Gewerbebau V8
,
Schweiz
Veröffentlicht am 27. März 2025
Ritter Schumacher AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Projektbeschrieb
Das Gewerbegebäude V8 überzeugt durch einen innovativen Konstruktionsansatz, der Beton und Stahl gezielt gemäss ihrer spezifischen Materialeigenschaften einsetzt und so die beeindruckende Ausdrucksform des Projekts ermöglicht. Die expressive Formensprache basiert auf der Nutzung des Euromasters im Erdgeschoss sowie der Ausstellungshalle für die Autosammlung der Bauherrschaft im Dachgeschoss. Das Automobil bildet daher ein zentrales Thema, das in der Projektidee des V8-Motors aufgegriffen wurde.
Während des Projektverlaufs ergänzten zahlreiche Sekundärnutzungen die beiden Hauptnutzungen. Im Erdgeschoss – der «Ölwanne» des Motors – ist der Euromaster untergebracht. Die dazwischenliegenden Geschosse bieten Raum für Sekundärnutzungen wie Büros und Gewerbeflächen. Im obersten Regelgeschoss wird die Autosammlung der Bauherrschaft eindrucksvoll durch acht zylinderähnliche Oberlichter inszeniert. Darüber, sozusagen im «Luftfilter», befindet sich die Hauswartwohnung. V8 ist weit mehr als ein Gewerbebau: Es ist ein Herzensprojekt des Bauherrn, das Funktionalität und gestalterische Qualität in einzigartiger Weise vereint.
Sinnvoller Einsatz von Beton
Beton wurde im V8 gezielt als tragendes und gestaltendes Element eingesetzt. Die zentral angeordneten Treppenhauskerne aus Sichtbeton mit angrenzenden Nasszellen und Nebenräumen erfüllen nicht nur die brandschutztechnischen Anforderungen, sondern prägen auch die Innenraumstimmung. Hier zeigt sich das eindrucksvolle Zusammenspiel von Stahl und Beton. Die Deckenkonstruktionen bestehen aus Stahlträgern, einer Holoripdecke und einem Überbeton. Die Fassade setzt sich aus Stahlstützen, ausgedämmten Kassetten und einer hinterlüfteten Metallverkleidung zusammen. Ein geschliffener Anhydritboden verleiht dem Innenraum zusätzlich einen betonartigen Ausdruck.
Bei der Umsetzung des V8 wurde Beton nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch innovativ genutzt. Präzise Schalungsmuster und die Oberflächenbearbeitung erzeugen eine lebendige, haptische Qualität. Besondere Aufmerksamkeit galt den Details: Fugenausbildungen und Schalungspräzision schaffen eine einheitliche, saubere Optik. Beton erweist sich hier als vielseitiges Material, das sowohl Tragwerk als auch Designobjekt ist.
Interdisziplinäre Ansätze
Die Realisierung vom V8 erforderte eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauherrn. Technische und gestalterische Anforderungen wurden frühzeitig integriert, um ein funktionales und ausdrucksstarkes Gebäude zu schaffen. Die Vision der expressiven Gebäudeform wurde mit der Vorstellung des Bauherrn, Autos in einem Ausstellungsraum zu inszenieren, in Einklang gebracht. Das Ergebnis ist ein hybrides Gebäude, das interdisziplinäre Exzellenz verkörpert.
Ortsspezifische Gestaltung und räumliche Konzeption
Das Gewerbegebäude V8 fügt sich harmonisch in den urbanen Kontext der ehemaligen Euromaster-Parzelle ein. Die klare Formensprache greift die industrielle Umgebung auf und setzt dennoch einen markanten, modernen Akzent. Die Gestaltung verbindet die Vergangenheit des Ortes mit der Gegenwart und interpretiert seinen industriellen Charakter neu. So wird der Standort zum integralen Bestandteil des architektonischen Konzepts.
Die räumliche Grundkonzeption wird durch die zentralen Betonkerne, die Stahl-Betonverbunddecke, welche stützenfreie Innenräume und maximale Flexibilität für die individuelle Innenraumgestaltung ermöglicht, sowie die Stahlkonstruktion an der Fassade geprägt. Über hohe Räume und grosse raumhohe Fenster können die Raumtiefen optimal belichtet werden - es entstehen helle, einladende Innenräume. Die Reduktion der Bauelemente auf das Wesentliche fördert eine moderne, funktionale Raumatmosphäre.
Umfassende Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit spielte bei der Planung des V8 eine zentrale Rolle. Beton bietet durch seine thermische Masse eine optimale Energieeffizienz, indem er Temperaturspitzen abfedert. Zudem garantiert die Langlebigkeit des Materials eine nachhaltige Nutzung über Generationen hinweg. Die flexible Grundstruktur erlaubt eine langfristige Anpassungsfähigkeit an wechselnde Nutzungsanforderungen und sichert so die Zukunftsfähigkeit des Gebäudes.
Innenausbau der Büros von Ritter Schumacher
In Einklang mit den Bedürfnissen der Nutzer und den Prinzipien nachhaltiger Architektur zu gestalten, bedeutet, Räume für Flexibilität, Vielfalt und Wohlbefinden zu schaffen. Unsere Büroräumlichkeiten sind ein Ort der Begegnung und Offenheit – nach innen wie nach aussen. Die offenen Strukturen fördern den Austausch und die Zusammenarbeit, während Rückzugsorte Raum für Konzentration und Erholung bieten. Natürliche Materialien, durchdachte Beleuchtung und flexible Raumnutzungen schaffen eine Atmosphäre, die nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden stärkt, sondern auch wegweisend für eine zukunftsfähige Arbeitskultur ist. Der Innenausbau steht für eine harmonische Verbindung von Funktionalität, Ästhetik und Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt.
Das Projekt von Ritter Schumacher wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.