Werk11
,
Schweiz
Veröffentlicht am 28. März 2023
studio WOW ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ein Lowtec-Haus mit Esprit: Werk11 steht nahe dem Stadtzentrum von Biel am Schüsskanal. Bart & Buchhofer Architekten wählten für das Werk- und Wohnhaus eine Holzkonstruktion: Mit runden Fenstern an der Stirnseite und einem Dach, das in der Mitte einen Graben bildet, haben sie ein selbstbewusstes und charismatisches Gebäude geschaffen, das dem ganzen Quartier neuen Schwung verleiht.
Ausgangslage
Die Werkhofstrasse befindet sich in der Nähe der Esplanade und des Stadtzentrums von Biel. Die Parzelle grenzt im Osten an den Kanal der Schüss, ist zentral gelegen und perfekt an den öffentlichen und individuellen Verkehr angebunden. Der Bahnhof ist 900 und die nächste Bushaltestelle 150 Meter entfernt. Das Stadtviertel befindet sich in einer dynamischen Entwicklungsphase.
Entwurfsidee
Im November 2018 konnten Wow Immobilien die drei Grundstücke 2291, 2292, 2293 an der Werkhofstrasse in Biel von der Firma Baehni&Cie erwerben mit der Absicht, das in die Jahre gekommene Wohn- und Gewerbegebäude sowie den Parkplatz in naher Zukunft durch einen Neubau zu ersetzen. Ende 2019 erteilten Wow Immobilien Bart & Buchhofer Architekten den Auftrag, ein flexibles Arbeits- und Wohngebäude als langfristige Immobilienanlage zu planen. Die Idee, das neue Gebäude als anpassungsfähige Struktur zu konzipieren, erwies sich bereits im Planungs- und Entwicklungsprozess als praktikabler und sinnvoller Ansatz. Mit dieser Strategie konnte das neue Gebäude bereits während der Bauphase an die hohe Nachfrage nach Arbeitsräumen angepasst und in seiner ersten Lebensphase ausschliesslich für berufliche Zwecke genutzt werden.
Projektierung
Das Haus wurde auf einem soliden und dennoch sehr anpassungsfähigen Fundament errichtet. Der weitgehend in Holzbauweise konzipierte Neubau mit grosszügigen Laubengängen an den Längsfassaden und lichtdurchfluteten Deckenhöhen von mindestens drei Metern verspricht nicht nur Nachhaltigkeit. Die 400 Quadratmeter grosse Solaranlage produziert ca. 80 MWh pro Jahr, bei einem Jahresbedarf des Gebäudes von etwa 70 MWh (inkl. Betrieb). Die technisch einfache, nachhaltige, ökologische und ökonomische Bauweise sowie die flexible Struktur ermöglicht vielfältigen aktuellen und künftigen Nutzungsbedürfnisse zu erfüllen. Die sichtbar gelassenen Bauelemente schaffen einen industriellen Charme in den Räumen. Das Haus bietet Jungunternehmern, Start-ups, Kreativen und Künstlern, die mehr wollen als ein konventionelles Arbeitsumfeld, eine inspirierende Umgebung. Ein Café im Erdgeschoss, die geräumigen Laubengänge oder der Garten an der Schüss bieten Raum für den informellen Austausch, Entspannungspausen oder Momente des Nachdenkens. Das robuste, modulare Lowtech-Gebäude bietet den idealen Raum für kreatives und entspanntes Arbeiten in einer anregenden Arbeitsumgebung.
Besonderheiten
«Der Garten ist der letzte Luxus unserer Zeit, denn er erfordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Aufmerksamkeit und Raum» Dieter Kienast
Der sich entwickelnde Garten mit Blick auf die Schüss stellt eine überraschende und willkommene Oase im städtischen Kontext dar und schafft einen Raum der Aneignung und Biodiversität. Die Wahl der Pflanzen, die Struktur und die Organisation des als Waldgarten angelegten Aussenraums ergeben sich aus den unmittelbaren Anforderungen und Bedürfnissen. In Gruppen angeordnete Waldkiefern, begleitet von kleinen einheimischen Sträuchern und Stauden, prägen die Grundstruktur des Waldgartens. Die Böden sind durchlässig und werden je nach Lage als Magerwiese, stabilisierter Rasen oder Kies angelegt. Hochstämmer spenden Schatten und laden die Werk11-Gemeinde zum Verweilen, Boccia spielen oder Apéro trinken ein. Ein altes Kandelaber-Fundament, das vor Ort ausgegraben wurde, dient als informelle Bank und der alte Kiosk als temporäre Bar und «Off»-Raum für spontane Ideen und Projekte mit Bezug zur Nachbarschaft.
Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.