Etagen darüber ist das Hostel Bogentrakt entstanden, mit rund siebzig Betten in 25 Zimmern. Das Besondere: In alle Zimmer tritt man durch die ehemaligen Zellentüren aus Stahl ein. Die Wände des Aufenthaltsraums hat der Churer Streetart-Künstler BANE gestaltet.
Nachhaltigkeit in allen Aspekten
Es war für uns äusserst wichtig, dass wir den historischen Geist am Ort erhalten und respektvoll damit umgehen. Wo immer möglich, haben wir mit der bestehenden Substanz gearbeitet. Gleichzeitig wollten wir das ganze Areal aber auch in die Moderne bringen und beleben. Wir wollten ein in allen Belangen nachhaltiges Projekt realisieren», erklärt Christian von Ballmoos, Energie- und Nachhaltigkeitsexperte der Ritter Schumacher. Dem ökologischen Anspruch an Nachhaltigkeit wurde durch Massnahmen wie die Erhaltung bestehender Bausubstanz sowie Fernwärme, Materialwahl und Bauweise beim Neubau Rechnung getragen. Mit der Durchmischung von Eigentum im Neubau und Mietmöglichkeiten im Altbau an Gross- und Clusterwohnungen, Ateliers und für Gewerbe wurden ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Soziale Nachhaltigkeit wurde mit einem Angebot an günstigem Wohnraum für Studierende oder Angebote für flexibles Wohnen umgesetzt.
Das Projekt von Ritter Schumacher wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.