Wohnen in der Post de la Madeleine
,
Schweiz
Veröffentlicht am 12. Februar 2025
Bakker & Blanc Architectes Associés Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Architektur der neuen Poste de Rive orientiert sich an den klassischen Prinzipien Vitruvs und tritt in einen Dialog mit den benachbarten Gebäuden. So entsteht eine architektonische Ordnung, die sich harmonisch in ihr städtisches Umfeld einfügt. Das Postbüro erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoss sowie das erste Untergeschoss, während die Büroräume im ersten Obergeschoss untergebracht sind. Die fünf oberen Stockwerke sind für Wohnungen vorgesehen. Diese Anordnung betont das Piano Nobile der ersten beiden Etagen und hebt die öffentliche Nutzung des Erdgeschosses hervor. Eine monumentale Gestaltung manifestiert sich in zwei Arkaden mit massiven Säulen, die die Eingänge des Gebäudes markieren. Ihre abgeschrägten Ecken leiten die Besucher und Besucherinnen in einer gleitenden Bewegung ins Innere. Im Attikageschoss werden die Raumhöhen erhöht, um die architektonische Krönung des Bauwerks zu betonen.
Die gewählte Typologie bestätigt die städtische Blockrandbebauung und bietet durchgesteckte Wohnungen. Mit einer Tiefe von 12,5 Metern offenbart der Grundriss eine klare Zweiteilung zwischen Strasse und Innenhof: Die Schlafzimmer sind hofseitig nach Norden ausgerichtet, während die Wohnräume zur Strasse hin nach Süden orientiert sind. Die Küche befindet sich zentral im Grundriss und strukturiert das Raumgefüge. Als typische Genfer Labor-Küche konzipiert, öffnet sie sich auf halber Höhe zum Wohnbereich und schafft so eine visuelle Kontinuität zwischen den beiden Fassaden. Die Strassenfassade zeichnet sich durch eine markante, mineralische Präsenz aus, die durch ein subtiles Spiel aus Reliefs und Oberflächen entsteht – zugleich kühn und zurückhaltend. Diese vielschichtige Gestaltung verleiht dem Gebäude eine wahrnehmbare Dynamik, die sich je nach Perspektive in wechselnden Licht- und Schatteneffekten entfaltet. Vorfabrizierte Betonfertigteile in einem grau-grünen Farbton – teils poliert, teils roh belassen – erinnern an den Kalkstein der benachbarten Fassaden und schaffen eine authentische materielle Kontinuität ohne künstliche Nachahmung. Die oberen Stockwerke sind millimetergenau an die Baugrenze ausgerichtet und verfügen über schmale Balkone, die sich leicht in den Strassenraum erstrecken – eine bewusste Referenz an die Bow-Windows des gegenüberliegenden Gebäudes des Vieux Collège. Dieses Spiegelbild wird durch eine ähnliche Fassadenrhythmik verstärkt. So erscheint das Gebäude aus manchen Blickwinkeln als eine Reminiszenz an eine vergangene Epoche, während es sich aus anderen Perspektiven als ein entschieden zeitgenössischer Bau offenbart.
Das Projekt wurde von Bakker & Blanc für den Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.