Die Bauherrschaft besass ein historisches Bauernhaus mit weitläufigem Grundstück in der Kernzone und plante, durch die Abparzellierung und dem Verkauf kleiner Grundstückflächen den Umbau des baufälligen Bauernhauses zu einem Mehrgenerationenhaus für die Grossfamilie querzufinanzieren. Neustadt Architekten schlugen vor, stattdessen ein Reiheneinfamilienhaus zu realisieren (siehe Reiheneinfamilienhaus Zum Hemmensberg), um einerseits einen Neubau in einer vergleichbaren Körnigkeit mit den mächtigen Bauernhäusern des Dorfes zu erstellen, andererseits möglichst viel zusammenhängende Wiesenfläche zu erhalten und Infrastruktur wie die Erdsonden-Wärmepumpenheizung und die Einstellhalle für beide Bauten zu nutzen.
Das auf kommunaler Ebene geschützte Bauernhaus besteht aus einem 1810 erbautem Hauptbau mit Wohn- und Ökonomieteil und einem 1912 ergänzten rückwärtigem Scheunenanbau. Das grosse Volumen und der Scheunencharakter sind auch nach dem Umbau in den grosszügigen Erschliessungsräumen im vorderen und hinteren Tenn erlebbar. Diese Räume werden von allen Bewohnenden gemeinsam genutzt und dienen als Begegnungszonen, Abstellflächen für Velos und Kinderwagen und in der warmen Jahreszeit auch für gemeinsame Feste. Die beiden bestehenden Wohnungen im Wohnteil wurden saniert und erhielten neue, separate Hauseingänge. Im Dachgeschoss und im Ökonomieteil wurden weitere drei Geschosswohnungen eingebaut und im rückwärtigen Anbau entstand ein eigenständiger, separater Hausteil.
Der Umbau der beiden bestehenden Wohnungen erfolgte in Absprache mit der Denkmalpflege. Die Raumaufteilung sowie die Kachelöfen, das Täfer und einzelne originale Innentüren wurden möglichst erhalten. Mit neuen Bodenaufbauten und einer Innendämmung erfüllen die Wohnungen die heutigen Erwartungen an Komfort und Schallschutz. Das Holzfachwerk wurde an einzelnen Stellen freigelegt und alle inneren Oberflächen erneuert. Helle Anhydrit- und Eichenparkettböden und hell gestrichenes Holzwerk lassen trotz niedriger Decken viel Tageslicht in die tiefen Grundrisse. Die mittig liegende Raumzone wird durch einen neuen Nasszelleneinbau strukturiert, der auch die Hochschränke der Küche und einen Einbauschrank im Entrée beinhaltet. Der ehemalige Saustall wurde durch einen Balkonanbau aus Holz ersetzt, der gemeinsam mit der erneuerten Laube eine attraktive Aussenfläche für die Wohnung im Obergeschoss bietet. Der Keller unter der Erdgeschosswohnung, der auf das 18. Jahrhundert datiert wird, ist neu auch durch ein Falltor direkt aus der Wohnung zu erreichen.
Die neuen Wohnungen wurden nach dem Haus-in-Haus-Prinzip als selbsttragende Holzbauten erstellt. Jede Wohnung weist dabei eigene Besonderheiten aus: Galerien, die sich die Höhe des Dachraums zunutze machen; ein innen liegender Balkon im hinteren Tenn mit Zwischenklima; eine Maisonettewohnung auf kleinem Grundriss über drei Geschosse mit Blick auf die Felder. Im Ausbau sind sie schlicht und zeitgemäss gehalten, mit durchgängig hellen Anhydritböden und Türen und Fenstern in Fichte. Für die Fassade wurde in Abstimmung mit dem kantonalen Ortsbildschutz ein sanftes Sanierungskonzept umgesetzt, bei dem der Erhalt der ursprünglichen Elemente im Zentrum stand. Prägnante neue Öffnungen in der Bruchsteinmauer gegen Westen erlauben eine gute Belichtung der Wohnungen im Ökonomieteil, während die grosse Dachfläche nur durch minimale Aufbauten verändert wurde. Der Scheunenanbau ist neu mit einer offenen Holzschalung verkleidet.
Die Umgebung besteht hauptsächlich aus einer biodiversen Blumenwiese, die mit heimischen Stauden und diversen Obst- und Nussbäumen bepflanzt wurde. Verschiedene Sitzplätze und Spielgeräte rund ums Haus werden gemeinschaftlich genutzt. Der Umbau wurde mit einem Minimum an Beton hauptsächlich in Holzbauweise und damit CO₂-schonend realisierend. Dank neuer Fenster, Innendämmung mit Isofloc, Wärmepumpenheizung und -boiler ist das historische Bauernhaus energiesparsam im Betrieb.
Das Projekt von Neustadt Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.