Wohnhaus Mommsenstrasse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 23. Januar 2025
BLUSCH GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ausgangslage
Anlass für den Neubau waren diverse Bauschäden am Bestand, welche nur mit grossem Aufwand behoben werden könnten. Eine Sanierung mit Aufstockung wurde geprüft, allerdings wieder verworfen, da die gering dimensionierten Fundamente des Bestandes und die schmale Gebäudefigur eine Aufstockung praktisch verunmöglicht haben. Wiederum könnten die Ausnützungsreserven auf der Parzelle mit einem Neubau sinnvoll ausgenutzt werden. Die sich verjüngende Parzellenfigur in Kombination mit den maximal zulässigen Gebäudelängen erwies sich als äusserst anspruchsvolle Ausgangslage. In enger Absprache mit der Nachbarschaft von der Hochstrasse 73 (südseitig) konnte ein Projekt entwickelt werden, welches sämtlichen Anforderungen gerecht werden konnte. So konnte an bevorzugter Lage eine wertvolle Verdichtung stattfinden und neuer Wohnraum geschafft werden.
Städtebau und Wohnungen
Das Projekt sieht zwei viergeschossige Gebäudekörper vor, welche mittig mit einem wettergeschützten Treppenhaus erschlossen werden. Die beiden Gebäudekörper richten sich so zueinander und den Nachbarn aus, dass Blickbezüge und eine Hofsituation entstehen können. Das wettergeschützte Treppenhaus spielt dabei eine zentrale Rolle, denn es fungiert als Lärmschutzriegel für die Wohnungen und den davorliegenden Hof. Die stark befahrene Gladbachstrasse erforderte entsprechende Lärmschutzmassnahmen, die dadurch entschärft werden können. Die lange Fassade entlang der Gladbachstrasse erhält mit den zwei Erkern eine verträgliche Massstäblichkeit. Pro Geschoss werden über private Aussenräume jeweils eine 3.5-Zimmer und eine 2.5-Zimmer Wohnung erschlossen. Im 3. Obergeschoss befinden sich zwei grösszügigere Maisonette-Wohnungen. Sämtliche Wohnungen besitzen mindestens zwei Aussenräumen und lassen verschiedene Wohnformen zu.
Adressbildung
Eine Herausforderung bei der Adressierung des Gebäudes war die Hangsituation und die damit verbundene Positionierung des Erdgeschosses. Im Bestand betritt man das Gebäude von der Gladbachstrasse her über eine Umgebungstreppe mit einer Abwärtsbewegung. Die höher gelegene und viel befahreren Gladbachstrasse erschwert heutige Erschliessungsanforderungen wie Besucherparkplätze und Rollstuhlgängikeit erheblich. Um auch diesen Anforderungen gerecht zu werden, schlägt das Projekt eine neue Eingangssituation an der ruhigeren Mommsenstrasse vor. Am unteren Ende der Parzelle kann die Parzelle den Höhenverhältnissen entsprechend betreten und befahren werden. Es kann eine gleichwertige Behandlung der Zugänglichkeiten für Personen mit und ohne Beeinträchtigung angeboten werden. Ansonsten müsste eine massive und unbefriedigende Rampenanlage auf Seite der Gladbachstrasse oder ein rollstuhlgängiger Zugang über die Garagenrampe angeboten werden können. Die neu geschaffene Eingangssituation wird entsprechend grosszügig behandelt und führt die Besucher und Bewohner über eine Halle direkt zum Lift. Eine gut einsehbare Waschhalle soll diesen offenen Charakter weiter stärken und beleben.
Ausdruck und Fassadengestaltung
Vertikale Fassadenscheiben gliedern den Rythmus der Gebäudeform und bilden das statische System ab. Die Gebäudeecken und Richtungswechsel werden durch vertikale Fensterbänder markiert und unterstützen die Lesbarkeit der Scheiben in ihrer gesamten Wandstärke. Die vorgehängte Fassade aus Faserzementplatten soll als ein robustets und gleichzeitig fragiles Kleid wahrgenommen werden. Durch die geschuppte Verkleidung kann eine Leichtigkeit erzeugt werden, die durch die dünne Platte selbst noch verstärkt wird. Die vier Hauptgeschosse werden optisch in der Hälfte geteilt, damit ein Horizont auf Strassenhöhe entsteht. Dieser Horizont führt gleichzeitig eine Massstäblichkeit ein und korrespondiert mit der Stadt. Die ersten beiden Hauptgeschosse werden in einem dunklen Farbton zusammengefasst und stellen das Gebäude auf den Boden. Nach oben werden die Farbtöne heller. Der Holzbau im Attika wird mit einer gewellten, mit den in den Hauptgeschossen verwandten Faserzementplatte verkleidet, welche auch im Treppenhaus und auf den Veranden wiederzufinden ist. Stoffmarkisen in hellen Farbtönen bei sämtlichen Aussenräumen sollen die Leichtigkeit unterstreichen.
Das Projekt von Blusch – Blumer Schüpbach Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.