Wohnen im Haus zum Jägermil

 
4313 Möhlin,
Schweiz

Veröffentlicht am 03. April 2025
staub architekten ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Bahnhofstrasse 150, 4313 Möhlin, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
13
Grundstücksfläche
1941 m²
Geschossfläche
2897 m²
Gebäudevolumen
8942 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
7,0 Mio. CHF
Parkplätze
18

Beschreibung

An der Bahnhofsstrasse in Möhlin verbindet das «Haus zum Jägermil» historische Bautraditionen mit zeitgemässen Wohnansprüchen auf zurückhaltende und dennoch selbstbewusste Weise. Das von Staub Architekten AG realisierte Projekt wurde im Juli 2023 fertiggestellt und besteht aus einem Hauptgebäude sowie einem Gartenhaus, die gemeinsam ein Ensemble bilden, das sich respektvoll in die bestehende städtebauliche Struktur einfügt. Der Entwurf geht bewusst auf die Charakteristik des Ortes ein und interpretiert traditionelle Elemente in einer neuen architektonischen Sprache, ohne dabei die Authentizität des historischen Kontextes zu verlieren.

Das Hauptgebäude nimmt in Materialität und Gliederung direkten Bezug auf die Bauweise der Region. So finden sich im Erdgeschoss Klinkersteinmauern, während das Obergeschoss mit einer markanten Holzfassade gestaltet ist – ein Verweis auf das ursprüngliche Erscheinungsbild des Hauses, das durch die Rückführung verlorener Elemente wie der historischen Laubengänge neu interpretiert wird. Diese gestalterischen Rückgriffe geben dem Neubau nicht nur ein starkes lokales Gesicht, sondern schaffen auch eine Atmosphäre, die sowohl vertraut als auch zeitgemäss wirkt. Im Kontrast dazu steht das Gartenhaus, das mit reduzierter Formensprache und einer dunklen Holzverkleidung bewusst zurücktritt und sich sensibel in die natürliche Umgebung einfügt. Die Verwendung nachhaltiger Materialien sowie die Integration eines Dorfbaums vor dem Gebäude stärken den landschaftlichen Charakter und schaffen ein ruhiges, naturnahes Gegenüber zum öffentlich geprägten Strassenraum. Die beiden Baukörper formulieren unterschiedliche räumliche Angebote: Das Gartenhaus schafft einen privaten Rückzugsort mit grüner Aufenthaltsqualität, während entlang der Bahnhofsstrasse ein öffentlicher Vorbereich entsteht, der durch die Setzung eines Buswartehäuschens zusätzlich aktiviert wird. Insgesamt umfasst das Ensemble 13 Wohneinheiten sowie zwei Gewerberäume, die durch offene Grundrisse, durchdachte Materialwahl und sorgfältige Details eine zeitgemäße Wohnqualität ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wiederverwendung von Altholz aus der ehemaligen Scheune, die einst auf dem Grundstück stand. Die alten Balken wurden sowohl in die Dachkonstruktion als auch im Innenausbau integriert und erzeugen eine starke sinnliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Der bewusste Umgang mit dem Vorgefundenen und die architektonische Klarheit der neuen Bauteile lassen das «Haus zum Jägermil» zu einem vielschichtigen Ort werden, der über seine reine Nutzung hinaus auch eine identitätsstiftende Funktion für das Quartier erfüllt.

Das Projekt von Staub Architekten AG wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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